Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
Scheidungsverhandlungen durchmachte, eine E-Mail, in der er unser übliches Konzept von Ärger wunderbar darstellte: „Es ist unmöglich, sich nicht wütend zu fühlen, wenn du den orkanartigen Winden deiner Emotionen gegenüberstehst, die durch deinen Körper peitschen.“ Die meisten von uns erleben ihre Emotionen fast immer auf diese Weise.
Doch probier’s mal hiermit: Ärger zu erleben, ist, wie wild um sich schlagend in der Badewanne zu sitzen und Hände voll Wasser in die Luft zu schleudern, während man sich gleichzeitig wundert, warum zur Hölle einem dauernd Kopf und Gesicht nass werden. du befindest dich in einer derart tiefen Benommenheit, dass du nicht einmal sehen kannst, dass du es bist, der das Problem verursacht. Und wenn sich irgendjemand damit auskennen sollte, bin ich das übrigens. Ich neigte dazu, Dinge zu schrotten, wenn ich austickte. ’Ne ganze Menge von meinem Zeug trägt immer noch Spuren dieser lang vergangenen Ausbrüche.
Es kostet viel mehr Energie, Ärger am Leben zu halten als ihn ziehen zu lassen. Es erscheint nur deshalb schwierig, deinen Ärger loszulassen, weil du die Gewohnheit aufgebaut hast, auf bestimmte Art und Weise auf bestimmte Situationen zu reagieren. Auf Ärger zu reagieren ist schlicht und einfach eine Sucht, genau wie Marlboros ® zu qualmen. Objektiv gesehen, benötigt man mehr Mittel zum Rauchen als zum Aufhören. Doch es aufzugeben, erscheint wesentlich schwieriger, als damit weiterzumachen, weil du süchtig danach bist.
Doch sogar die Sucht, auf Emotionen zu reagieren, ist nicht die ursprünglichste Sucht. Schlussendlich bist du süchtig nach der Idee von deinem „Ich“. Das ist berauschend, faszinierend, unwiderstehlich. Du denkst, da sei etwas, das „Du“ genannt wird, das Dinge wahrnimmt, das über Dinge nachdenkt, das Dinge fühlt und Dinge weiß. Du denkst „du“ liest gerade dieses Buch und beurteilst, ob es wahr oder der Mühe wert ist. Doch das ist eine Illusion. Wahrnehmung findet statt. Denken findet statt. Doch es gibt niemanden, der dieses Denken, niemanden, der diese Wahrnehmung ausführt. Und es gibt niemanden, der dieses Buch liest (tatsächlich hoffe ich natürlich, dass ein paar Leute dieses Buch lesen, doch ihr wisst, worauf ich hinaus will).
Bücher über Buddhismus kommen einem dauernd mit „Bewusstheit“ und „Achtsamkeit“ daher. Doch diese Ideen werden sehr leicht missverstanden. „Achtsam“ zu sein, bedeutet für die meisten Leute, ein „Ich“ in die Situation zu tragen.
„Ich“ lese dieses Buch achtsam
. Das ist ein Fehler. Um eine Zeile aus Dogens
Shobogenzo
zu umschreiben: Wahre Achtsamkeit beinhaltet dich, der du achtsam bist auf das Buch, das Buch, das achtsam ist auf dich, dich, der du achtsam bist auf dich, und das Buch, das achtsam ist auf das Buch. In wahrer Achtsamkeit verschwinden Buch und Leser komplett, Geist und Körper verschwinden völlig. Es gibt nichts, dessen man sich bewusst sein könnte, und niemanden, der es sein könnte. Bewusstheit durchdringt alles, Bewusstheit selbst ist Mensch und Buch und der Geruch kochenden Teers, Vogelgezwitscher und der ganze Rest.
Das Universum verlangt danach, sich selbst wahrzunehmen und über sich selbst nachzudenken, und du bist aus diesem Verlangen geboren. Das Universum will sich selbst aus dem Blickpunkt eines Baumes wahrnehmen, und darum gibt es Bäume. Das Universum will fühlen, wie es ist, ein Fels zu sein, und darum gibt’s Felsen. Das Universum will wissen, wie es ist, ein berühmter österreichischer Bodybuilder und Filmstar zu sein, und darum gibt’s Arnie. Wir wissen nicht, ob Felsen und Bäume die Idee von einem „Selbst“ haben, und eigentlich ist es völlig egal. Doch wir wissen, dass Menschen wie du und ich und Arnie an die Existenz eines „Selbst“ glauben. Und dieser Glaube ist die Wurzel all unserer Probleme.
Wir alle denken, dass das, was wir „ich“ nennen, uns allein gehört. Tut’s aber nicht. Es gehört dem gesamten Universum. Du gehörst zum Universum. Und das Universum ist mehr du, als „du“ jemals zu sein hoffen könntest.
Der schrille Klang der Messing-Weckglocke des Tempels zerstört meine unruhige Rast ein paar Stunden nach der Begegnung mit meinen Dämonen. Ich zieh’ mich an, wasch’ mir das Gesicht und stolpere durch die kühle Morgenluft in die Zazen-Halle, um einen weiteren Tag zu beginnen, der aus Starren auf eine nackte braune Wand besteht. Später an jenem Morgen während des Vortrages stellt jemand Nishijima eine
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