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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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Weg gestellt und versperrte ihr den Durchgang. Es war nicht ungefährlich, so etwas mit dem Captain seines Schiffes zu machen, doch Liren musste hinunter auf Selene. »Ich gehe dort hinunter«, beharrte sie. »Ich gehe, weil dort unser gesamtes Projekt auf dem Spiel steht. Alles, wofür wir gearbeitet haben, könnte zerstört werden – von diesem verrückten Jungen, den ich hier oben einsperren wollte!«
    Erikas Worte klangen scharf und abgehackt. »Andrew ist inzwischen ein Mann. Ja, er ist gefährlich. Tatsache ist, du hattest recht. Genügt dir das nicht? Du hast doch bisher nie auch nur einen Fuß auf Selene gesetzt! Ich dagegen schon. Allein schon die veränderte Schwerkraft wird dich behindern. Vielleicht sollte ich dich gar nicht gehen lassen. Was spricht dagegen, die Sache von unseren Leuten in Camp Clarke erledigen zu lassen?«
    Liren gab ihrer Stimme einen gemessen Tonfall. »Ich habe ihnen die Anweisung gegeben, Kampfhandlungen zu vermeiden und abzuwarten, bis ich dort eintreffe.«
    »Siehst du, du brauchst dich gar nicht auf Selene aufzuhalten, um Leute herumzukommandieren!«, fuhr Erika sie an. »Ich will dich nicht verlieren.«
    Liren ließ einige Augenblicke schweigend verstreichen, als Signal, dass sie sich fügen würde, wenn Erika ihr den ausdrücklichen Befehl dazu gab. Dann flüsterte sie: »Ich habe uns hierher gebracht. Ich habe uns aus dem Solsystem herausgeholt. Im Augenblick läuft uns die Zeit davon. Bitte halt mich jetzt nicht auf. Es ist meine Pflicht, nach Camp Clarke zu gehen. Ich weiß schon, was ich tue.«
    »Darüber kann man sehr geteilter Meinung sein!«
    »Erinnerst du dich an diese Ratsversammlung, auf der Captain Hunter und Kyu versucht haben, mich aus meinem Amt zu drängen?«
    »Ja.« Erika spie das Wort geradezu aus, kurz und abgehackt. Sie zog an ihrem langen Zopf und betastete die Kapitänsinsignien, die hineingeflochten waren.
    »Seinerzeit habe ich gesagt, ich würde auf Selene hinuntergehen, wenn ich dort gebraucht würde. Nun, jetzt werde ich dort gebraucht.«
    »Im Augenblick sind da unten schon genügend Leute in Gefahr.«
    Erneut ließ Liren das Schweigen für sich arbeiten.
    Erika schürzte die Lippen, schließlich lächelte sie schwach. »Nur, um das klarzustellen – ich bin vollkommen anderer Ansicht als du.«
    »Ich weiß.«
    »Pass auf dich auf.« Erika wandte sich bereits ab.
    »Danke!« Liren wirbelte herum und eilte den Korridor hinunter. Ihr Ziel war die Hangarbucht oberhalb der Garten-Hohlkugel.
    Erleichterung, Angst und Schuld führten in ihr einen Tanz auf, lagen miteinander im Widerstreit. War sie im Recht? Sie musste einfach im Recht sein. Bestimmt würde sich ihr eine Antwort präsentieren, wenn sie erst einmal vor Ort war. Sie betete, dass ihre Truppen in Camp Clarke in der Lage sein würden, dafür zu sorgen, dass die Situation bis dahin nicht eskalierte. Weniger als eine Stunde. So vieles konnte in einer Stunde passieren.
    Liren biss die Zähne zusammen, als sie an das Gespräch dachte, das sie erst kurz zuvor mit Kyu geführt hatte. Kyu, die gerade erst warm geworden war und sich in leuchtende Purpurfarben gekleidet hatte, die ihre hohen Wangenknochen und ihre zierliche Figur betonten und allen Uniformbestimmungen verhöhnten, hatte ihr vorgehalten: »Es war ihre eigene Vorgehensweise, die diese Konfrontation herbeigeführt hat. Wenn wir nicht so ruppig und schieß wütig und feige gewesen wären, hätte niemand sterben müssen.«
    Doch Kyu hatte nicht voll und ganz recht; das konnte einfach nicht sein. Kyu war in den letzten Monaten kalt gewesen, sie hatte keine Ahnung, wie die Dinge lagen. Und doch spürte Liren, wie Schuldgefühle an ihr nagten. Nicht wegen Jacobs Tod; Unfälle geschahen nun einmal. Aber wegen dem, was Star erdulden musste, und wegen Andrews Insubordination, die beinahe zwangsläufig zu weiteren Toten führen würde.
    Es oblag ihrer Verantwortung, diese Sache in Ordnung zu bringen. Außerdem war ihre Unterstützung auf der John Glenn eindeutig im Schwinden begriffen. Erika hätte sich beinahe geweigert, sie gehen zu lassen. Nun würde sie den Respekt, den man ihr zuvor entgegengebracht hatte, wiederherstellen oder ihn verlieren – alles im Zuge eines einzigen Ereignisses. Das war annehmbar. Eine ehrenhafte Entscheidung.
    Sie verspürte zugleich Angst und freudige Aufregung: das Gefühl, lebendig zu sein. Der Captain – Captain Hunter – befand sich auf Selene. Er hatte sie früher unterstützt, war beinahe ihr bester Freund

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