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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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unterbrechen.«
    Liv wartete seine Antwort nicht ab, sondern durchquerte mit schnellen Schritten das Diner, bis sie an Ethans Tisch angelangt war.
    Er schaute zu ihr auf. Er wirkte nicht die Spur überrascht.
    Liv nahm sich nicht einmal die Zeit, Luft zu holen. »Was bist du? Ein Stalker? Oder ein Mörder?«
    Ethan schwieg und sah sie nur an.
    Liv musste sich zusammennehmen, um den Blick zu erwidern. Er hatte eine Art, sie zu mustern, die merkwürdig hypnotisch war. Wie in der Cafeteria kam sie sich vor wie ein Kaninchen, das von einer Schlange fixiert wurde. Aber sie gab nicht nach. Sie wollte das hier durchziehen, wollte endlich Antworten auf ihre Fragen.
    Schließlich nickte Ethan. »Danke, dass du gekommen bist.«
    »Du bedankst dich?« Plötzlich spürte Liv, wie sich die Anspannung der letzten Tag entlud. Sie hörte selbst, wie ihre Stimme sich überschlug. »Wie wäre es, wenn du mir stattdessen ein paar Erklärungen gibst? Du kannst damit anfangen, was das vorgestern Nacht an der Constitution Road sollte.«
    »Ja, das ist nur fair«, sagte Ethan bedächtig. »Aber es ist nicht so einfach zu erklären.«
    »Versuch es. Ich bin nicht so blöd, wie du denkst.« Liv verschränkte die Arme.
    Plötzlich veränderte sich Ethans Ausdruck. Sein Gesicht nahm einen weichen Zug an, der ihn deutlich jünger machte, aber auch verwundbarer. So als wäre mit einem Schlag eine Maske weggewischt worden und der echte Ethan würde darunter hervorschauen. »Liv, ich denke nicht, dass du blöd bist. Eher im Gegenteil.«
    »Du kennst mich überhaupt nicht!«
    Ethan nickte. »Das stimmt. Oder auch wieder nicht.« Er hob die Hand. »Liv, du weißt vermutlich, dass ich zwei Jahre lang in der Klinik war. Aber du hast keine Ahnung, was so etwas mit einem anstellt. Ich hätte das selbst nie für möglich gehalten.« Er stockte und in seinen Blick trat solch abgrundtiefer Schmerz, dass es Liv fast den Atem nahm. »Egal, es ist vorbei. Ich bin da einigermaßen heil herausgekommen. Am Schluss hab ich mir geschworen, dass ich ab jetzt ein total normales Leben führen will.«
    »Was dir ja super gelingt.« Liv wusste selbst nicht, warum sie so sarkastisch wurde, aber Ethan hatte etwas an sich, dass sie immer unsicherer werden ließ. Sie hatte noch nie einen Menschen kennengelernt, den sie so schwer einschätzen konnte. Der in einem Augenblick ein solches Gefühl von Überlegenheit und Macht ausstrahlte, doch im nächsten Moment wie ein kleiner Junge wirkte.
    Jetzt zum Beispiel.
    Ethan wurde tatsächlich rot und biss sich auf die Lippen. »Okay, das mit neulich abends war ein Riesenfehler. Ich weiß selbst nicht …« Er brach ab. »Noch einmal von vorn«, sagte er dann. »Die Antworten auf deine Fragen von vorhin sind: Ich weiß es nicht. Nein. Und noch mal nein.«
    Liv hatte das Gefühl, nicht mit dem Starren aufhören zu können. Welche Fragen sie am Anfang gestellt hatte, wusste sie gar nicht mehr.
    Sie kniff die Augen zusammen. »Eine einzige Frage – eine einzige ehrliche Antwort, okay?«
    Ethan nickte. »Abgemacht.«
    »Hast du etwas mit dem Tod von Rachel Brokkolone in unserem Garten zu tun?«
    Ethan sah sie lange an. Dann öffnete er den Mund, aber bevor er etwas sagen konnte, trat jemand an den Tisch.
    Liv sah hoch und erkannte die klein gewachsene Gestalt mit dem Pferdeschwanz.
    »Ethan Hobbs?«, fragte Madella da Silva. »Ich nehme Sie fest wegen Mordverdacht. Sie haben das Recht zu schweigen.«

Zwei Jahre zuvor, Raum 213
    Die weißen Spitzen ihrer hellblonden Haare kitzelten Ethans Wange, aber er war zu träge, um sich zu Rachel umzudrehen. Die Sonne stand hoch am Himmel, es musste schon um die Mittagszeit sein. Vom Wasser drang das Kreischen kleiner Kinder herüber, die sich gegenseitig untertauchten.
    Auf seiner Haut lag ein leichter Film aus Schweiß und Sonnenmilch. Die Luft roch nach Blumen und Gras und nach dem Rauch der Grillfeuer.
    Er spürte ihre warmen Lippen auf seiner Brust, langsam wanderten sie höher.
    »Mmmm, mach das noch mal«, sagte er träge.
    »Was?«, fragte sie und lachte leise. »Das?« Sie biss ihn leicht in die Schulter.
    Er griff nach ihr und hatte sie mit einem Ruck umgedreht. Immer noch lachend lag sie auf dem Rücken.
    Sie hatte nur einen Bikini an. Ihre Augen funkelten und Ethan dachte, dass dieser Moment so perfekt, so vollkommen war, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn er jetzt starb.
    Rachel lächelte. »Weißt du eigentlich, dass ich dich liebe?«, fragte sie und Ethan riss gespielt

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