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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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die Dinge wirklich so sind, wie sie dir erscheinen?«
    »Bitte geh.« Noch nie waren ihr zwei Worte so schwer gefallen.
    Daniel nickte. »Du meinst das, oder?«
    »Ja.«
    Sie hörte, wie er tief die Luft einsog, und zwang sich, nicht in seine Augen zu blicken, denn dann würde alles nur noch schlimmer werden.
    »Hör zu, Liv. Ich bin die nächsten zwei Tage nicht in der Stadt. Finalspiel in Amherst. Zwei Tage, in denen du mich nicht sehen und hören musst. Aber danach – bitte, danach musst du mich anhören.«
    »Danach oder davor«, brach es aus ihr heraus. »Was soll das für einen Unterschied machen. Du hast dich entschieden, also lass mich endlich in Ruhe.«
    Daniel starrte sie an, als wäre ihm ein Geist erschienen. Dann stand er abrupt auf und stürmte geradezu aus der Tür; die Türglocke bimmelte aufgeregt, als er sie zuwarf. Keine Sekunde zu früh, denn jetzt konnte Liv doch nicht anders, sie brach in Tränen aus.
    Ach, Mist, warum läuft auch nur alles, alles, schief? Es fühlte sich falsch an, wie sie reagiert hatte. Aufgesetzt. Am liebsten hätte sie noch einmal von vorn angefangen und ihn angehört. Aber wozu? Was sollte das bringen?
    »Liv, hast du dich schon einmal gefragt, ob das Offensichtliche immer der Wahrheit entspricht? Ob die Dinge wirklich so sind, wie sie dir erscheinen?«
    Was meinte er damit? Die Tatsache, dass er sie betrogen hatte, oder doch etwas anderes?
    Die Tränen flossen jetzt noch stärker. Liv konnte sich nicht erinnern, jemals so heftig geweint zu haben. Was war bloß mit ihr los? Was geschah mit ihr? Sie legte ihren Kopf auf den Arm und bekam kaum mit, dass die Türglocke wieder leise bimmelte. Einen Moment später umarmte sie jemand von hinten.
    Ihr ganzer Körper wurde stocksteif, doch dann hörte sie Mais Stimme an ihrem Ohr und atmete auf.
    Mai war da. Ihre beste Freundin seit Kindertagen hatte ein Talent dafür, die Dinge wieder ins richtige Licht zu rücken. Alles würde gut werden.

11
    »Wo kommt ihr denn plötzlich her?«, fragte Liv, als sie sich endlich wieder beruhigt hatte. Mai war nicht allein, Toby stand hinter ihr; er winkte, fast schüchtern, was sonst gar nicht seine Art war.
    »Süße, wir haben uns solche Sorgen gemacht.« Mai nahm sie noch einmal in den Arm, drückte sie und dann zog sie ihr Handy aus der Tasche. »Diese SMS eben. Ich dachte wirklich, er hätte dich erwischt. Toby ist wie der Teufel gefahren. Gut, dass gerade Pause war, sonst hätten wir nie so schnell hier sein können.«
    »Erwischt?« Liv sah Mai etwas verwirrt an. »Was meinst du denn damit? Wer soll mich erwischt haben? Daniel?«
    »Daniel? Nein, Ethan!«
    Liv riss die Augen auf. »Wie kommst du jetzt auf Ethan?«
    Mai schaute Liv verwirrt an, dann zückte sie ihr Handy. »Er ist hier, Mai« , las sie laut vor. »Was soll ich bloß tun? Er ist hier im Diner und ich bin allein.«
    Liv schüttelte den Kopf. Jetzt erst kapierte sie, was Mai gedacht haben musste. »Oh Mai, es tut mir so leid«, sagte sie zerknirscht. »Ich meinte Daniel.« Sie trocknete ihr Gesicht. »Daniel war hier im Diner, ich hab nicht wirklich denken können, als ich das getippt habe.« Sie holte Luft. »Aber ich bin so froh, euch zu sehen.«
    »Und wir erst!« Jetzt drängte sich Toby an Mai vorbei, auch er nahm sie in die Arme und führte sich auf, als wollte er sie nie wieder loslassen. »Es geht ihr gut«, rief er theatralisch aus. »Sie lebt!«
    »Bald nicht mehr. Du erstickst mich ja«, sagte Liv und musste trotz allem grinsen. Toby konnte sie in jeder Situation zum Lachen bringen.
    »Sorry.« Toby ließ von ihr ab.
    »Danke, dass ihr gekommen seid«, sagte Liv und meinte es auch so. Es war gut, die beiden Menschen um sich zu haben, die sie abgesehen von Jessie und ihren Eltern am längsten kannte. Es war das Beste, was ihr seit vorgestern Abend passiert war.
    Toby hatte sich von der Theke mittlerweile Livs Truthahnsandwich geholt, das Summer bereitgestellt hatte, und biss herzhaft in die eine Hälfte. »Oh, ich bin am Verhungern«, sagte er zwischen zwei Bissen und ignorierte Livs Blick. »Nimm dir doch die andere Hälfte.« Er trank einen Schluck von ihrem Kaffee, den sie nicht angerührt hatte.
    »Okay, Honey, jetzt pass mal auf. Du musst mir alles erzählen, was gestern Abend bei euch passiert ist!« Seine Augen funkelten.
    »Toby!«
    Mais Stimme war ein einziges Fauchen und Toby hob abwehrend die Arme. »Hey, mein Psycho-Doc sagt immer, es ist gut, wenn man darüber spricht.«
    Liv lachte. Sie konnte sich

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