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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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bernsteinfarbene Angabe, RUNNING, die unaufhörlich in der Ecke von Danicas Display aufleuchtete, während Sarah den langsam dahintröpfelnden Augenblicken nachlauschte.
     "Na schön", sagt sie noch einmal. Sie spürt die Intensität von Cowboys Blick und gibt nach. Geschichte, denkt sie. Es hat sowieso nichts mehr zu bedeuten. "Es war eine Infiltrationsoperation", erzählt sie, "und das Ziel war der Korolev-Computer in Tampa. Der äußere Sicherheitsring um den Computer war zu stark, um ihn zu durchbrechen, deshalb sollte ich diesen Korolev-Kurier benutzen, um in ihren Verbund zu gelangen und von dort aus ein Programm in ihr System einzugeben, sobald wir an den Wachen vorbei waren. Ich dachte, es ginge um Datenraub, aber es sieht so aus, als wäre es Sabotage gewesen. Das Programm zielte darauf ab, Korolevs Strategien zu ruinieren. Es war ein Versuch, sie für die Übernahme zu schwächen."
     "Was hat der Kurier davon gehabt?"
     Sarah fühlt Wiesel pulsieren, eine schwere Präsenz in ihrer Kehle. Sie sieht Cowboy an und fordert ihn zu einer Reaktion heraus.
     "Er dachte, er könnte mich auf die Matte legen. Am Schluß lag _er_ da, und zwar tot."
     Cowboy hält ihrem Blick stand. "Okay", sagt er.
     "Er hat's verdient."
     "Ich hab' nicht gesagt, daß er's nicht verdient hat."
     Am Ende ist es Sarah, die den Blick senkt. Sie zupft an der alten Wolldecke auf dem Bett und riecht die dichte, stehende Luft, den Schweiß und die chemische Toilette und heißes Metall. Nicht einmal die offene Rückenluke bringt die Luft hier in Bewegung.
     "Wie bist du an diesen Cunningham geraten?" fragt Cowboy.
     "Der Hetman hat ihm meinen Namen gegeben. Ich glaube, sie haben ab und zu Geschäfte miteinander gemacht."
     "Jetzt versuchen sie, einander umzubringen." Sie zuckt die Achseln. "Das ist geschäftlich. Nichts Persönliches. Cunningham ist nicht der Typ, der das durcheinanderbringt, und selbst wenn, dann würde seine Firma es nicht zulassen."
     Cowboy nimmt seinen Helm, der hinten auf seinem Sitz liegt, und hält ihn locker in der Hand. "Gibt's da einen Zusammenhang? Schlägt Tempel gleichzeitig gegen die Drittmänner und gegen Korolev los?"
     "Keine Ahnung. Könnten sie Korolev schwächen, indem sie dich angreifen?"
     "Ich wüßte nicht, wie. Niemand in diesem Land benutzt Triebwerke oder Teile von Korolev. Meine Triebwerke sind Rolls Royce-Turbinen, die unter Lizenz von Pratt und Whitney hergestellt wurden."
     Sarah lehnt sich an das Schott zurück und schließt die Augen. Sie kann noch das Brüllen der Turbinen und die Vibration des Metalls hören. Hinter ihren Lidern sieht sie immer noch die bernsteinfarbene Botschaft: RUNNING. Sie schüttelt den Kopf.
     "Ich seh' nicht, wie es zusammenhängen könnte", sagt sie.
     "Ich muß in den Westen, Sarah, da hab' ich, was ich brauche." Sie zieht spöttisch eine Augenbraue hoch. "Einen vergrabenen Schatz?"
     "Ja, genau. Und Freunde."
     Sarah sagt nichts. Sie schließt nur die Augen.
     "Kommst du mit?" fragt Cowboy. Es klingt ungeduldig. "Oder willst du versuchen, in die Besetzte Zone zurückzugelangen?"
     "Mein Bruder ist in Florida. Ich müßte mich eigentlich um ihn kümmern."
     Cowboy bewegt sich auf seiner Schaumstoffcouch. "Was hast du gesagt, wie alt ist er?"
     "Ich hab' nichts gesagt. Aber er ist zwanzig."
     "Dann kann er selber auf sich aufpassen."
     Sarah schlägt die Augen auf und grinst höhnisch. "Du scheinst mich zu brauchen, damit ich auf _dich_ aufpasse, Cowboy."
     Mit einer singenden Bewegung, die zu schnell ist, als daß ihre Augen folgen könnten, knallt Cowboy den Helm auf seine Armlehne. "_Ich bin ein Ziel, verdammt noch mal_! Sie suchen nach mir! Wenn ich mit dir zusammen bin, falle ich nicht so auf. Ich bin sicherer."
     Sarah lacht und schüttelt den Kopf. "Das heißt nur, daß ich direkt neben einem Ziel stehe. Vergiß es, Cowboy! Feuer auf mich ziehen kann ich selber."
     Er sieht sie mit arbeitenden Wangenmuskeln an. Und zu ihrer Überraschung ist ein hoffnungsloser Ausdruck in seinen Augen, eine Leere, die nur von Verzweiflung gefüllt wird. "Ich bezahle dich", sagt er. "Deinen Standardsatz für einen Leibwächterjob. Zahlbar, wenn wir nach Montana kommen."
     "Den Standardsatz und ein Ticket nach Florida", sagt sie automatisch, während ihr Verstand in Gang kommt und sie sich fragt, ob sie diesen Job wirklich haben will. Sie denkt an Daud unter den weihnachtsgrünen LEDs seines automatischen Bettes, die Augen von Endorphinen getrübt,

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