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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Sie kommen, aber ich weiß nicht, ob er mich verstanden hat«, sagte sie anstelle einer Begrüßung. »Ich habe gar nicht glauben können, dass sich Schwester Ella nun doch noch entschlossen hat, nach Lamont suchen zu lassen. Ich hab sogar in Lionsgate Manor angerufen, um sie danach zu fragen. Es gibt so viele Betrüger heutzutage, die alte Leute um ihre Ersparnisse bringen wollen. Man muss immerzu auf der Hut sein."
    Das klang aggressiver, als es gemeint war. Es war wohl nur das Erstbeste, was ihr in den Sinn kam.
    »Ich bin zugelassene Privatdetektivin«, sagte ich und zog die Lizenz heraus, aber Rose Hebert sah gar nicht hin. »Ich wurde Miss Ella von Karen Lennon empfohlen. Vielleicht kennen Sie Pastorin Lennon? Miss Ella hat allerdings durchblicken lassen, sie hätte mich eigentlich nur um ihrer Schwester willen mit dieser Sache beauftragt.«
    »Ach, die arme Miss Claudia«, murmelte Rose Hebert. »Es ist so traurig, wenn man sie jetzt sieht. Als junge Frau war sie so lebendig und anmutig. Mein Vater musste sie ständig ermahnen, mit christlicher Sittlichkeit aufzutreten. Aber meine Freundinnen und ich haben sie heimlich bewundert. Wir haben immer nachzumachen versucht, wie sie sich bewegte und kleidete.«
    »Miss Ella wollte nicht, dass ich ihre Schwester besuche, aber das klingt so, als hätten Sie Miss Claudia kürzlich gesehen?«
    »Oh ja! Ich fahre den Bus, mit dem wir die Leute, die nicht mehr laufen können, zum Gottesdienst bringen. Dazu gehören auch Miss Ella und ein paar andere aus Lionsgate. Miss Claudia versuche ich auch immer mal zu besuchen, aber sie ist sehr schwach. Manchmal weiß ich gar nicht, ob sie mich erkennt. Und Fremde kann sie bestimmt nicht verkraften.« Immer noch blockierte Rose Hebert den Eingang. Aus dem dunklen Gang hinter ihr hörte man eine laute Stimme.
    Ich versuchte, an ihr vorbeizusehen. »Und wie steht es mit Ihrem Vater? Ist er kräftig genug, dass ich mit ihm reden kann?«
    »Oh. Ja. Natürlich. Deshalb sind Sie ja hier … Nur, mein Vater … Es ist nicht so einfach mit ihm … Sie dürfen ihm das nicht übel nehmen … Er ist nicht immer …« Sie murmelte noch weitere geflüsterte Entschuldigungen, während sie zurückwich und die Eingangstür freigab.
    Auf dem kleinen Tisch im Flur lagen Kirchenmitteilungen, Rechnungen und Zeitschriften wild durcheinander. Es sah auch nicht anders aus als bei mir, bloß dass es bei mir keine Kirchenmitteilungen gab. Wir folgten der lauten Stimme ins Wohnzimmer. Sie kam aus dem Fernseher, wo ein Geistlicher uns aufforderte, ihm Geld dafür zu schicken, dass er uns sagte, wie sündig wir waren. Das Licht vom Bildschirm spiegelte sich auf dem kahlen Kopf eines Mannes im Rollstuhl. Er wandte sich nicht um, als wir eintraten, und er reagierte auch nicht, als seine Tochter ihm die Fernbedienung aus der Hand nahm und den Ton abstellte.
    »Daddy, das ist die Dame, von der ich dir erzählt habe, die Schwester Ella und Schwester Claudia zu uns geschickt haben. Sie soll nach Lamont suchen.«
    Ich kniete mich neben den Rollstuhl und legte meine Hand auf die Armlehne, dicht neben seine. »Ich bin V. I. Warshawski, Pastor Hebert. Ich bemühe mich, Leute zu finden, die Lamont Gadsden gekannt haben und vielleicht wissen, was aus ihm geworden sein könnte.«
    Speichel tropfte ihm aus dem Mundwinkel. »Lamont. Ärger.«
    »Er meint, dass Lamont ein verstörter junger Mann war«, sagte Rose leise.
    »Gemacht.« Der alte Pfarrer presste das Wort nur mit Mühe heraus.
    »Daddy, er hat keinen Ärger gemacht«, rief Rose. »Er hatte guten Grund für seinen Ärger, wenn man bedenkt, was wir für Ungerechtigkeiten erlebt haben.«
    Pastor Hebert versuchte zu sprechen, brachte aber nur eine Art Gurgeln heraus. Schließlich würgte er das Wort »Schlange« heraus.
    »Schlange?«, wiederholte ich zweifelnd.
    Aber Rose griff erneut ein. »Nein, er war nicht bei den Anacondas!«, rief sie. »Er hat ihnen bloß geholfen, als sie Dr. King beschützt haben.«
    Vater und Tochter hatten offensichtlich schon öfter darüber gestritten. Sein Gesicht blieb vollkommen starr, aber Rose’ Lippen zitterten, als wäre sie noch ein kleines Mädchen, das sich gegen einen Erwachsenen zu wehren versucht. Ziemlich erstaunlich für eine fast sechzigjährige Frau.
    Ich ging in die Hocke. Lamont Gadsden bei den Anacondas? Kein Wunder, dass Miss Ella seinen Umgang nicht befürwortet hatte. Die Anacondas waren schlimmer als die El Rukns gewesen. Waffen, Mord, Drogen, Prostitution:

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