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Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Titel: Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Warner
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Standardnummer, die ich jetzt abziehen könnte, wäre, dir alle Punkte zu erläutern, in denen sich die buddhistische Idee der Wiedergeburt vom alten brahmanischen Konzept der Seelenwanderung komplett unterscheidet. Gemäß dieser Seelenwanderungstheorie gibt’s eine Seele,
atman
genannt, die in unseren Körpern wohnt wie eine Person, die ein Apartment gemietet hat. Wenn der Besitzer, Gott, die Person rausschmeißt, weil sie zuviel Lärm gemacht oder die Miete nicht bezahlt hat, zieht die Person ins nächste Haus ein. Wir wissen zwar nicht, ob die Person ihre Kaution zurückbekommt, aber ich schätze mal, dass Gott sie einsackt und behauptet, sie wäre für Reinigung und Reparaturen draufgegangen. Die buddhistische Idee der Wiedergeburt, so wird gesagt, ist wesentlich raffinierter. Es gibt keine Seele
als solche
, besagt die Standarderklärung, doch die Bedingungen, die den Körper und den Geist, den du jetzt hast, hervorgebracht haben, wirken nach deinem Tode fort und manifestieren sich in der Zukunft in irgendeiner anderen Form, vielleicht als anderes fühlendes Wesen, in der Regel als Mensch.
    Diese Idee klingt quasi wie: „Du wirst wiedergeboren, hast aber keine Seele.“ Jahrelang war das genau das, was ich verstanden hatte. Nachdem ich Philip Kapleaus
Das Zen-Buch vom Leben und Sterben 24
gelesen hatte, in dem er eine sehr gründliche und detaillierte Erklärung dazu abliefert, warum die buddhistische Idee der Wiedergeburt sich von der üblichen Idee der Reinkarnation unterscheidet, ging ich davon aus, die ganze Sache gerafft zu haben. Doch obwohl Kapleaus Ideen gut vorgetragen und logisch sind, denke ich, dass die beste Antwort auf die Frage, was Zen-Leute von Wiedergeburt halten, die folgende ist:
Ein Typ kommt zu ’nem Zen-Meister und fragt: „Gibt es Leben nach dem Tod?“ Da sagt der Zen-Meister: „Woher soll ich das denn wissen?“ Der Typ entgegnet entrüstet: „Weil Du ein Zen-Meister bist!“ „Ja“, sagt da der Zen-Meister, „aber kein toter.“
    Wenn sich Leute Fragen übers Leben nach dem Tod stellen, nehmen sie dabei an, dass sie das Leben
während des Lebens
genau verstehen. Doch tun sie das? Tust du’s?
    Das ist eine der wichtigsten Fragen, die sich ein jeder von uns selber stellen kann.
    Immer, wenn Gautama Buddha über Leben nach dem Tod, ewige Existenz, den Ursprung des Universums, ob der Raum endlich oder unendlich sei und weitere derartige Unwägbarkeiten befragt wurde, sagte er: „Die Frage ist dem Fall nicht angemessen.“ Da ich weniger formell daherkomme, würde ich das Gleiche wie folgt formulieren: „Falsche Frage, Depp!“
    Es gibt ’ne Menge Diskussionen auf beiden Seiten über die Angelegenheiten von Wiedergeburt und Reinkarnation, doch Zitate aus Büchern anzuführen, auch aus guten, wird niemals irgendeines der Probleme lösen – nicht einmal die philosophischen. Wenn ich einfach nur Buddha und Dogen zitieren und es dabei belassen würde, wär’ ich wie einer dieser Typen mit ’nem Aufkleber am Wagenheck, auf dem steht „E S STEHT IN DER B IBEL , ICH GLAUBE DARAN, UND DAMIT IST ES GEKLÄRT .“ 25 Ich hasse so was, und ich wette, dass diese Sorte Autoaufkleber dich auch nicht wirklich begeistert.
    Nichtsdestotrotz werde ich dir meine Ansicht zu dieser ganzen Reinkarnationsgeschichte verklickern. Doch es geht darum, was du für dich siehst – was dir selbst
aufgeht
– das ist es, was wirklich zählt. Was ich hier sage, ist bloß wieder eine andere Sache, die in einem anderen Buch steht.
    Doch hier ist sie:
    Unser Hirn klebt Dingen gerne Etiketten auf. Das ist sein Job. In unserem Geist – und für einen Augenblick lang benutze ich mal die Wörter „Geist“ und „Hirn“, um auf dieselbe Sache Bezug zu nehmen – ist etwas, das wir „Ich“ nennen. Unser „Ich“ besteht aus all unseren Erinnerungen, Träumen von der Zukunft, Vorlieben und Abneigungen, Ideen und Meinungen, Gedanken und Wahrnehmungen und so weiter. Wir haben eine ganze Reihe von derartigem „Ich“-Zeug. Doch das „Ich“ ist ebenso unser Etikett für etwas Unaussprechliches, etwas, das wir nicht in Worte fassen können. Es ist ein Name, den wir für etwas haben, das wir nicht wirklich verstehen, doch von dem wir annehmen, es sei da. Grundsätzlich verstehen wir
keines
der Dinge, denen wir Namen anheften. Ich mag dich vielleicht „Arschkrampe“ nennen, doch
Arschkrampe
ist bloß ein Name, den ich für ein Bild in meinem Geist habe, das ich mit dir in Verbindung bringe. Das heißt nicht,

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