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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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Solsystems haben wir das dort auf die Bezeichnung ›Stinger‹ getauft. Aus Respekt, Rachel. Das sind die Antimateriedämmkammern. Selbst jetzt, wo nicht mehr genügend übrig ist, um uns aus dem Apollo-System hinauszubringen, würde die vorhandene Menge noch genügen, um die John Glenn in Stücke zu sprengen. Und dort – siehst du? –, dieses System aus Rohren und Verschlüssen – das sind Sicherheitsvorrichtungen, die wir benutzen, um kleinste Mengen Antimaterie in die Reaktionskammer zu befördern.« Während Gabriel sie auf Einzelheiten hinwies, schwor sich Rachel, alles in Erinnerung zu behalten, sodass sie es ihren Freunden würde berichten können. Gabriel setzte seine Ausführungen fort, bis sie dem Schiff zu nahe gekommen waren, um noch irgendetwas zu erkennen.
    Sie glitten reibungslos in die Andockbucht. Schimmernde Wände, die nach dem langen Flug durch die Leere viel zu nahe wirkten, schlössen sie ein. Mit vielfachem metallischen Klicken und Summen wurde ihre Ankunft registriert. Ein Lämpchen auf der Konsole erglühte in strahlendem Grün, ein kurzes Pfeifen scholl durch die Kabine, und Gabriel schnallte sich los und begann zu schweben. »Komm jetzt, aber halte deine Tasche fest, bevor du dich losmachst …«
    Rachel streckte die linke Hand aus und löste den Gurt, der ihre Tasche am Kabinenboden festhielt. Augenblicklich schwebte die Tasche davon und hätte sich beinahe aus ihrer Reichweite entfernt. Rachel schnappte nach ihr und spürte, wie sie selbst frei zu schweben begann, als sie den letzten Gurt losließ, der sie auf der Andruckliege festgehalten hatte.
    Gabriel hielt sich die Hand vor den Mund, als versuche er, nicht zu lachen. »Halt dich an irgendetwas fest … siehst du diesen Handgriff?«
    Rachel versuchte, ihre Tasche zu schultern und die rechte Hand freizubekommen, doch die Tasche schwebte nach oben. Rachel verdrehte ihren Oberkörper und probierte es, indem sie die linke benutzte. Es war zwecklos.
    Gabriel lachte, half ihr und führte sie zur Schleuse des Schiffes. Bevor er das Schott öffnete, blieb er stehen, sah sie an und ermahnte sie nochmals: »Denk daran – sei jederzeit höflich. Tu hier immer, was man dir sagt. Alle hier sind älter als du, und besser ausgebildet, und fast jeder hat etwas zu dem zu sagen, was auf Selene passiert. Vergiss nicht, dass du deine Familie repräsentierst; deine Stadt.«
    Glaubte er wirklich, sie würde das vergessen? »Ich werde das schon hinbekommen.«
    »Okay. Ich gehe voraus.«
    Rachel folgte Gabriel durch eine lange, mit Handgriffen gesäumte Röhre. Zweimal stieß sie mit dem Kopf gegen Gabriels Füße. Nach dem zweiten Mal drehte er sich um und zog sich rückwärts weiter, gab ihr Anweisungen und hielt sie mit einer Hand fest. Auf diese Weise gelangte sie eine Leiter hinunter, und Gabriel half ihr, sich eine absteigende Rampe entlangzubewegen. Sie bewegte sich dabei rückwärts, und ihr Magen schlug Purzelbäume. Sie wurde schwerer, sodass sie sich wieder fühlte wie gewohnt, und dann noch schwerer, je weiter der Gang abwärts führte. Benommen von dem Trommelfeuer so vieler neuer Eindrücke folgte sie Gabriel stolpernd zu einem mächtigen metallenen Schott.
    Der Boden schien Rachels Füße nicht loslassen zu wollen, und sie kam sich plump und ungeschickt vor. Ob es sich wohl so anfühlte, wenn man schwanger war? Während des Flugs hatte es andauernd Veränderungen der Schwerkraft gegeben, die sie gepackt und losgelassen hatte, und nun fiel ihr jeder Schritt schwer.
    Das Bewusstsein, dass sie hier oben ganz allein war – dass nur die mysteriösen und verwirrenden Ratsleute zugegen sein würden – fiel schlagartig wie eine Zentnerlast auf sie herab. Einen Moment lang blieb sie wie angewurzelt stehen, ihr Körper weigerte sich, durch das Schott zu treten.
    Dann lächelte Gabriel ihr zu und streckte die Hand aus, um ihr bei dem Schritt in den dahinter liegenden Korridor zu helfen. Zumindest kannte sie Gabriel. Vielleicht würde sie am Ende auch Erika kennenlernen, die Pilotin, auf die die Entstehung von Erikas Fehlschuss zurückging. Vielleicht würde es ihr ja sogar gelingen, ihre Mutter zu finden und ihr zu ermöglichen, dass sie ihren Dad besuchte.
    Die Frau, die draußen im Korridor stand, war unglaublich klein, nicht größer als Gloria, und ihre Haut war von einem rötlichen Bronzeton wie der Erdboden auf Selene, nachdem die Pflüge die ersten Vorbereitungen für die Bepflanzung abgeschlossen hatten. Ein loser schwarzer Rock aus einem

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