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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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denkt sie, und nippt an ihrem Rum mit Limonensaft. Die Schwerkraft hockt sich auf ihre Brust, und sie sieht, wie die Blasen in ihrem Glas langsamer aufsteigen, dann in der kühlen Lösung hängenbleiben und darauf warten, daß der Schacht sie freigibt. Ihr Kopf sinkt schwer an die gepolsterte Stütze zurück.. "Glaubst du, er schafft es?" Sarah weiß nicht recht, ob Cowboy nur in sich hineinmurmelt oder ob die Frage an sie gerichtet war. "Wer?" "Raul."
     Sie schließt die Augen und sieht wachsende Flecken in der Farbe von Blut auf der Rückseite ihrer Lider. "Ja", sagt sie. "Er wird sich schon durchbeißen." Vielleicht stimmt das sogar, obwohl Sarah vermutet, daß man Raul wahrscheinlich die Kehle durchschneiden wird, wenn er das erstemal versucht, von Cowboys amerikanischen Dollars Gebrauch zu machen. Sie wünscht, Cowboy hätte ihr das Geld gegeben - sie hätte eine gute Verwendung dafür gefunden, jedenfalls eine bessere, als es unter die Messerjungs einer schäbigen Barackenstadt in den Kordilleren zu verstreuen.
     "Vielleicht kann ich ihn wiederfinden. Ihn in die Staaten bringen, zu meinem Onkel. Der kann immer eine hilfreiche Hand gebrauchen."
     Sarah fühlt, wie die Atmosphäre wispernd an der Außenhaut der Fähre entlanggleitet. Sie öffnet die Augen. Die Wolken über Florida sind in schrägem Winkel zum Land in die Höhe gestiegen, wie eine transparente Schicht, die über einer Landkarte hochgehoben wird. Schatten übersäen das Land unten mit Pocken. Der Druck in ihrem Hals wird schwächer. "Wenn du in dieses Geschäft einsteigen willst", sagt Sarah, "heimatlose Kinder gibt's auch weit näher als in Venezuela."
     Er gibt keine Antwort darauf, sondern starrt nur nach vorn und versinkt wieder in der Matrix. Sarah nippt an ihrem Drink und schließt die Augen. Die Fähre beginnt zu rütteln, und die Freizone steigt besitzheischend auf sie zu.
     
     _Michael wird sich heute nacht mit Ihnen treffen_, lautet die Nachricht des Flash Force-Mannes, der am Sicherheitstor wartet. "In der Zwischenzeit werden wir Sie hinfahren, wo Sie hinwollen."
     Die Sonne prügelt auf sie ein, als sie auf den Beton treten. "Ins Ritz Flop", sagt Sarah, sieht jedoch aus dem Augenwinkel, wie Cowboy den Kopf schüttelt.
     "Nein", sagt er. "Woanders hin." Sie blickt ihn mit stummer Überraschung an. Schweiß sprenkelt seine Stirn wie eine Reihe von Extrabuchsen.
     "Wohin?" fragt sie.
     Cowboy zuckt die Achseln. Er sieht den Wagen mit den abgedunkelten Fenstern und dann Sarah an. "Zu dir vielleicht. In dein Zimmer über der Bar?"
     Sie ist drauf und dran, das abzulehnen, aber etwas läßt sie innehalten. Sein Blick, ein sechster Sinn, irgend etwas. Das Wissen, daß ein Nein falsch wäre - nicht unklug, nur eine unnötige Grausamkeit.
     "Okay", sagt sie langsam. "Aber du wirst allein sein. Wenn wir den Hetman nicht bis heute abend noch treffen, werde ich den Nachmittag mit Daud verbringen." Cowboy zuckt wieder die Achseln. "Also, zum Blue Silk", befiehlt Sarah dem Fahrer und duckt sich dann in den Rücksitz des Wagens.
     Auf der Rückfahrt nach Tampa ist Cowboy in sich eingesponnen und sagt kein Wort. Sarah macht lange genug im Blue Silk halt, um Maurice mitzuteilen, daß es in Ordnung geht, wenn Cowboy den Nachmittag über hierbleibt, dann läßt sie sich von der Flash Force zu Daud fahren.
     Sie hat ihn aus dem Krankenhaus in ein Genesungsheim in einem Vorort von Tampa gebracht, das hinter der lärmenden, eingeschränkt zugänglichen Schnellstraße liegt, die Tampa mit Orlando verbindet. Sein Zimmer ist eher ein Wohn- und Schlafraum als ein Krankenzimmer, und Sarah findet, daß keiner der Pfleger wie ein Joseph mit im Handtuch versteckter Spritze aussieht.
     Daud sitzt aufrecht in einem Sessel, als sie den Raum betritt. Er sieht besser aus, einfach schon deshalb, weil er keine Krankenhauskleidung mehr anhat, und stemmt eine Hantel mit dem schwachen Arm. Es ist das erste Mal, daß sie ihn freiwillig trainieren sieht, und sie lächelt, als sie auf ihn zugeht. "Hallo, Sarah."
     Sie beugt sich hinunter, um ihn zu küssen. Seine blauen Augen lächeln unter narbenlosen Brauen heraus zu ihr empor. Sarah richtet sich überrascht auf. "Daud..." Sie sieht ihn blinzelnd an. Eine kalte Nadel beginnt in ihre Nerven zu stechen. Sein Lächeln wird breiter, während er mit dem Gewicht arbeitet. "Wie... ?"
     "Die Körperdesignerin hat die Gesichtsnarben vor zwei Tagen entfernt", sagt er. "Mit dem Laser." Er atmet schwer vor Anstrengung. In

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