Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung
sein.«
»Das wird wenig nutzen. Astolph soll Euch heute nacht mit einem Zauber in tiefen Schlaf versetzen, und im Morgengrauen brechen sie auf. Er hat mir angeboten, mich zu seiner Liebsten zu machen, aber nach ihm steht mir nicht der Sinn.«
»Dieser entschuldige meinen Gedanken. Ich dachte, Astolph sei zuverlässig.«
»Oh, gewiß, ein braver Mann. Aber wie alle Engländer in Gesetze verstrickt. Und als Lord Reinald von seiner Lehnspflicht gegen den Kaiser sprach und daß mit Roger außerhalb der Burg der Sieg der Christenheit dadurch verzögert würde, weil sie mit Euch um Roger streiten müßten nun, da ließ Herzog Astolph sich überreden.«
Shea dachte nach. »Läßt Roland das denn zu? Er schien mir aufrichtig dankbar zu sein und ist mir gewiß einiges schuldig.« Belphegor lachte klingend. »Für ihn gebe ich keinen Deut sicher ein anerkannt ehrenwerter Ritter, dessen Hingabe wie eine Rose welkt, weil er die Pflicht wegen den Kaiser und seinen Krieg über alles andere stellt, mehr noch als Herzog Astolph. Hat er Lady Bradamants Ring gefunden?«
»Das hat er gesagt.«
»Um so schlimmer für Euch. Denn die stählerne Festung Carena ist ein Hort heidnischer Zauberei und ein Vipernnest, das zu zerstören Roland als seine erste Pflicht ansehen würde, sobald er es durch die Macht des Rings betritt.«
Das traf wahrscheinlich zu. Shea erinnerte sich, daß der Graf bei seiner Dankesbezeugung eine Einschränkung gemacht hatte, die den Kaiser betraf. »Ich schätze, dann muß ich Roger auf eigene Faust finden«, sagte er ein wenig bekümmert. »Was hast du denn vor?«
»Ich? Nun, ich will mein freies Leben der Wälder und Seen führen, sofern Medoro ... Da Roger nicht mehr auf Carena ist, halte ich mich von meinem Versprechen befreit, Herzog Astolph dabei zu helfen, ihn herauszuholen.«
»Warum hilfst du dann nicht mir, Roger zu finden?«
»Warum sollte ich das?«
Shea fühlte seinen Hals trocken werden. »Ach, um beim Kampf gegen Ungerechtigkeit zu helfen, oder einfach aus Spaß am Abenteuer... oder sonst was«, beendete er den Satz unbeholfen und fuhr dann fort: »Schließlich hast du ja auch versprochen, Astolph zu helfen.«
»Aber ich war in seiner Schuld. Es war kein anderer als Astolph, der die Verfolger von Burg Carena ablenkte, als sie mit Pferden und Hunden jagten.«
»Was? Das hast du mir gar nicht erzählt.« Shea fühlte Mordgelüste gegen Sir Reed Chalmers, der ihm das ebenfalls nicht erzählt hatte. Sir Reed spürte offenbar, daß er zu weit gegangen war.
»So war es. Er hat einen der Sarazenen getötet und die übrigen in die Flucht geschlagen. Aber Ihr habt wertvolle Stunden ohne Ziel und Zweck mit mir verschwendet. Ihr müßt schon einen besseren Grund finden, warum ich mich Eurer Suche nach Roger anschließen soll.«
»Tja er wird sich ins Sarazenenlager begeben, um in den Krieg zu ziehen, nicht wahr? Dort könntest du vielleicht Medoro finden.«
»Oh, pfui, Sir Harold! Wollt Ihr, daß ich wie jene Kriegerin, die Lady Bradamant, einem Mann hinterherlaufe? Ihr denkt schlecht von denen, in deren Schuld Ihr steht. . . Nicht, daß Ihr unrecht hättet. Medoro ist zwar ein Dichter, aber in einer solchen Stunde wird er dem Ruf der Trompete folgen. Nein, Eure Gründe sprechen eher dagegen, Euch bei der Suche in diese Richtung zu begleiten. Jetzt benötige ich einen neuen Grund, der doppelt so schwer wiegt.«
Aha, der Laffe ist also ein Dichter, dachte Shea. »Weitere Gründe weiß ich nicht«, bekannte er offen. »Außer, daß ich deine Begleitung deshalb wünsche, weil ich dich liebe.«
Belphegor-Belphebe verschlug es einen Moment lang die Sprache, dann streckte sie die Hand aus. »Habt Ihr schließlich doch den Schlüssel gefunden und seid mein treuer Ritter. Es ist abgemacht. Wir treffen uns an dieser Stelle, sobald die Paladine wieder im Schlummer liegen. Nun geht, bevor sie Verdacht schöpfen!«
»Was sollen wir tun? Ihre Pferde stehlen?«
»Was, den Pegasus? Und Rolands Roß ist der große Bayard, der seinen Herrn sofort wecken würde.«
»Verflixt! Ich kenne einen Mann namens Bayard, aber der weckt niemanden auf. Was sollen ...?«
»Geht, sagte ich. Nein, keine Umarmung.«
»Gute Nacht«, sagte Shea und ging wieder zur Hütte. Er spürte eine leise zitternde Hoffnung, wie er sie seit ihrer gemeinsamen Gefangenschaft bei den Da Derga in Faeries nicht mehr gespürt hatte.
Die drei Paladine hockten um ein kleines Feuer in der Mitte der Hütte. Ein Loch im Dach ließ etwa
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