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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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Nachrichten für Liv hinterlassen. Auf alle anderen konnte sie gut verzichten. Sie stellte sich schon das Getuschel und das Gerede in der Schule vor.
    Jessie bremste an der Tankstelle vor dem Diner ab und sah prüfend zu Liv hinüber. »Summer hat noch bis drei Schicht, okay? Ich hole dich in spätestens einer Stunde wieder ab.«
    »Ich brauche keine Babysitterin«, murmelte Liv, aber insgeheim war sie jetzt doch froh, dass Jessie für sie diese Entscheidung getroffen hatte. Wenn es nach ihr gegangen wäre, wäre sie wahrscheinlich wirklich allein zu Hause geblieben und dort mittlerweile vor Panik umgekommen.
    Sie öffnete die Tür. »Und Livvie«, Jessie hielt sie noch zurück, »sei nicht sauer, ja? Ich meine es doch nur gut.«
    »Ja doch!«, gab sie unwillig zurück. Sie hatte es kapiert. Warum ritt er denn noch darauf herum?
    Als Liv das Diner betrat, war es fast leer bis auf eine Mutter mit zwei völlig verrotzten Kleinkindern und einen Tisch mit alten Männern, die stumm in ihren Kaffee starrten. Es war kalt hier drin, der Luftstrom der Klimaanlage ließ sie frösteln. Hinter der Theke, die in einem grellen Orangeton gestrichen war, stand Summer, Jessies derzeitige Freundin. Ihre hell blondierten Haare waren sorgfältig geföhnt, das Gesicht perfekt geschminkt. Für die Arbeit in einer abgerockten Frittenbude hatte sie sich extrem aufgestylt, aber heute war Summers Aussehen Liv herzlich egal.
    Trotzdem zögerte sie, bevor sie an die Theke ging. Was, wenn Summer die Geschehnisse von gestern Abend haarklein erzählt haben wollte? Sie kannte sie kaum, Jessie wechselte seine Freundinnen fast so häufig wie andere ihre Klamotten. Liv taten seine Dreiwochen-Affären immer ein bisschen leid, aber selbst unter anderen Umständen wäre ihr Summer nicht sympathisch gewesen. Dazu war sie ein bisschen zu schrill und zu aufdringlich.
    Umso erstaunter war sie allerdings, als Summer ganz anders reagierte, als sie erwartet hatte.
    »Du siehst aus, als könntest du etwas zu essen gebrauchen«, sagte sie nur knapp und musterte sie unter dick getuschten Wimpern. »Worauf hast du Lust?«
    »Einen Kaffee und ein Truthahnsandwich?« Liv fragte mehr, als dass sie eine Bestellung aufgegeben hätte. Und tatsächlich wusste sie nicht, ob sie das Essen runterbringen würde.
    »Kommt gleich.« Summer nickte, schenkte eine Tasse Kaffee aus der Kanne ein, schob ihr die Milchtüte hin und verschwand ohne weiteren Kommentar in der Küche.
    Liv griff sich ihren Kaffee und blickte sich um. Am besten suchte sie sich einen Tisch hinten am Fenster.
    Sie wollte gerade losgehen, als es einen Luftzug gab und die Tür sich öffnete. Ganz automatisch ging Livs Blick hoch und mit einem Schlag war es so, als ob jemand ihrem Herzen einen Tritt versetzt hätte. Blut schoss ihr ins Gesicht und ihre Knie wurden weich. Noch in derselben Sekunde hasste sie ihren Körper dafür. Warum reagierte sie so? Warum tat es so entsetzlich weh?
    In der Tür stand Daniel, ihr Exfreund. Exfreund und Verräter, um genau zu sein.
    Sie dachte an die Party vor zwei Tagen, als sie sich zuletzt gesehen hatten. Daniel, ihr Daniel, mit dem schmalen Gesicht und den blitzenden Augen, wie er im Wohnzimmer der Mandersons stand, direkt vor der weißen Sofalandschaft, und gerade mit Toby und Mai herumalberte. Liv war in der Küche gewesen, um für sie alle Getränke zu holen. Sie balancierte mit den Pappbechern, aus denen das Bier gefährlich überschwappte, in Richtung ihrer Freunde und in diesem Moment war das Mädchen aufgetaucht. Sie kannte sie nicht, was aber kein Wunder war, denn Katie Manderson hatte nicht nur die gesamte Eerie High eingeladen, sondern alle Teenager im Umkreis von zwanzig Meilen.
    Das Mädchen sah atemberaubend gut aus, die Haut honiggelb, das Haar in leichten Wellen über ihrem seidenen Top. Sie zog Daniel etwas zur Seite, er lachte sie an, auf seine unverwechselbar schiefe Art und Weise. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr und dann küsste sie ihn.
    Es war kein Wangenkuss oder ein leichter Kuss auf den Mund, den man noch irgendwie hätte erklären können, sondern ein richtiger Kuss. Den Daniel erwidert hatte, da war sich Liv sicher.
    Liv hatte ganz ruhig und vernünftig ihre Becher abgestellt, einen nach dem anderen, langsam und sorgfältig, als wäre es das Wichtigste auf der Welt. Irgendwo hinter sich hatte sie Trish Kelter tuscheln hören: »Schaut mal, Livs Collegefreund knutscht fremd«, hatte sie gekichert. Erst da war Leben in Liv gekommen und sie war

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