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Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Titel: Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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Rotschopf dort drüben war seine Frau, und kein Mädchen, die einen spendablen Gönner wollte, hätte sie ersetzen können. Außerdem besaß er Verantwortungsgefühl. Er hatte sie geheiratet, und gelobt, sie zu beschützen  besonders vor solchen Bedrohungen, wie Medoro sie darstellte. Er kannte die Geschichte aus vielen Fallstudien nur zu gut: Frauen mit gesundem Durchsetzungsvermögen, die gut zurande kamen, solange kein Sex ins Spiel kam, verlieben sich in gutaussehende Schwächlinge, für die sie Mutterinstinkte entwickeln und werden unglücklich dadurch. Ha! Gewöhnlich lief es aber darauf hinaus, daß sie die betreffenden Männer verachteten.
    Na, und? Er konnte Medoro ja nicht ermorden; das erlaubte sein eigener Ethos nicht, und wahrscheinlich hätte es die gegenteilige Wirkung auf das Mädchen als die, die er erhoffte. Eine solche Tat würde ihre eingebildete Liebe für immer als etwas Ersehntes und Verlorenes in ihre Erinnerung eingraben. Vor allem hatte er gar nicht den Wunsch, Medoro umzunieten. Der Knabe bekannte sich ganz offen zu seiner Schwäche, kein Kämpfer und Mann der Tat zu sein; er machte seiner Umwelt nichts vor. Als Sarazenenkämpfer hatte er einfach die falsche Rolle, wie einer von den Marx-Brothers, der versuchte, den Hamlet zu spielen. Mit dem richtigen Regisseur ...
    Das ganze Problem bestand darin, zu Chalmers zu kommen, jener integren Persönlichkeit, der es nichts ausmachte, das Leben anderer Menschen auseinanderzureißen, um sein eigenes in Ordnung zu bringen.
    Bis dahin würde ihm etwas Schlaf ganz gut tun. Medoro sollte Roger während der ersten Nachtstunden bewachen. Er hoffte, der Narr würde nicht auf dumme Gedanken kommen und beispielsweise den vollkommenen Ritter befreien. Doch er tröstete sich selbst mit dem Gedanken, daß in diesem Fall Roger wahrscheinlich zuerst über den Dichter herfallen und genug Getöse veranstalten würde, um die beiden anderen aufzuwecken.
    In der Ferne heulte ein Wolf. Ein zweites Heulen antwortete ihm. Die Heuler vereinten sich zum Duett, ihre Schreie wurden kürzer und näherten sich einander, dann verstummten sie. Etwa um diese Zeit begann Medoro, sentimental zu krächzen; vermutlich entband er von einem seiner Gedichte.
    Glücksjunge, dachte Shea. Er meinte den Wolf.

14
     
    »Wo, zum Teufel, sind wir?« fragte Harold Shea.
    Unterhalb des Teppichrands waren nur Felsspitzen, fichtenbewachsene Hänge und steile Schluchten zu sehen; hier und da blitzten Wasserflächen metallisch auf. »Wir fliegen schon seit Stunden, und stets sehen wir dasselbe. Ich glaube, wir sollten mal an einer Tankstelle halten und fragen.«
    Zwischen Belphegor-Belphebes Brauen erschienen ein paar steile Falten. »Wie schon so häufig, Sir Harold, weiß ich nicht, was Ihr meint.«
    »Ich meine folgendes: wir scheinen lange zu brauchen, um nirgendwohin zu kommen, und ich könnte etwas zu essen brauchen.«
    Sie sah ihn an und schaute dann nach unten. »Ich bin verwundert, daß Ihr so begierig seid, unser Abenteuer so schnell zu beenden. Doch wenn Ihr es so haben wollt: jetzt liegt unter uns eine Straße, die uns, wenn ich mich nicht irre, nach Carena führen wird.«
    »Du hast tolle Augen, Mädchen. Wo?«
    Sie wies nach unten. Er sah einen Bergpfad, wie sie schon zwei oder drei erspäht hatten. Er wand sich am Rand einer Schlucht entlang, führte über einen Fluß und im Zickzack den gegenüberliegenden Hang hinauf.
    Shea ging in Schräglage und näherte sich dem Pfad in engen Spiralen. Belphegor zeigte auf vier Punkte vor ihnen, die sich als ein Mann mit drei Lasteseln entpuppten. Shea glitt auf ihn zu und rief, als sie knapp über ihm waren: »Heh, du da!«
    Der Mann blickte auf. Sein Gesicht schien zu zerfließen, er stieß einen erschreckten Schrei aus und begann zu rennen, die drei Esel schwankend in seinem Schlepptau. Der Teppich flog eine Haarnadelkurve und dann einen langen Halbkreis. Shea rief dem Mädchen zu: »Du sprichst mit ihm!«
    »Nein, haltet Euch besser fern«, erwiderte sie. »Euer grausiges Aussehen ist ihm so ins Mark gefahren, daß er, nähert Ihr Euch ihm, in die Schlucht hinabspringt, weil er den sicheren Tod dem unbekannten Grauen vorzieht.«
    »Allah mit dir, wenn du das tust!« sagte Medoro. »Ein exzellentes Vergnügen, einen Kaufmann in solchem Possenspiel zu sehen.«
    »Nein, sie hat recht«, widersprach Shea und zog den Teppich hoch. »Aber es gibt uns ein Problem auf: Wie kommen wir mit unserem Aussehen nahe genug an jemanden heran, um ihn zu

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