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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ein Sweatshirt und Shorts an. Peppy folgte mir, als ich ins Wohnzimmer ging und ein altes Fotoalbum herauszog, das noch von meinen Eltern stammte.
    Lange brütete ich über dem Hochzeitsfoto: City Hall, 1945. Meine Mutter sah in ihrem strengen Kostüm aus wie Anna Magnani in Rom, offene Stadt . Mein Vater in seiner Ausgehuniform schien fast zu platzen vor Stolz, die außergewöhnlichste Frau heiraten zu dürfen, die er je kennengelernt hatte.
    Peter, sein jüngerer Bruder, noch ein Kind, trug einen Matrosenanzug. Mein Großvater, der starb, als ich noch sehr klein war, war auch zu sehen, groß und grobknochig wie alle Warshawskis. Meine Tante Marie und Boom-Booms Vater waren auf mehreren Fotos abgebildet. Dabei war deutlich zu erkennen, wie säuerlich Tante Marie ihre frisch eingewanderte Schwägerin ansah. Mein Onkel Bernard hingegen gab meiner Mutter einen Kuss, der mir höchst unbrüderlich schien. Ich schaute noch einmal genauer hin. Vielleicht erklärte das ja die allgemeine Säuerlichkeit meiner Tante.
    Erst viel später gab es ein paar Bilder von mir. Bevor ich geboren wurde, hatte meine Mutter drei Fehlgeburten erlitten. Auch nach mir erlitt sie noch zwei Fehlgeburten, was vielleicht ein Symptom für das Krebsgeschwür war, das in aller Stille in ihrem Inneren wuchs und sie am Ende besiegte.
    Ich fand einen Schnappschuss am Strand des Michigansees, als ich ungefähr drei war. Meine Mutter sah ausnahmsweise mal entspannt aus, mehr wie Claudia Cardinale als wie Anna Magnani. Ich strahlte über einem Eimerchen voll Sand, und mein Vater in der Badehose beugte sich über uns. Seine beiden Pfeffertöpfe hat er uns immer genannt.
    Ich blätterte weiter. Baseball im Grant Park. Mein Vater spielte in einer der Polizeimannschaften. Ich kannte die meisten Männer, mit denen er spielte. Jetzt runzelte ich die Stirn, als ich das Bild sah und die Namen las, die mein Vater in seiner eigenartig eckigen Druckschrift darunter geschrieben hatte. Bobby Mallory, damals noch ein Rekrut, spielte den Shortstop. Zwei andere Männer, die in den letzten Jahren gestorben waren, waren im Außenfeld.
    Ziemlich überrascht war ich, als ich den Mann neben Bobby entdeckte: George Dornick. Er hatte gestern Abend zum Gefolge von Brian Krumas gehört. So viel ich wusste, unterhielt er einen Sicherheitsdienst in der Stadt. Wie ich gestern erfahren hatte, war er Berater des Kandidaten in Fragen der Homeland Security und des Terrorismus.
    Dass ehemalige Polizisten für private Sicherheitsfirmen arbeiteten, war durchaus üblich. Dass sie eine so große, erfolgreiche Firma gründeten, war hingegen außergewöhnlich. Es war merkwürdig, ihn hier zu entdecken, vierzig Jahre jünger, mit üppigem braunem Haar. Er grinste genauso selbstbewusst wie mein Vater, Bobby Mallory und die anderen Männer. Wer weiß, wenn mein Vater nicht gestorben wäre, hätte er heute womöglich auch seine eigene Firma und wäre ein reicher Mann.
    Ich legte das Album wieder in seine Schublade und ging ins Bett zurück, aber ich fand keinen Schlaf. Ich holte eine Flasche Blaubeersaft aus dem Kühlschrank und setzte mich auf die Veranda. Peppy war in den Garten hinuntergetrottet. Jetzt bellte sie plötzlich, und ich beugte mich übers Geländer, um zu sehen, was sie beunruhigt hatte. Die Gartentür öffnete sich, und eine weiße Gestalt erschien, die Peppy misstrauisch anknurrte.
    Ich war die Hintertreppe schon halb hinuntergestürmt, als ich merkte, dass es mein Nachbar war, der von einem Auftritt zurückkehrte. In einem riesigen weißen Kasten schleppte er seinen Bass. Als er anfing, die Treppe hinaufzusteigen, verwandelte sich Peppy augenblicklich von der misstrauischen Wächterin zur begeisterten Cheerleaderin und umkreiste Jake Thibauts Beine.
    »Das ist ein schönes Gefühl, wenn man nach einem harten Arbeitstag freundlich begrüßt wird.« Thibaut trug einen Abendanzug, aber er hatte die Fliege eingesteckt und das Hemd aufgeknöpft. »Was machen Sie denn hier so früh am Morgen?«
    »Verdauungsbeschwerden. Ich habe zu viele Politiker gefressen beim Dinner. Wie steht’s denn bei Ihnen? Es ist doch schon vier oder so?«
    »Wir haben beim Ravinia gespielt, und dann hat eins zum anderen geführt«, sagte er vage, was mich vermuten ließ, dass er mit einer Frau zusammen gewesen war. Er lehnte seinen Bass an die Küchentür seiner Wohnung. »Was für Politiker haben Sie denn verspeist?«
    »Meine Cousine – diese große junge Studentin, die Sie vielleicht schon mal hier

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