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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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fremden Material hing ihr von der Taille bis zu den Knien. Ihr Oberkörper war nackt, abgesehen von einem Strom perlenbesetzter grüner und purpurfarbener Halsketten. Das tiefschwarze Haar fiel ihr offen bis auf die Oberschenkel hinunter, es floss ihr über die Brüste und bedeckte sie. Die Frau hatte die schwärzesten Augen, die Rachel je gesehen hatte. Sie schaute Rachel prüfend an.
    Rachel fühlte sich unscheinbar.
    »Rachel.« Gabriels Stimme brach den Bann. Rachel blinzelte. »Rachel, ich möchte dir die Hohe Rätin Kyu Ho vorstellen. Sie hat angeboten, dich auf der John Glenn einzuführen und als deine Lehrerin zu fungieren. Sie erweist dir damit eine große Ehre.«
    Gabriel hatte die Worte »Hohe Rätin«, betont. Hieß das, höher als er selbst? Die Frage beschäftigte Rachel, bis sie bemerkte, dass Gabriel sich entfernte, und sie hörte sich selbst rufen: »Nein – geh nicht weg!« Ihre Stimme klang selbst in ihren eigenen Ohren klagend und kindisch.
    »Wir sehen uns bald«, sagte er fest. Er wandte sich um und ging weiter.
    Die Frau, Kyu Ho, ging in eine andere Richtung. Einen Moment lang stand Rachel da und sah ihnen beiden nach. Einige Herzschläge später hob sie ihre Tasche auf und folgte Kyu. Ihr Körper fühlte sich immer noch schwer an, und nach nur drei Schritten stolperte sie und fiel. Die Frau drehte sich um und schaute sie wieder an, der Ausdruck in ihren Augen war schwer zu deuten. Dann griff sie nach Rachels Hand, half ihr hoch und ging ein wenig langsamer, während Rachel gegen das Gefühl von Schwere kämpfte. Selbst ihre Tasche war schwer, und sie hatte Angst, die Riemen würden reißen. Kyu reichte mit dem Kopf nur bis ans untere Ende von Rachels Schulter, aber sie war stark, und ihre Hand verlieh Rachel Halt.

KAPITEL 13
    NEUGIERDE
     
    Astronaut beendete seine letzte Überprüfung von Gabriels kleinem Deltaschiff und genoss im Nachhinein das Gefühl des Fliegens. Ein kleiner Teil seiner Aufmerksamkeit, ein Unterprogramm, beobachtete das schlaksige Mädchen in Gabriels Begleitung, das er von Selene heraufgebracht hatte. Astronaut erkannte Rachel Vanowen; visuelle Daten von Selene flössen ständig vom Mond zum Schiff. Rachel war hochgewachsen und auf drahtige Weise muskulös, sie bewegte sich jedoch unbeholfen in der ungewohnten Schwerkraft. Astronaut maß ihre Körpertemperatur, ihren Atemrhythmus und ihre Pulsfrequenz. Sie stand unter Stress. Ihr Gesicht und die Art, wie sie Dingen mit den Augen folgte, verrieten Interesse an ihrer Umgebung und zeigten einen Ausdruck, der, wie Astronaut gelernt hatte, Verwirrung bedeutete.
    Gabriel sprach oft über Rachel, und Astronaut war erfreut, sie nun persönlich zu sehen. Er suchte nach einer Möglichkeit, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Rachel trug ein Armbandgerät, doch ihr direkter Bibliothekszugang war gesperrt. Sie besaß keine implantierten Datenlinks. Das war etwas Neues für Astronaut. Jeder andere Mensch an Bord der John Glenn war mit der Bibliothek verlinkt – mit Orten, mit denen er ebenfalls verlinkt war; jeder war Bestandteil des riesigen schiffsweiten Informationsnetzes. Astronaut registrierte, welche Fragen die Menschen an die Bibliothek richteten, beobachtete, was sie taten, und verfolgte ihre Gespräche untereinander.
    Ein Zugang war von Selene aus möglich. Aus welchem Grund hatte Rachel keinen Zugang? Besaß überhaupt irgendeiner der Mondgeborenen einen?
    War dieses Mädchen ähnlichen Beschränkungen unterworfen wie Astronaut?
    Astronaut initiierte drei parallele Suchläufe. Er erbat visuelle Aufzeichnungen von Rachel von Geburt an, Kommunikationsmuster der Mondgeborenen untereinander sowie zwischen Mondgeborenen und Ratsangehörigen. Einen Augenblick später forderte er zudem eine Auflistung dessen an, was der Rat den Mondgeborenen beizubringen gedachte.
    Gleich darauf wusste er, dass Rachel eine Sklavin war.

KAPITEL 14
    DER HOHE RAT
     
    Das Licht von Sternen und Planeten beschien Gabriel aus allen Richtungen. Bilder strömten durch das Datennetz der John Glenn und dekorierten die Wände mit Weltraumpanoramen. Zwischen Gabriel und den Wänden hingen, scrollten und flackerten Fenster voller Daten – leuchtend orange und gelbe holografische Displays vor einem Weltraumhintergrund. Die Fundamentalstatistiken des metallenen und diamantenen Schiffes hüllten ihn ein, und zusammen waren sie umgeben von Sternen und Galaxien. Es war für ihn zu einem Ritual geworden, seinen Büroraum abzuschließen und in Informationen zu baden,

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