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Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Titel: Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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richtige Fährte setzen können.«
    Reinald blinzelte ein-, zweimal auf eine Art, die Shea nicht gerade erfreulich fand. »Die Lady Bradamant würde uns zu Hilfe kommen, das ist nicht zu bezweifeln«, sagte er. »Braucht Ihr für Euren Zauber philosophische Hilfsmittel, Sir Harold?«
    »N-n-nein. Nicht, daß ich wüßte. Es sei denn, Sie haben ein Nachtlicht.«
    »Davon ist mir nichts bekannt. Aber da es keinen Hinderungsgrund mehr gibt und unsere Gruppe nur noch daraufwartet, daß Ihr handelt, sputet Euch! Es ist nur rechtens, daß der Hintersasse seinen Dienst erweist, bevor er Unterstützung erhält.«
    Shea blickte zu Belphegor (die er für sich weiterhin Belphebe nannte), aber sie schaute nach einem kurzen Blick in eine andere Richtung. Er war sich nicht sicher, ob er verstand, was Reinald sagte und hätte jetzt viel lieber ein tete-ä-tete mit seiner Frau gehabt, aber soweit er begriff, schlugen die beiden Paladine ihm ein Tauschgeschäft vor: sie würden Doc und Florimel aus Burg Carena herausholen, wenn er Graf Roland von seinem vermutlich einfachen Gedächtnisschwund befreite. Er seufzte und machte sich an diese Aufgabe, indem er sich an den immer noch leise schniefenden Paladin wandte:
    »Nicht doch, nicht doch! Das hat doch gar nicht so weh getan, oder? Aber wenn kleine Jungen böse sind, dann müssen sie lernen ...« Belphegors Kinnlade fiel nach unten, als er in diesem Ton weitersprach, aber der Wilde blickte Shea voller Interesse an, umarmte ihn plötzlich und drückte ihm einen fetten Kuß auf die Wange.
    Reinald lachte laut. Astolph schien für einen Moment Schwierigkeiten zu haben, seinen Atem zu kontrollieren, und kündigte an, zu Bett gehen zu wollen. Shea blickte in die blaßblauen Augen, die ihn jetzt bewundernd anstarrten.
    »Möchtest du eine Geschichte hören?« fragte er. »Wenn du mitkommst, erzähle ich dir eine von sieben Drachen.« Die Lösung schien einfach: Roland war etwa auf dem Niveau eines Dreijährigen. Zu den anderen sagte Shea über die Schulter: »Es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, falls der Zauber überhaupt wirkt. Ihr müßt von hier fort und eine Weile abwarten. Ich könnte einen Insulinschock einsetzen, aber dieses philosophische Hilfsmittel ist nicht zur Hand. Daher muß ich wahrscheinlich die halbe Nacht nach meiner Methode arbeiten.«
    Gähnend zogen sie davon. Roland lauschte interessiert dem Märchen von den sieben Geißlein, in Drachen übersetzt, und wollte mehr hören. »Nein«, sagte Shea, »jetzt erzählst du mir eine Geschichte, weil ich eigentlich schon zu Bett muß. Und dann erzähle ich dir wieder eine.«
    Roland lachte entzückt. »Alle gehen viel zu früh ins Bett. Welche Geschichte willste hören?«
    »Erzähl mir mal, wer du bist.«
    »Ich bin ich.«
    »Aber sicher. Du lebst in einer Höhle, oder?« Bruchstücke von Orlando Furioso kamen in Sheas Kopf an die Oberfläche; oder war
    es das Rolandslied? Genau wußte er es nicht, aber er schien auf dem richtigen Weg zu sein, denn sein Patient blieb bei der Sache.
    »Und deine Mutter ist Madame Bertha. Aber wie nennt sie dich?«
    »Gack-gack. Das heißt Entchen, und es ist rot und weiß.«
    Shea stöhnte innerlich auf. Diese Masse aus Muskeln, Haaren und Schmutz erinnerte an nichts weniger als an ein Entchen. Aber wenigstens das >rot und weiß< waren ein winziger Fortschritt, denn das waren Rolands Farben. So hatte er es gelesen.
    »Wie nennt sie dich sonst noch?«
    »Hühnchen.«
    Das brachte ihn nicht weiter. »Wie ist dein Vater?«
    Ein Schmollmund. »Weiß nicht. Ist weg, kämpft gegen die Sachsen.«
    »Ist er nicht zurückgekehrt?«
    Das Gesicht nahm einen jammervollen Ausdruck an. »Weiß nicht.«
    »Doch, du weißt es. Wenn du nichts sagst, gibt es keine Geschichte mehr.«
    Roland begann leise zu schluchzen, doch Shea konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen. Es mußte sehr hart gewesen sein, aus einem Schloß in eine Höhle umzuziehen, wo es nicht genug zu essen gab. Aber er blieb unerbittlich. Schließlich hörte Roland zu schluchzen auf und sagte: »Mama sagte, er hat sich Ruhm erworben; und die Räte sagten, wir dürften dort nicht mehr wohnen, und mir kalt, und ich hatte einen Streit, und ein fetter alter Mann saß in einer Taverne, und jemand machte Musik, und mir gefällt es hier nicht, und ich habe Hunger.«
    Allmählich brach das Eis. Shea spürte sein Herz vor Freude höher schlagen und blickte sich nach Belphegor um, aber sie war verschwunden.
    Mit gespielter Verachtung sagte er: »Ich

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