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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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wenn er auf die John Glenn zurückkehrte. Die überall in seinen Körper integrierten Datenlinks reagierten auf die Fülle der drahtlosen Informationsströme, auf die sie eingestellt waren, und erwachten der Reihe nach zum Leben. Gabriel aktivierte einen nach dem anderen, konzentrierte sich auf jeden separaten Strom und ließ ihn dann verstummen, um im Bedarfsfall wieder auf ihn zugreifen zu können. Er trank Informationen, bis er sich wieder mit dem Schiff verbunden fühlte, bis das Blut der Daten in ihm pulsierte wie seine ganz persönliche Musik.
    In Gabriels Büro gab es nur sehr wenige Möbel; der Boden war schwarz. Gabriel stand inmitten von Ausblicken in die Unendlichkeit. Er dehnte sich, ging langsam die Yoga-Grundhaltungen durch und gewöhnte seinen Körper wieder an die erdnormale Schwerkraft an Bord des Schiffes.
    »Astronaut?«
    »Ja?«
    »Ich wollte nur mal hören, ob du da bist …«
    »Willkommen zurück!«
    Gabriel ließ ein Datenabstraktum der Kältekammern in den Schlafrevieren laufen. Er forderte Daten über Erika an. Ihre Feeds waren perfekte Flatlines: Es gab keine Spitzen, die auf möglichen Gefahren hingewiesen hätten.
    Als Nächstes der hydroponische Garten. Saatgutbestände, Setzlinge, Luftqualität, der Fluss. Alles bestens. Gabriel legte Kameraeinstellungen über Weltraumpanoramen, verdeckte ganze Galaxien mit Bildern von Gewächskästen voller gesunder Sprossen oder von hängenden Blumenkörben. Er vergrößerte Ansichten der lebenswichtigen Nährstofflösungen, die die Wurzeln umströmten. Als er mit der Kamera wieder zurückfuhr, entdeckte er im Fluss einen Lachs. Also, wer war denn auf diese glorreiche Idee gekommen? Wie in drei Teufels Namen sollte ein Lachs in einem Fluss laichen, der endlos im Kreis floss? Er trug Astronaut auf, der Sache nachzugehen – mit geringer Priorität.
    Er rief Listen auf, überprüfte die Bestände in den Frachträumen und die zur Verfügung stehenden kleinen Schiffe. Alles in Ordnung, natürliche Er erfasste per Kamera Gänge und Korridore. Alles befand sich an seinem Platz. Dank des Segens der Nutzbarmachung von Antimaterie als Treibstoff besaß die John Glenn für ein Sternenschiff eine Menge Innenraum. All dieser Platz wurde genutzt: zur Lagerung, zum Training, für Wasseroder Luftreserven. Überall, selbst hier in seinem Büro, war ein deutliches Aroma von Metall und Öl wahrnehmbar – der kontrollierte Geruch gereinigter Luft. Gabriels Augen nahmen strahlende Farben und sichtbar gemachte Datenströme auf, er folgte den wechselnden Bildern an den Wänden und den vielen Färb- und Figurencodes, die Leitungen und Durchgänge und Steigleitern und Richtungen bezeichneten.
    Gabriel stöhnte, löste die Zöpfe, die er sich auf Selene stets geflochten hatte, und machte sich an die weniger interessante Arbeit, sich über Erörterungen des Rates auf dem Laufenden zu halten.
    Gabriel überflog Listen von Wacheinteilungen und Bepflanzungszyklen, von Dienstplanrotationen auf Selene und Nährstofffluktuationen im hydroponischen Garten. Als er zu den letzten zehn Minuten der Aufzeichnung kam, stieß er auf Ma Lirens Ersuchen um eine formelle Zusammenkunft des Hohen Rates.
    Weshalb wollte Liren ihn persönlich hierhaben?
    Er löschte die Displays, blieb reglos im Dunkeln stehen und spürte das Pulsieren des Schiffes überall um sich herum.
    Rachel lag in dem merkwürdig weichen Bett und starrte an die metallene Decke. Ihre Kabine war mit Leichtigkeit doppelt so groß wie ihr Zimmer zu Hause in ihrem Zelt, doch die Wände vermittelten das Gefühl, als stünden sie enger beieinander, und sie hatten nicht den richtigen Geruch. Rachel wurde erst jetzt klar, wie das textile Material die Düfte von Essen in den Zeltwänden festhielt, oder dass man im Wind den Geruch von Erdreich wahrnehmen konnte. Während sie so in dem seltsamen Bett schwebte, wuschen die Unterschiede wie eine Welle über sie hinweg, und jeder davon flüsterte ihr zu, wie weit sie von zu Hause entfernt war. Die Einrichtung des Raums war schlicht. Es gab ein Bett und kaum als solche erkennbare Toiletteneinrichtungen – Rachel hatte erst herausfinden müssen, wie man sie benutzte – sowie Einlasse in der Wand, bei denen es sich um Schubläden oder Fächer handeln musste. Alles war weiß oder silbern oder schwarz. Daheim in ihrem eigenen Zimmer hatte immer ein buntes Durcheinander geherrscht. Rachel zitterte. Vielleicht waren die Betten hier deshalb so weich, weil alles andere so hart und steril

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