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weißt nicht, was er macht?" Sie kommt hinter ihm heran und legt ihm die Arme um die Schultern. Er spürt, wie ihre Wange auf seiner Schulter ruht. Denkt an das Ding in ihrer Kehle. Beobachtet den regenbogenfarbenen Kondensstreifen, fühlt, wie die Sehnsucht in seinem Herzen aufsteigt...
"Er fickt sie, Cowboy", sagt Sarah, und er spürt, wie sein Geist sich mit Eis füllt. Ihre Stimme ist leise und sanft, die ganze Härte des Straßenmädchens ist fort. "Er fickt all diese kleinen Jungen und Mädchen. Und er klinkt sich in ihre Gehirne ein, so daß sie ihm nicht entrinnen können, nicht einmal in ihre eigenen Köpfe. Darum geht's bei dieser Religion. Das ist die neue Übereinkunft, die er mit den Kindern der Erde treffen möchte."
Die Erkenntnis steigt wie Galle in Cowboys Kehle hoch. Er holt Luft und schluckt. Die Buchsen in seinem Kopf brennen bei dem Gedanken, daß ihn ein fremder Geist beherrscht. Er schüttelt den Kopf. Seine Stimme schwankt. "Ich will nichts mit ihm zu tun haben."
"Du kannst ihnen nicht helfen."
"Das heißt nicht, daß ich _ihm_ helfen muß."
Er fühlt, wie sie zurückweicht, und wappnet sich gegen die Peitschenschläge ihrer Stimme, aber sie spricht immer noch leise. "Er und Couceiro und diese anderen Leute... sie haben Millionen umgebracht. Sie haben fast meine ganze Familie ausgerottet, und sie haben mir und meinem Bruder Narben geschlagen. Wenn ich könnte, würde ich Roon und Couceiro und Grechko und die anderen mit weichnasigen Kugeln in den Bauch schießen und sie zum Sterben auf Ameisenhaufen werfen. Aber ich kann es nicht."
"Ich werde nicht..." Er schüttelt erneut den Kopf.
"Soweit ich sehe, gibt es nur einen Unterschied zwischen Couceiro und Roon. Couceiro will uns töten. Roon will uns leben lassen." Er spürt Sarahs Hände wieder auf seinen Schultern, so schwer wie Eisen, so schwer wie die Erde.
"Das ist es nicht", sagt er. "Ich will... sauber bleiben."
"Glücklicher Cowboy." Zum erstenmal ist ein Anflug von Sarkasmus in ihrer Stimme. Ihre Worte dringen langsam an seine Ohren. "Glücklicher Cowboy und seine sauberen Hände. Zufällig hattest du ein Talent, das jemand haben wollte, und jetzt kannst du dir Prinzipien leisten. Wie schön für dich."
Das Gewicht wird von Cowboys Schultern genommen und er hört, wie sie hinter ihm auf und ab geht. Ihre Worte kommen in kurzen Salven, laufen wie Gewehrfeuer ineinander, gehorchen einem inneren Rhythmus. "Es gibt bessere Arten zu leben, als mit alten Männern ins Bett zu gehen, aber es gibt auch einige wesentlich schlechtere. Ich will's dir erzählen..." Sie tritt hinter ihm heran, so dicht, daß er ihren Atem spürt. Er versucht, ein Zittern unter Kontrolle zu bringen.
"Mein Bruder ist ein Strichjunge und ein Junkie. Er hat sich ein paarmal operieren lassen und eine Menge Hormonsuppressorien genommen, um jung auszusehen, weil seine Freier auf sowas stehen. Die Hormon-blocker bewirkten, daß er nicht sehr gut reagieren konnte, aber selbst das kommt einer gewissen Neigung durchaus entgegen. Aber es gibt auch andere Neigungen auf der Straße... eine davon wollen wir mal eine Vorliebe für das Echte nennen." Die Worte kommen langsam und unaufhaltsam, jedes ein neuer Schlag. Langsame Kugeln. Cowboy möchte bei jedem erschauern.
"Huren bieten Phantasien an. Mit der Zeit entwickeln sie die Fähigkeit, herauszubekommen, was ihre Freier wollen, und wie weit sie auf diese Phantasien einsteigen, hat eine Menge damit zu tun, wie gut sie bezahlt werden. Es ist Schwindel, aber die meisten Freier merken das nicht, oder es ist ihnen egal. Diese anderen, diejenigen, die das Echte wollen - denen ist es nicht egal. Sie wollen, daß alles echt ist. Echter Sex, echte Orgasmen. Sogar echte Liebe. Und wenn sie das nicht kriegen, dann drehen sie durch. Sie wollen, daß alles, was sich zwischen ihnen und ihrem Jungen abspielt, echt ist. Selbst wenn sie ihn zu Tode foltern müssen, um eine echte Reaktion zu kriegen. Solche Leute nennt man Ausraster."
"Das Wort hab' ich schon gehört."
"Ja. Du weißt nur nicht, was es bedeutet." Er merkt, daß sie zurückweicht. "Manche Leute sind Ausraster, und das ist schlimm. Manche Leute werden von einem Ausraster getötet oder verletzt, und das ist auch schlimm. Weißt du, was noch schlimmer ist?" Sie wartet darauf, daß er antwortet. Das Schweigen prallt an Cowboys Ohren. "Noch schlimmer ist", fährt Sarah fort, "daß ein Ausraster eine endlose Reihe von Opfern findet. Es gibt nämlich
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