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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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durch den sie gefallen waren. Wenn die Flut kam, würden sie ertrinken.
    Es waren nur einige Meter bis zu der Stelle, wo Rachel eben noch gekauert hätte, aber sie hätte sich ebenso gut in der Umlaufbahn befinden können. Sie brauchten einen anderen Weg hinaus.
    Die Felsspalte erstreckte sich kraterein- und auswärts, sie war vom Wasser ausgewaschen, schmal und voller Gestein. Rachel stand vorsichtig auf. Ihre Gliedmaßen funktionierten. Das Bett des Wasserlaufs war eindeutig zu schmal und uneben, als dass ein Mädchen mit einem verstauchten Knöchel hätte hindurchgehen können.
    Während Gloria sich gegen sie lehnte und leise stöhnte, informierte Rachel die anderen. Die vier hielten sich gemeinsam beim Flieger auf, oberhalb der Flutgrenze, von ihrem momentanen Aufenthaltsort aus fast 20 Grad um den Krater herum. Es dauerte zehn kostbare Minuten, einen Plan zu entwickeln, mit dem sie alle zurechtkamen. Ali und Ursula würden beim Flugzeug bleiben und nach einem geeigneten Platz suchen, um es außerhalb des Wassersystems zu landen. Gabriel und Harry würden zu Fuß den Spuren der beiden Mädchen folgen – aneinandergelegt, um sich vor gefährlichem Untergrund abzusichern. Rachel und Gloria sollten unterdessen einen Weg aus der Spalte suchen.
    Harlekin zog das Meer in ihre Richtung. Laut Rachels Armbandgerät blieb ihnen weniger als eine halbe Stunde, bis die Flut ihren höchsten Stand erreicht haben würde. Sie seufzte und half Gloria hoch. Gloria konnte den verstauchten Knöchel nicht belasten. Rachels eigenes Bein – das, auf dem sie gelandet war -schmerzte, und auf der Rückseite des Oberschenkels prangten bereits blaue Flecken. Gloria war nur halb so groß wie Rachel, also kniete sich Rachel hin und half Gloria, auf ihren Rücken zu klettern. Das Mädchen zuckte zusammen und schrie auf; es war gezwungen, den Knöchel lose baumeln zu lassen und sich mit beiden Händen an Rachels Schultern festzuhalten.
    Eine Weile war Rachel in der Lage, eine leichte Steigung am Rande des Wasserlaufs entlangzugehen, und sie gewannen ein wenig an Höhe. An den Wasserflecken war zu ersehen, dass sie sich immer noch unterhalb der Flutmarke befanden. Glorias Gewicht drückte auf Rachels Hüften. Der Abstand zwischen den Wänden wurde schmaler, und Rachel langte nach oben, zog sich hoch und kletterte keuchend große Felsen hinauf. Durch Glorias Gewicht wurde sie langsam. Anstatt zu springen, wie sie es getan hätte, wenn sie allein gewesen wäre, musste sie klettern und zog sie beide nach oben, indem sie sich an scharfen Felskanten festhielt. Rachels Hände wurden von dem rauen Gestein spröde, und ihr rechter Handballen blutete. Sie kletterten inzwischen fast senkrecht aufwärts; hochgreifen, die Füße setzen und ziehen, hochgreifen, Füße setzen, ziehen. Zweimal schlug Gloria mit dem Fuß gegen Felsen und schrie laut auf. Davon abgesehen war sie still, hielt sich jedoch steifeine schwierig auszubalancierende Last. Manchmal spürte Rachel, wie sie zitterte. »Wir dürfen nicht stehen bleiben«, sagte sie, nachdem sie zum dritten Mal mit Glorias Fuß versehentlich Stein gestreift hatte.
    »Ich weiß«, erwiderte Gloria flüsternd.
    Nach zehn Minuten blieb Rachel stehen. Sie hatte keine Kraft mehr in den Armen, und sie hatte Angst, Gloria, die mit jedem Schritt schwerer und sperriger zu werden schien, fallen zu lassen. Die Seitenwände lagen an dieser Stelle weniger als zwei Meter auseinander, und die beiden Mädchen waren über das Niveau des Wasserlaufs hinaufgeklettert. Von dem Wasser war noch immer ein ruhiges Plätschern vernehmbar, während es mehrere Meter unterhalb ihrer Position auf unsicher verkeilten Felsblöcken dahinfloss.
    Rachel lehnte sich nach vorn und verteilte ihr Gewicht über einen großen gerundeten Felsen, um ihren Rückenmuskeln eine Pause zu gönnen. Gloria schaffte es, auf ihrem Rücken zu bleiben und Rachel von einem Teil ihres eigenen Gewichts zu entlasten, indem sie sich mit den Händen und einem Knie am Gestein abstützte. Rachels Rücken erholte sich gerade ein wenig, als Gloria flüsterte: »Das Wasser!«
    Rachel fuhr hoch, hielt Gloria fest und wandte sich um. Da war es, unterhalb von ihnen, und es stieg! Es bedeckte bereits die Stelle, an der sie abgestürzt waren, und verschlang die Fußspuren, die Rachel auf dem ersten, leichteren Stück des Weges hinterlassen hatte. Rachel setzte sich wieder in Bewegung, arbeitete sich weiter nach oben vor. Eine Steilwand ragte vor ihr auf – eine Wand aus

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