Hardware
aus. Nadelspitzer Schmerz bohrt sich in ihren Rücken, wo sich das Geschoß an ihrer gepanzerten Jacke plattgedrückt hat.
WIR HABEN DICH IN DEN TRUCK STEIGEN SEHEN WIR BLEIBEN DIR AUF DEN FERSEN
Sarah sucht nach ihrem Inhalator, findet ihn und verpaßt sich eine neue Treibsatzsalve. Ihr Herz flippt aus und versucht sich aus ihrer Brust herauszuhämmern, aber der Schmerz und das neue Stimulans kämpfen gegen die Droge auf Andres Nadel an und helfen ihr, einen klaren Kopf zu bekommen.
DIESER TRUCK FÄHRT AUF DIREKTEM WEGE NACH ORLANDO... ORLANDO IST UNSERE STADT SARAH
Sarahs Sehkraft kehrt allmählich zurück... Sie liegt quer über zwei Kübelsitzen vor einem Instrumentenbrett voller grüner Lichter. In der Beobachtungskabine fahren die Sicherheitsinspektoren mit; manchmal führen auch Behelfsfahrer von hier aus den Truck, wenn das Kristallhirn der Zugmaschine nicht funktioniert. Es gibt keine Bedienungselemente im eigentlichen Sinn - der Truck ist darauf eingerichtet, durch das Interface gesteuert zu werden. Sarah schaut sich auf dem Instrumentenbrett und unter den Sitzen um, kann aber keine Kopfgeräte finden. Die Eigentümer des Trucks wollen offenbar nicht, daß blinde Passagiere sich mit ihrem Wagen davonmachen. Aber sie hat sowieso keine Ahnung, wie man einen Turbinentruck fährt.
Sie macht es sich in einem der Sitze bequem und schaut aus den Kabinenfenstern, sieht die vorbeihuschenden Pfosten an der Schnellstraße, die glänzenden, gedrungenen Funkfeuer, die den Robotverkehr dirigieren. Die Reifen wimmern auf Beton. Ein Luftkissenfahrzeug zieht mit knatternden Propellern und 200 Meilen pro Stunde auf der Überholspur vorbei. Mit einer heftigen Handbewegung wischt sie das Blut ab, das ihr am Hals hinunterläuft, drückt auf einen Knopf und fühlt eine Woge heißer Luft, die bald darauf kalt wird. Ihr Kopf ist fast klar. Es wird Zeit, daß sie sich überlegt, wie sie heil aus dieser Sache herauskommt. Sie wischt sich den Schweiß aus den Augen und mustert das Instrumentenbrett.
Grüne Anzeigen leuchten kalt. Das rote Telefon auf dem Instrumentenbrett lockt sie an. Sie nimmt den Hörer ab, lauscht und hört das normale Freizeichen. Sie lehnt sich zurück, den klagenden Ton im Ohr, und überlegt, mit wem sie sprechen will.
Mit dem Herman, beschließt sie. Vielleicht kann er dafür sorgen, daß ein paar seiner Cops sie unterwegs auflesen. Er wird noch keine der Aufzeichnungen erhalten haben, und sie kann später noch versuchen, sich eine Erklärung dafür auszudenken.
Sie wählt die einzige Nummer, die sie hat, und stellt fest, daß der Anschluß in den letzten vierundzwanzig Stunden abgemeldet worden ist, die übliche Änderung der Interface-Adressen, um eine Überwachung zu verhindern. Sie wählt die Gold Coast Maximum Law-Nummer und fährt zusammen, als das Telefon mit einem schrillen Ton protestiert. Der Besitzer des Telefons ist offenbar nicht bereit, ein transatlantisches Ferngespräch zu bezahlen.
SARAH WIR SIND DIREKT HINTER DIR WIR KOMMEN NÄHER
Sie knallt den Hörer auf die Gabel und blickt mit wilden Augen in den Rückspiegel, sieht nur ein Luftkissenfahrzeug auf der linken Spur näherkommen. "Du kannst mich mal, Cunningham", murmelt sie und greift wieder nach dem Telefon.
WIR MÜSSEN DEINE TÜR AUFSPRENGEN GEH IN DECKUNG SARAH
Sie tippt Renos Nummer ein und wirft wieder einen prüfenden Blick in den Rückspiegel. Adrenalin fließt durch ihr Blut. Sie setzt sich kerzengerade auf und unterdrückt den Drang, den Hörer an die Windschutzscheibe zu schleudern. Auf der rechten Seite kommt ein langer schwarzer Wagen näher, der auf dem Bankett der Schnellstraße dahinjagt. Sie kennt den Wagen.
Die Stimme im Telefon blubbert in ihr Ohr. "Hier ist Reno."
Sarahs Stimme klingt wie das Kreischen eines in die Ecke getriebenen Tieres. Sie kann sie kaum als die ihre erkennen. "Reno, hier ist Sarah! Ich sitze in der Falle! Sie haben meinen Leibwächter umgebracht, und jetzt sind sie hinter mir her!"
Der Wagen kommt auf dem Rand der Schnellstraße rasch heran. Die Straße ist nur für Robotverkehr zugelassen; Personenwagen sind hier verboten, weil die Trucks und Luftkissenfahrzeuge sie nicht sehen können, aber auf dem Bankett müßte der Wagen weitgehend in Sicherheit sein. Sarah sieht etwas Farbiges in der Nähe des Wagens aufblitzen.
Renos Stimme bleibt unverändert. "Wo bist du, Sarah?"
Sarah versucht, ihr durchgehendes Herz zur Ruhe zu bringen, und holt bewußt
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