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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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nicht nur, weil ich mich so schwach fühlte, sondern auch, weil ich sehen wollte, ob ich beschattet wurde. Murrays Andeutungen hatten mich sehr beunruhigt. Wenn die Bombenwerfer es wirklich auf mich abgesehen hatten, musste ich damit rechnen, dass sie es noch einmal versuchten. Aber solange sie dachten, ich sei im Krankenhaus, war ich vermutlich vor ihnen sicher. Wahrscheinlich war heute Nacht die letzte Gelegenheit, um das Freedom Center noch einmal aufzusuchen, ohne dass irgendjemand es wusste.
    Einen Vorteil hatte die Uptown-Nachbarschaft, in der ich mich gerade befand: Leute mit wirren Haaren, die Schwierigkeiten hatten, sich aufrecht zu halten, gab es in rauen Mengen. Direkt vor mir stritten sich zwei Frauen um einen Zigarettenstummel, der auf dem Boden lag, ohne dass sie irgendjemand beachtete.
    Endlich kam der Bus angerollt. Ich steckte zwei zerknitterte Dollarscheine in den Schlitz und setzte mich auf einen Behindertenplatz. Ich hatte das Gefühl, meiner Umwelt kaum noch gewachsen zu sein, und als der Bus an der Kedzie Avenue hielt, musste ich mir innerlich vorsagen, wie ich am Besten aussteigen sollte.
    Mein Mustang stand ganz in der Nähe, aber die Schlüssel steckten in der Handtasche, die in Schwester Frances’ Apartment geblieben war. Ich prüfte, ob ich den Wagen aufbekommen könnte, um mir das Einbruchswerkzeug zu holen, das ich im Handschuhfach aufbewahre, aber natürlich hatte ich alle Türen und Fenster fest verschlossen. Die Stadtverwaltung hatte mich aber nicht vergessen: Nicht weniger als drei Strafzettel klemmten unter dem Scheibenwischer.
    Das Apartment von Schwester Frances war leicht von der Straße her zu erkennen. Die beiden Fenster waren mit Brettern vernagelt und die Mauern ringsum rußgeschwärzt. Weiter oben im Haus brannte Licht, das Feuer war rasch genug gelöscht worden, um die anderen Wohnungen nicht allzu sehr zu beschädigen. Die Trottel vom FBI hatten also zumindest die Feuerwehr nicht daran gehindert, ihre Arbeit zu tun, und die Bewohner waren durch den Anschlag nicht obdachlos geworden.
    Die Straße war genauso belebt wie vor drei Tagen: Ladenbesucher, Betrunkene, Kinder, Verliebte. Ich fischte ein ketchupverschmiertes Plastikmesser aus dem Mülleimer vor einem Fast-Food-Restaurant und wischte es vorsichtig ab. Einige Leute schauten mich misstrauisch an. Die Straße war eine Bühne, und ich war eine neue Schauspielerin. Aber dagegen konnte ich nun mal nichts tun.
    Ich nahm die schwarze Brille ab. Die Sonne war untergegangen, die Straßenlaternen gingen an, und die Stadt war in sommerliches Zwielicht getaucht, das meinen Augen sicher nicht schadete. Dann ging ich zum Freedom Center, schob die Gaze an meiner rechten Hand ein bisschen zurück, um Daumen und Zeigefinger benutzen zu können, und führte das Plastikmesser ins Schnappschloss ein. Es war tatsächlich ein Kinderspiel. Ich hoffte nur, dass niemand mir folgte.
    Das Treppenhaus war von kaltem Brandgeruch erfüllt, ein saurer, chemischer Gestank nach Löschmitteln, Feuchtigkeit und verbranntem Holz. Ich hätte gern eine Taschenlampe gehabt, denn das einzige Licht kam von einer schwachen Glühbirne, die irgendwo weiter oben brannte. Ich hatte Angst, auf der Treppe zu stolpern, aber meine Taschenlampe war leider auch im Handschuhfach meines Mustang. Ach, die Dinge, die mit ein bisschen Geld so leicht zu erledigen gewesen wären: eine Taschenlampe kaufen im nächsten Drugstore, ins Taxi steigen und neue Kleider kaufen. Kein Wunder, dass die Frauen, die so aussahen wie ich jetzt, so oft auf der Straße standen und wirres Zeug brüllten!
    Auf dem Treppenabsatz blieb ich vor der heiligen Jungfrau von Guadeloupe stehen. Sie war im schwachen Licht kaum zu erkennen. Ich streichelte ihr geschnitztes Gesicht. Es war eine schöne Vorstellung, dass sie mich beschützen könnte und Schwester Frances sich jetzt in ihrer Obhut befand. Ich schlich in den ersten Stock hinauf und wandte mich nach rechts in Richtung des Zimmers von Schwester Frances.
    Der Flur in diesem Stockwerk schien noch dunkler zu sein als das Treppenhaus. Der Boden war mit Schutt bedeckt, jeder Schritt ein Risiko. Worauf ich da balancierte, konnte ich nicht erkennen. Um mich zu orientieren, ließ ich meine Finger an der Wand entlanggleiten, aber als ich zur Türöffnung kam, verlor ich das Gleichgewicht. Ich griff ins Leere und landete hart auf den Knien.
    Selbst für meine beschädigten Augen war das gelbe Absperrband der Polizei gut zu erkennen. Ich fand den Türknopf

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