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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Leute, die so verzweifelt sind oder alles so satt haben, daß es ihnen schlicht egal ist. Sie treffen keine Vorsichtsmaßnahmen, weil es einfach zuviel Mühe kostet, sich an ein Leben zu klammern, das zu einem sinnlosen Elend ohne Ende geworden ist. Manche gehen sogar fast in der Hoffnung mit einem Ausraster mit, daß sie dabei draufgehen, weil es für sie eine zu große Last ist, das Erforderliche zu tun, um am Leben zu bleiben, weil das Leben zu einer einzigen Qual geworden ist, die nicht aufhören will."
     Wieder herrscht einen Herzschlag lang Schweigen.
     "Das ist mein Bruder", sagt Sarah. "Das ist Daud."
     Cowboy starrt durch das Glas hinaus, sieht den langen, regenbogenbunten Fingernagelkratzer der Rakete in den hohen Winden verblassen und verschwinden. Er findet seine Stimme wieder. "So", sagt er. "Und Lupe und wie heißt er noch, Raul, denen geht's glänzend, wie?"
     "Nein. Sie sind Opfer. Roon ist böse. Ich sage nur, daß mein Bruder mit jedem der beiden auf der Stelle tauschen würde. Und es hat einmal eine Zeit gegeben, da hätte ich's auch getan."
     Die letzte Spur des Regenbogens verschwindet. Cowboy holt tief Luft, dreht sich um und sieht Sarah an. Sie steht tief in seinem Schatten, die Hände in die Hüften gestützt, und beobachtet ihn mit kalten Augen.
     "Ich will ihn umbringen", sagt er. "Ich will Roon umbringen. Noch nie hab' ich irgendwas stärker gewollt." Er ist selbst überrascht. Nicht einmal Arkady schien er je der Mühe wert befunden zu haben, ihn zu hassen. Er war nur ein russischer Drittmann gewesen, dumm genug, sich zwischen Cowboy und seine Legende zu stellen. Aber Roon ist etwas anderes, ein schattenhafter Teufel mit stinkendem Atem, der in seinem silbergestreiften Gaußschen Alptraum hockt... Ein Geschöpf, das den Tod verdient hat.
     Sarah wirft ihre Haare zurück. "Dann bring ihn doch um! Ich werde dich nicht aufhalten. Aber erst in zwei Monaten."
     "Wenn er aus dem Schwerkraftschacht heraus ist und ich ihn nicht mehr erreichen kann."
     "Bring zuerst Couceiro um! Er ist derjenige, der dich umzubringen versucht."
     Cowboy geht durch die Verbindungstür in Sarahs Zimmer und zu der weißen Plastikbar, deren Umrisse sich von Hologrammen alter tropischer Neonbilder abheben: grüne Palmen, blaues Wasser, Mädchen in oszillierenden Baströckchen. Er greift nach einer Flasche und spürt das kühle Glas an den Fingern, sieht die Holobilder, die durch das Kristall leuchten, verzerrt und alptraumhaft. Er läßt die Flasche fallen und schmeckt Schweiß auf der Lippe. Er erkennt, daß er in den aufgerüsteten Zustand übergewechselt ist, daß Impulse durch seine Santistevan-Nerven kreischen und der dunkle Raum sich auf ihn zuzukrümmen scheint, als. der Adrenalinstoß seine Sicht verzerrt...
     Er schließt die Augen und schaut nach oben. Sieht hinter seinen Lidern die Windungen und Wendungen der Welt aus Draht und Kristall, die Sieger, die aus dem Schwerkraftschacht nach oben steigen, ihr Machtgebäude errichten und die Erde mit künstlichen Raubtieraugen betrachten; sieht die Milliarden in ihren Rattenlöchern, die sich für immer weniger abplagen, während die Luft heißer, der Klammergriff der Blöcke fester und der Druck der Menschenmassen stärker wird. In den finsteren nächtlichen Gassen des Krieges aller gegen alle ist Sarahs Kyberschlange nur logisch, ein Stück cyborghafter Schläue, die nur jene töten kann, die genug Vertrauen haben, ihr nahezukommen. Sie sind die einzigen, die sie erreichen kann. Die anderen fliegen zu hoch, außerhalb ihrer Sichtweite. Daß sie verzweifelt genug ist, so ein Ding zu besitzen, kennzeichnet sie als Opfer, bevor es sie als irgend etwas anderes kennzeichnet.
     Ein Bündnis mit Roon? Kein Problem. Ein paar Kinder werden ihre Kindheit verlieren, und wer wollte behaupten, daß sie diese nicht sowieso verloren hätten, hier oder auf der Straße? Zumindest bekommen sie gut zu essen. Für Schmutz.
     Er schlägt die Augen auf und sieht das kalte und funkelnde Hologramm des Nachthimmels, das alle Decken hier überzieht, die glühenden Sterne und die stationären Platinfeuer der geosynchronen Roboterfabriken. "Du hast dich schon vor langer Zeit für die Verliererseite entschieden", flüstert die Blöcke-Konstellation, "und welche Züge du auch machst, es sind immer nur die, die wir dich machen lassen. Und Cowboy - wir gestehen dir nicht das Recht zu, die Unschuld zu wählen. Sie ist das erste, was du uns gibst."
     Cowboy merkt, daß Sarah in der

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