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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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klang, als wollte sie einen Hund adoptieren, der ein paarmal zu oft ins Tierheim gebracht worden war, weil er jemanden gebissen hatte. »Ich mache mir Sorgen um deine Gesundheit. Um deine Sicherheit.«
    »Meine Sicherheit? Murray hat gesagt, manche Leute wären der Ansicht, der Brandanschlag hätte mir gegolten und nicht Schwester Frances. Hast du das auch gehört?«
    Lotty gab ihren Begleitern mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie das Zimmer verlassen sollten, und setzte sich stirnrunzelnd auf die Bettkante. »Ich dachte eigentlich mehr an deinen notorischen Leichtsinn. Hat er irgendwelche Beweise?«
    »Ich weiß nicht. Du hast ihn rausgeschmissen, ehe er etwas sagen konnte. Es wäre mir auch egal, wenn die Frau vom OEM nicht so komisch gewesen wäre. Sie wollte unbedingt wissen, was mir Schwester Frances über den Mord an Harmony Newsome gesagt hat.« Ich studierte Lottys Silhouette. »Lotty, ich kann nicht mit dir nach Hause gehen, wenn ich das Ziel von Brandstiftern bin. Ich will nicht, dass dir was passiert.«
    »Bei mir wärst du zumindest sicherer als bei dir zu Hause. Wir haben einen Pförtner und Wachleute. Bei dir bist du vollkommen schutzlos, und wenn jemand einen Brandsatz wirft, werden womöglich die Kinder im oberen Stockwerk verletzt.«
    »Ich bin so hilflos«, platzte es aus mir heraus. »Ich sitze hier im Dunkeln, um meine Augen zu schonen. Dabei müsste ich draußen nach Zeugen und im Computer nach Daten suchen. Was soll ich bloß machen?«
    Lotty legte mir den Arm um die Schultern. »Muss das denn alles gleich heute passieren? In ein paar Tagen kannst du wieder arbeiten, du musst nur vorsichtig sein mit der Sonne. Du weißt ja, wie es ist: Im Krankenhaus fühlt man sich immer sehr schwach, aber sobald du hier raus bist, fühlst du dich gleich besser.«
    Um sechs Uhr kam das Abendessen. Lotty blieb noch so lange, bis ich das verkochte Stück Fleisch gegessen hatte, das wohl mal ein Hühnchen gewesen war. Dann war ich allein, konnte aber weder schlafen noch lesen, sondern wälzte mich bloß im Bett und dachte über meine Rolle bei Schwester Frances’ Tod nach.
    Kurz vor acht brachte eine Praktikantin mir eine Einkaufstüte, die am Empfang für mich abgegeben worden war. Murrays Assistentin hatte meine Klamotten gebracht. Der BH war schlicht und weiß, ich hätte ihn mir nicht ausgesucht, aber das war egal. Mit meinen bandagierten Händen konnte ich ihn sowieso nicht anziehen. Auch die Knöpfe an der Bluse konnte ich nur mit Mühe schließen. Dann zog ich die Jeans an. Die Assistentin hatte mir weisungsgemäß Größe 31 gekauft, aber nachdem ich zwei Tage lang intravenös ernährt worden war, hätte mir auch Größe 30 gepasst.
    Als ich mich angezogen hatte, ging es mir gleich besser. Ich streifte meine weichen Stiefel über und warf einen Blick in den Spiegel. Mit meinen Haaren musste ich irgendwas machen. Ich sah aus wie ein Freak.
    Ich steckte ein paar Plastikbecher aus dem Badezimmer in einen sauberen Müllbeutel. Den würde ich mitnehmen. Dann stopfte ich meinen Krankenhauskittel, den Bademantel und ein paar Handtücher unter die Bettdecke, um einem flüchtigen Betrachter den Eindruck zu vermitteln, dass Patientin Warshawski im Bett lag, knipste das Licht aus und warf einen Blick auf den Flur.
    Acht Uhr. Etliche Besucher und Schwestern verließen das Haus, und meine Chancen, mich einfach darunterzumischen, standen nicht schlecht.
    Erinnern Sie sich an den alten Film, in dem Humphrey Bogart eins über den Schädel gekriegt hat und sich trotzdem mit wummerndem Kopf aus dem Krankenhaus schleicht, um die Bösen zu jagen? Ich fand das immer ganz blöde und unrealistisch – und ich hatte vollkommen recht. Als ich jetzt versuchte, trotz der dunklen Brille und der versengten Haare selbstbewusst und aufrecht zum Aufzug zu gehen, fing der Korridor an, sich zu drehen, und ich musste mich an die Wand lehnen. Gar nicht gut.
    Ich schaffte es bis ins Erdgeschoss, aber ich schwitzte, und mein Kopf war so leicht wie ein gasgefüllter Ballon. Das Krankenhaus war ungefähr zwei Meilen von dem Gebäude entfernt, in dem Schwester Frances gewohnt hatte. Normalerweise hätte ich eine solche Strecke zu Fuß zurücklegen können, aber normal war momentan gar nichts. Ich hatte noch acht Dollar. Für ein Taxi reichte das nicht, aber für die Hin- und Rückfahrt im Bus war es genug.
    Mühsam wackelte ich zwei Blocks zur Haltestelle, an der der Bus zur Lawrence Avenue abfuhr. Immer wieder hielt ich unterwegs an,

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