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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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aber Zeit mit deiner Familie, Zeit mit deinen Leuten. Du brauchst eine Perspektive, also studiere deine Geschichte, die Geschichte der Erde. Astronaut wird dir helfen. Und wenn du wieder Zurückkommst, such mich auf. Es gibt Dinge, die eine KI dir nicht beibringen kann. Aber lass dich bei deinen Gesprächen mit Astronaut nicht erwischen; er könnte dafür in seinen Funktionen beschnitten oder schlicht und einfach gelöscht werden. Maschinelle Intelligenzen sind anfälliger als wir – in gewisser Weise.« Sie schien um die richtigen Worte oder Konzepte zu ringen. »Sei sehr, sehr vorsichtig! Astronaut nimmt dieses Risiko auf sich, weil er einen Verbündeten braucht, und er ist der Ansicht, dass wir ihn brauchen, um unser aller Sicherheit zu gewährleisten. Er ist der Auffassung, dass sich etwas ändern muss, wenn wir wollen, dass das Schiff geschützt bleibt, dass Selene du und ich geschützt bleiben. Ich gehe dieses Risiko ein, weil Menschlichsein nichts mit der Vermeidung von Technologie zu tun hat und der Hohe Rat uns alle vernichten wird, wenn er weiterhin die falschen Entscheidungen trifft. Hab keine Angst – im Moment verlangen wir nicht von dir, dass du irgendetwas anderes tust als zu lernen. Wir wollen einfach nur, dass du lernst. Wirst du das tun?«
    »Ja.« Rachel dachte an ihr Versprechen gegenüber Gabriel und Kyu, als sie sie mit der Bibliothek bekannt gemacht hatten. Dies hier war eigentlich kein Bruch ihres Versprechens. Oder doch?
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, erklärte Astronaut: »Es geht hier um die Arbeit des Rates der Menschheit, Rachel. Du musst lernen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Wenn du erst mehr gelernt hast, wirst du deine eigenen Entscheidungen treffen wollen.«
    Treesa warf ein: »Allerdings solltest du dich bald auf den Weg zurück zu Gabriel machen. Er wird schon nach dir suchen.«
    »Und was ist mit meiner Mom?«
    »Sie ist kalt. Sie wird vielleicht zu deinen Lebzeiten nicht aufwachen. Es ist ihre Entscheidung.«
    Rachel schaute auf ihr Armband. Sie würde sich bereits zu ihrem Treffen mit Gabriel verspäten. »Ich weiß noch nicht, ob ich wiederkommen kann«, sagte sie. »Ich glaube, ich gehe in ein oder zwei Tagen wieder hinunter auf Selene.«
    »Wenn du darauf hinarbeitest, wird es dir vielleicht gelingen, bei Entscheidungen mehr Mitspracherecht zu bekommen, als du ahnst. Was wir alle zur Genüge haben, ist Zeit. Es besteht kein Grund zur Eile.«
    Rachel wandte sich um und ließ sich vom Dach hinabgleiten.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass du mir von Selene aus Mitteilungen schicken kannst.«
    Rachel blickte überrascht zu Treesa auf. »Wie soll ich das verbergen?«
    »Ich werde mich darum kümmern. Rachel? Versuche, ein wenig fröhlicher zu sein. Du hast nicht immer eine Wahl, was dir widerfährt, aber du hast die Wahl, wie du darauf reagierst.«
    »Du hast gut reden.«
    Treesa lächelte. »Versuche lieber, es zu lernen!«
    Rachel lief den Weg hinunter in Richtung Cafeteria und verlangsamte dann ihren Schritt. Woher sollte sie wissen, was jetzt das Richtige war? Missbrauchte sie Gabriels Vertrauen? Sie hatte es so mühevoll erlangt, und nun schien es kaum mehr eine Rolle mehr zu spielen. Hart zu arbeiten hatte ihr nicht das eingebracht, was sie brauchte. Vor ihrem geistigen Auge stand Ursulas Bild, und sie kämpfte verbissen gegen die Tränen an. Sie konnte keine Lehrstunde ablehnen; es gab zu vieles, was sie wissen musste.
    Sie bog um die Ecke zur Cafeteria, und tatsächlich stand Gabriel bereits wartend an der Tür und hielt nach ihr Ausschau. Als er sie sah, stellte er fest: »Du kommst spät.«
    Sie erwiderte: »Ich weiß. Ich habe ja jetzt eine Uhr.«
    Gabriels Augen weiteten sich, doch er zuckte die Schultern und ging dann im Gleichschritt neben ihr her, wenn er auch Abstand zu ihr hielt. Er fragte nicht, wo sie gewesen war. »Fühlst du dich heute besser?«
    »Worüber hattet du und der Captain geredet, als ich hereingekommen bin?«
    »Über gar nichts.«
    »Wirklich nicht?«
    »Rachel, es spielt keine Rolle.«
    Natürlich spielte es eine Rolle. Aber nun wusste sie ein paar Dinge, von denen er nicht wusste, dass sie ihr bekannt waren. Es war angsteinflößend, und doch gefiel ihr dieses Gefühl. Was konnten sie ihr schließlich noch groß antun? »Wann brechen wir morgen auf?«
    »In der Frühe.«
    »Ich werde bereit sein.« Rachel ging schneller, übernahm die Führung. Sie ging den ganzen Weg bis zu ihrer Kabine vor ihm her, und als Gabriel Anstalten

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