Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
Frage. Ich weiß nicht mehr, wer sie stellte oder sogar, was es für eine Frage war. Doch in seiner Antwort sagt Nishijima: „Hör’ einfach damit auf, Alkohol zu trinken.“ Ich blicke auf und sehe, dass er mich direkt anschaut. Ich lächle, er lächelt zurück. Ich habe kein Alkoholproblem. Tatsächlich hasse ich Alkohol, hab’ nie viel getrunken und seit Jahren überhaupt keinen mehr. Doch das, was er sagt, dringt geradewegs bis zum Kern meines Problems vor. Die Worte selbst spielen keine Rolle. Es ist direkte Verständigung.
Die Idee eines Selbst ist das stärkste Rauschmittel von allen.
Begreift Nishijima, was er gesagt hat, was ich gehört habe?
Im Moment solch einer direkten Verständigung spielt das keine Rolle – sowohl Selbst als auch Nicht-Selbst lösen sich in Luft auf.
21 also der „Annerver“
IN MEINEM NÄCHSTEN LEBEN
WAR’ ICH GERN EINES
VON LUCY LIUS HÖSCHEN
Wenn es eine Sache gibt, die ich nicht zweimal
sein wollte, dann sind es Zombies! 22
Ed Wood Junior
BEI JEDEM VON NISHIJIMAS ZAZEN-RETREATS kommen unweigerlich Fragen zur Wiedergeburt auf. Tatsächlich war das eines der ersten Dinge, die mich an Nishijima genervt haben. Irgendwann während seines zweiten Retreats, an dem ich teilnahm, ein paar Jahre vor dem Angriff meiner Dämonen, machte Nishijima die erschütternde Aussage, dass „Buddhisten nicht an Reinkarnation glauben“.
Was?! Richard Gere sagt, dass Buddhisten an Reinkarnation glauben, und auch der eine Typ von den Beastie Boys, von beinahe jedem sonst mal ganz zu schweigen. „
Natürlich
glauben Buddhisten an Reinkarnation, du alter Bock! Millionen von Menschen auf der ganzen Welt, die sich selbst als Buddhisten bezeichnen, glauben sogar
sehr fest
an Reinkarnation.“ Ich sagte das nicht wirklich. Ich saß da einfach nur so rum und schwarzer Rauch quoll mir aus den Ohren. Das passierte mir zu der Zeit recht häufig.
Wir alle haben Angst vorm Sterben und wir alle wollen eine Art Versicherung, dass wir ewig weiter leben. Einen netten alten Mann in schwarzen Roben dazu zu bringen, dir zu erzählen, dass du wiedergeboren wirst, spendet ganz schön viel Trost. ’Ne Menge alter Männer in schwarzen Roben haben sich so auch ganz nett ihren Lebensunterhalt finanzieren können. Nishijimas Standardantwort sorgt dafür, dass mindestens die Hälfte der Teilnehmer seiner Retreats extrem unglücklich nach Hause geht. „Es gibt kein Leben nach dem Tod“, sagt er immer. „Wenn man stirbt, erwacht man nie wieder zum Leben.“
Jedes Mal, wenn Nishijima sagt, dass der Buddhismus keine Wiedergeburt annimmt, folgen für gewöhnlich Streitgespräche. Doch ich habe den alten Mann kein einziges Mal nachgeben sehen.
Es scheint, dass für eine Menge Leute heutzutage der Buddhismus der Glaube an Wiedergeburt
ist
. Es wird sicher etwa hundert Bücher in deinem örtlichen Esoterik-Buchladen geben, die detaillierte Erklärungen dazu anbieten, wie wir uns von Leben zu Leben bewegen. Die meisten davon zitieren das
Tibetische Buch der Toten
, ein Buch, das von vielen als buddhistische Schrift anerkannt wird. Du kannst in praktisch jedem buddhistischen Sutra, dass du dir anguckst, Bezugnahmen auf die Idee von Wiedergeburt finden. Sogar Dogens
Shobogenzo
ist mit Geschichten von Leuten vollgepackt, die dort sterben und irgendwo anders wiedergeboren werden oder sogar als
etwas
anderes – zum Beispiel als Fuchs. Es ist also ganz klar, dass Nishijima sich da irren muss. Buddhisten glauben
sehr wohl
an Wiedergeburt.
Wann immer irgendwer – und häufig war ich das – Nishijima darauf hinweist, insbesondere in Verbindung mit seinem geliebten Dogen, erzählt er einem, dass diese Geschichten bloß in der alten indischen Mythologie wurzeln. Sie seien dazu da, dem Ganzen ein wenig Farbe zu verleihen. Es war nie so gedacht, dass wir glauben sollten, dass diese Leute tatsächlich und buchstäblich gestorben seien und dann später irgendwo wiedergeboren wurden. Er zitiert gerne ein Kapitel aus dem
Shobogenzo
, das „Der Weg von ganzem Herzen“ heißt, in dem Dogen das Folgende über Wiedergeburt sagt:
Nach dieser Lehre, die nicht zum Buddhismus gehört, wohnt in unserem Körper ein spirituelles Bewusstsein. Wenn dieser Körper stirbt, streift das Bewusstsein die Haut ab und wird in einer anderen Welt wiedergeboren. Wenn wir dies aber für den Buddha-Dharma halten, so sind wir törichter als jemand, der einen Dachziegel oder einen Kieselstein aufhebt und glaubt, es sei ein goldener Schatz. 23
Die
Weitere Kostenlose Bücher