Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Titel: Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Warner
Vom Netzwerk:
wie Gott selbst das wohl auch tut. Ich konnte die gesamte Schöpfung auf einmal wahrnehmen. Ich sag’ hier nicht, ich „sah“ sie, da ich weder Augen noch einen Körper zu haben schien. Vielmehr war das Universum
selbst
mein Körper und Geist. Ich nahm Galaxienhaufen und massive Sternenformationen auf die Art und Weise wahr, auf die ich für gewöhnlich meine eigenen Arme und Beine wahrnehme. Oder so in der Art. Es war unmöglich zu beschreiben.
    Das Universum entwickelte sich vor mir
. Ich war mir dessen bewusst, dass Millionen von Jahren vergingen, doch ich erlebte sie als bloße Momente. Und wieder ist ein Beschreiben unmöglich. Egal. Ich sah, wie sich das Universum vereinigte. Zunächst vereinigte sich ein Planet zu einem einzigen Wesen. Nicht bloß die intelligenten Spezies, sondern sämtliche Lebensformen auf dem Planeten und zuletzt der Planet selbst. Dies setzte sich durch das Sonnensystem des Planeten hindurch fort bis hin zu den angrenzenden Sonnensystemen. Währenddessen geschah das Gleiche in anderen Teilen des Universums, die Millionen von Lichtjahren entfernt waren. Die vereinigten Abschnitte trafen nach und nach aufeinander und wurden größer und größer. Schließlich bestand das Universum noch aus lediglich zwei „Wesen“, die sich aus dem kombinierten Material einer Milliarde, Trilliarde, Godzilliarde Galaxien zusammensetzten.
    Die beiden Wesen standen einander gegenüber, und ich, nun eines dieser Wesen, fühlte mich genauso, wie ich mich fühle, wenn ich meiner Frau gegenüberstehe. Und wir verschmolzen miteinander. Das ganze Universum, sich in unendliche Zeit und unendlichen Raum fort erstreckend, war nun ein einziges vereinigtes Wesen. Keine Spannung. Keine Furcht. Kein Wettbewerb.
    Doch das Universum war einsam. Es gab niemanden, mit dem es hätte reden können. Niemanden, mit dem es sein Erleben hätte teilen können. Kein
Anderes
. Und mit nichts Anderem, von dem es sich hätte abheben können, kein Selbst. Um seine Einsamkeit zu kurieren, spaltete es sich wieder in zwei, dann vier, sechs, acht Teile und immer weiter, bis es, nach einer Zeit von Milliarden und Milliarden von Jahrtausenden, wieder aus zahllosen einzelnen Wesen bestand. An dieser Stelle fühlte ich, wie ich wieder zurück in meinen Körper geschwemmt wurde. Ich öffnete meine Augen und lag in meinem Bett.
    ES IST SCHWIERIG, die schiere Kraft dieser Vision zu vermitteln. Wenn ich das jetzt lese, klingt’s wie ein echt schräger Traum oder eine eher mittelprächtige Science-Fiction-Story. Doch für mich war es vollkommen wirklich. So wirklich, wie jede Erfahrung, die ich sonst in meinem Leben gemacht habe. Wirklicher.
    Im Gegensatz dazu, was nach meinem Erlebnis am Sengawa passiert war, war ich hiernach völlig benommen. Es war schwierig, sich auf solche Belanglosigkeiten wie Arbeit zu konzentrieren, wo ich doch die gesamte Geschichte des Universums aus Gottes Perspektive gesehen hatte.
    Ich war mir nicht sicher, was ich mit dem, was mir passiert war, anfangen sollte. In der ganzen Zeit, die ich damit verbracht hatte, den Vorträgen von Nishijima und Tim zuzuhören, hatten sie nie etwas wie die Verschmelzung mit Gottes Geist erwähnt oder davon gesprochen, der Entwicklung von Anfang und Ende des Universums zuzusehen. Dogen hatte niemals über etwas Derartiges im
Shobogenzo
geschrieben. Buddha selbst sprach niemals über solche Sachen. Und doch war ich mir sicher, dass diese Erfahrung echt war.
    Schließlich fasste ich mir ein Herz und beschloss, Nishijima davon zu berichten. Zu jener Zeit war einiges los, das mich davon abhielt, mich persönlich mit ihm zu treffen, also schrieb ich ihm eine lange E-Mail, in der ich ihm alles bis ins Detail beschrieb. Ich weiß nicht, was ich von ihm zu hören hoffte. Vielleicht ein väterliches: „Ja, mein Sohn, du hast einen Blick auf die geheime Wahrheit erhascht. Doch du darfst niemals mit anderen darüber sprechen, denn erst, wenn sie hierfür bereit sind, sollen sie von solchen Dingen erfahren.“
    Doch das war nicht, was er sagte.
    Am nächsten Tag schickte er mir ’ne Mail zurück, in der er sagte, dass das, was ich erlebt hatte, bloß ein Hirngespinst gewesen sei. Es würde „niemals wahr werden, nicht einmal in der Zukunft“. Außerdem sagte er noch, dass jemand wie ich, der im „Animationsgeschäft“ arbeiten würde, * realistischer sein müsse.
    Ich war am Boden zerstört.
    Warum konnte er das nicht verstehen? Das war kein Hirngespinst gewesen! Es war wahr! Es hatte

Weitere Kostenlose Bücher