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Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Titel: Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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rief Belphegors Stimme. Shea drehte sich um und sah sie in einer Ecke des Raums, sprungbereit und den Dolch in der Hand.
    »Halt!« sagte er. »Ich bin's, Harold. Erkennst du mich nicht?«
    »Ein gehörnter Dämon der Lord von Shea? O nein, so  aber die Stimme ...«
    »Komm schon, du kennst mich doch! Das ist nur ein Witz, sozusagen ein magischer Witz. Das andere Gespenst da oben auf dem Teppich ist dein Freund Medoro. Kapierst du jetzt? Wir sind hier, um dich zu retten.«
    »Nein, das ist gewiß ein Trick. Komm nicht näher! Ob Mensch oder Monster, ich schlitze dir die Kehle auf.«
    »Medoro«, rief Shea nach oben. »Sie glaubt nicht, daß wir es sind. Mach ein Gedicht für sie!«
    Nach Medoros Gesicht zu schließen, war seine Muse nicht in bester Verfassung, aber er räusperte sich tapfer und begann mit winselnder Stimme:
     
    »Dahin alle Vorsicht!
    In dieser Gefahr
    Bauen wir auf die Zauberkunst des edlen Shaykh Harr.
    Doch ach! Diese Not, die meine Augen schau'n,
    Sagt mir: Ich kann nur auf Allah vertrau'n.«
     
    »Allmählich glaube ich euch«, sagte Belphegor, deren Mund seine harten Züge verlor. »Es ist wahrhaftig Medoros Stimme, mit der diese Gestalt spricht. Doch was habt ihr nun im Sinn, Freunde?«
    »Wir machen uns mit dem fliegenden Teppich davon, mit dem wir auch gekommen sind«, sagte Shea.
    Das Mädchen stellte sich auf Zehenspitzen. »Aber wie erreichen wir ihn?«
    »Wir brauchen noch mehr Turbane«, antwortete Shea. »Wo finden wir welche?«
    Belphegor eilte durchs Zelt. »Diese Truhe hier.« Sie war in der Tat mit seidenem, säuberlich gefaltetem Turbanstoff gefüllt. Shea band drei Stoffbahnen mit strammen Kreuzknoten zusammen und warf ein Ende zu Medoro hinauf, der es beim zweiten Versuch auffing. Flink wie ein Wiesel kletterte Belphegor hoch.
    Shea packte den untersten Knoten mit festem Griff und folgte ihr, aber kaum hatte er den Boden verlassen, da wurde das Turbanseil schlaff. Er plumpste aufs Hinterteil, und das Seil fiel ihm auf den Kopf.
    »Hee!« schrie Shea und trat auf den Amir, als er sich hochrappelte. Medoro beugte sich über die Teppichkante. Seine Augen fuhren hin und her, seine Lippen murmelten unverständliche Worte. Der Rand des Teppichs schwankte, der Teppich selbst veränderte seine Position ein Stückchen.
    Shea wollte schon wütend lospoltern, aber bevor er ein Wort herausbekam, beugte sich Belphegor über den Rand und rief:
    »Werft das Ende hoch!« Sie fing es auf, legte es sich um den Körper und sagte: »Steigt herauf!«
    Shea zögerte, weil er befürchtete, das Mädchen herunterzuziehen. Er zweifelte nicht an ihrer Kraft, daher immerhin wog er hundertundsechzig Pfund. In diesem Augenblick warf eine Gruppe Eunuchen den Wandteppich beiseite und kam schreiend
    hereingewatschelt. Sie schwangen handbreite Krummsäbel. Ungeschickt, aber erfolgreich stieg er an dem Turbanseil hinauf, ein Dolch flog an ihm vorbei.
    »Weg da! Das ist Männersache«, befahl er Medoro. Er sprach zu dem Teppich, und sie glitten durch den Spalt in der Zeltwand ins Zwielicht der Dämmerung hinaus. Das Feuer am Rand des Lagers brannte immer noch, die Gestalten davor schienen in seinem Licht zu tanzen.
    Shea brachte den Teppich in eine Höhe, in der er sich und seine Gefährten vor Pfeilen sicher wähnte, und wandte sich an Medoro. »Nun, was hast du für eine Entschuldigung? Sie muß schon verflixt gut sein.«
    »Ich ... ich ... aber Freund Harr, laß dein Schild unseres Brots und Salzes das Schwert deines Zorns ablenken. Trefflich sagt AI Qa'sun, daß der, welcher in die Herzen von vielen schaut, selten in sein eigenes blicken kann. Ach, elendster aller Menschen!« Er senkte den Kopf, die juwelenbesetzten Armbänder blitzten auf, als er sich an die Brust schlug. »Dein Diener hatte nur einen Gedanken: als ich das Ende des Seils verloren hatte, war soviel verloren, daß ich es bis zum Ende aller Tage zutiefst bedauert hätte. Doch alle Macht liegt einzig bei Allah, der dich errettet hat, auf daß du die Weide unserer Augen bleiben mögest.«
    »Verdammter Trottel«, zischte Shea. »Du hattest also vor, dich davonzuschleichen und mich zurückzulassen, um dann ein Gedicht darüber zu schreiben. Das war es doch, oder?«
    »O nein, aber ich bin nur ein Schilfrohr im Sturm deines Missvergnügens, und beklommen ist meine Seele, mein Bruder«, sagte Medoro, griff nach dem Saum seines Umhangs und riß ihn ein Stückchen ein. (Shea bemerkte, daß er schon einige Male genäht worden war; offenbar handelte

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