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Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Titel: Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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Shea rezitierte:
     
    »Bei Zwirn und Flor,
    Heb dich empor!
    Über des Bergkamms Schwelle
    Flieg auf der Stelle!«
     
    Nichts geschah.
    Shea wiederholte den Vierzeiler und probierte verschiedene Wortumstellungen aus. Immer noch kein Erfolg. Der Eremit lächelte gütig.
    Das Mädchen sagte: »Mich deucht, ich kann das Rätsel lösen, Sir Harold. Dieser Gottesmann hat uns nicht nur gesegnet, sondern auch einen Exorzismus gegen Zauberwerk gesprochen, so daß alle Eigenschaften, die dieser Teppich durch Eure Magie besaß, verschwunden sind und in seiner Gegenwart nicht wiederkehren werden. Es ist nicht das erste Wunder, das heilige Männer wie er vollbringen, und gewiß nicht das letzte.«
    »Bist du ein heiliger Mann?« fragte Shea.
    Selbstzufrieden verschränkte der Eremit die Arme. »Auf meine bescheidene Art, mein Sohn, versuche ich ein Leben ohne Sünde zu führen.«
    »Ach du lieber Gott!« seufzte Shea. »Ich schätze, jetzt müssen wir zu Fuß gehen.«
    Der Eremit sagte salbungsvoll: »Für eure Seele wäre es besser, das Fleisch zu kasteien und tausend Meilen mit blutenden Füßen zu gehen, statt eine Meile in Bequemlichkeit zurückzulegen.«
    »Zweifellos«, meinte Shea, »aber im Moment sind mir ein paar Dinge wichtiger als meine Seele, eins davon ist, einem guten Freund aus der Patsche zu helfen.« Er sprach über die Schulter, während er Rogers Beinfessel löste und eine Schlaufe in die Turbanstreifen knotete, die als Führleine dienen konnte.
    Aus der Höhle drang ein grausiges Geräusch. Shea hob den Kopf. »Hast du einen Esel, Vater?«
    Die Selbstzufriedenheit des Alten wich einem furchtsamen Blick. »Du würdest mich doch nicht meiner Stütze und meines einzigen Gefährten in der Wildnis berauben, mein Sohn?«
    »Nicht doch, ich habe dir doch gesagt, daß wir rechtschaffene Menschen sind. Ich habe mich nur gefragt, ob du Interesse hättest, ihn zu verkaufen.«
    Mit erstaunlicher Behendigkeit verschwand der Eremit in dem Stollen, um kurz darauf mit dem Esel zurückzukehren; ein großes, robust aussehendes Tier, das ihnen bei dem bevorstehenden Marsch sicher gute Dienste leisten konnte. Shea fragte nach dem Preis. Der Eremit antwortete, daß Gottes Dienst kaum mit weniger als fünf Byzantinern zu begleichen wäre  eine Summe, die Belphegors Mund zu einem kleinen runden O werden ließ.
    Shea griff zu seinem Gürtel. Da fiel ihm ein, daß der Gastwirt ihn ausgeplündert und er es versäumt hatte, sich sein Eigentum wiederzuholen. »Verdammt«, sagte er. »Hast du Geld dabei, Medoro?«
    Der Maure spreizte die Hände. »Oh, mein Fürst und Bruder, jede Kupfermünze, die ich besäße, stünde dir zur Verfügung. Aber es wurde angeordnet, daß mein Geld in meinem Korb bleiben sollte, der sich im Lager des Herrschers der Gläubigen, gesegnet sei er, befindet.«
    »Hmm«, brummte Shea. »Okay, dann nehmen wir einen von den Klunkern.« Dabei wies er auf Medoros juwelenbesetzte Armbänder.
    Medoro blickte verdrossen drein. »Man sollte nicht verhehlen, o Freund Harr, daß ein solcher Edelstein hundertmal soviel wert ist wie ein störrisches, mageres Vieh von der Sorte, wie es vor uns steht. Hat dein Nazarener-Imam nicht erklärt, Gold sei nur Tand für ihn? «
    »Das ist sein Risiko«, sagte Shea, während er den Teppich zusammenfaltete und über den Rücken des Tiers band.
    »Es wird der Mehrung der Heiligkeit geweiht werden«, meinte der Eremit, löste seinen Gürtel und schlang ihn hilfsbereit als eine Art Sattelgurt um den Teppich. Shea wandte sich an Roger, der kein Wort gesagt hatte: »Okay, Großer, du darfst reiten.«
    Die direkte Anrede schien dort, wo das Gehirn des Hünen saß, etwas einrasten zu lassen. »Schändliche Betrüger!« schrie er.
    »Möge Allah über mich kommen, wenn ich nicht eure Knochen einzeln herausreiße. Aber da du mir wenigstens die Ehre erweist, mir den besseren Platz zu geben, werde ich in meiner Gnade gewähren, daß du vor den anderen stirbst, Alhamodillah!«
    »Nett von dir«, erwiderte Shea und band Rogers Füße unter dem Bauch des Tiers zusammen. »Aber darum ging es mir gar nicht. In dieser Position wirst du es nur schwerer haben, dich zu befreien und uns alle zu massakrieren.«
    Sie brachen auf. Der Pfad war so schmal, daß nicht mehr als zwei Menschen nebeneinander gehen konnten, eine eindeutig weniger bequeme Reiseart als der fliegende Teppich. Shea, eine Hand am Zügel des Esels, übernahm die Führung. Eine Stunde später hob er die Hand. »Vor uns sind Leute«,

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