Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11
Zimmerservice bestellt, und ich hatte auch keinen Besuch.« Mist.
»Und Sie, Mr Lang?«
»Es ist gut
möglich, dass man sich in den Kneipen, die ich in der Beale Street aufgesucht
habe, an mich erinnert.« Tolliver zählte die Lokale auf, in denen er gewesen
war, und berichtete Seth Koenig, dass er in einer Bar ein Bier getrunken habe.
»Aber es
kann genauso gut sein, dass sich niemand mehr an mich erinnert. Um diese Uhrzeit
wimmelt es zwar nicht gerade von Leuten, aber ein bisschen was war schon los.«
»Sie waren
zu Fuß unterwegs?«
»Ja, wir
sind mit dem Taxi zum Kino gefahren.«
»Welchen
Film haben Sie gesehen?«
Wir gingen
den ganzen Nachmittag durch, einschließlich unseres Treffens mit Xylda Bernardo und ihrem Enkel Manfred.
»Ich kenne Mrs Bernardo«, sagte Koenig mit einem leichten Lächeln auf
den Lippen. Es war das erste Mal, dass ich ihn lächeln sah, und es stand ihm
gut.
Er blieb
noch eine Stunde und ging immer wieder den Nachmittag und Abend mit uns durch.
Als ich dachte, wir wären ihn endlich los, sagte Koenig: »Und jetzt kommen wir
auf etwas Interessantes zu sprechen. Wer war der Mann in der Lobby, der Dr.
Nunley gestern Abend weggeschickt hat?«
Ich hatte
mich schon gefragt, wann er wohl Rick Goldman erwähnen würde. »Er sagte, er sei
Privatdetektiv«, meinte ich vorsichtig. »Er hat an dem Seminar auf dem Friedhof
teilgenommen, war also vorgestern ebenfalls dabei. Wenn es stimmt, was er sagt,
hat er sich deshalb für Okkultismus eingeschrieben, weil - na ja, weil Leute
vom Verwaltungsrat oder wie das heißt Probleme mit Dr. Nunleys Seminar hatten.
Sie sollen ihn gebeten haben, das Seminar zu belegen und ihnen anschließend
Bericht zu erstatten.«
»Haben Sie
seine Visitenkarte?«
»So gut
kennen wir uns nicht.«
Koenig
schnaubte. Er hatte sich Notizen gemacht. Jetzt steckte er sein kleines
Notizbuch zurück in seine Tasche. Ich war überrascht, dass er nichts
Hightech-Mäßigeres wie beispielsweise einen BlackBerry verwendete.
»Eine Frage
noch«, sagte er. Er wollte, dass ich mich entspannte, um mich dann überlisten
zu können. Doch nun war ich erst recht auf der Hut. »Als Sie beide gestern
Abend ausgegangen sind, warum sind Sie da auf den St.-Margaret-Friedhof
zurückgekehrt?«
10
Ich hatte
während der gesamten Unterhaltung wie eine Comicfigur auf den großen Knall
gewartet, und da war er also.
Tolliver und
ich sahen uns an. Wir mussten eine Entscheidung treffen. Wusste Koenig, dass
wir dort gewesen waren, weil er konkrete Beweise dafür hatte? Oder war das eine
bloße Vermutung, ein Schuss ins Blaue, um zu sehen, ob er
vielleicht einen Treffer erzielte? Vielleicht wusste er nur, dass wir mit dem
Auto weg gewesen waren?
Tolliver
legte den Kopf schräg. Die Entscheidung liegt ganz bei dir , wollte er
mir damit sagen.
»Wir haben
einfach nur eine kleine Runde gedreht. Wir hatten Hüttenkoller«, sagte ich.
»Wir haben uns Memphis angesehen, schließlich sind wir zum ersten Mal hier.
Aber wir wollten nicht erkannt werden, um die Aufmerksamkeit der Medien nicht
noch mehr auf uns zu ziehen. Wir wollten weg, raus aus diesem Hotelzimmer, raus
aus der Öffentlichkeit. «
»Sie gehören
zu den wenigen, bei denen ich mir das anhören kann, ohne Ihnen ins Gesicht zu
lachen«, sagte Koenig und fuhr sich durch sein dickes dunkles Haar. »Sie wissen
gar nicht, welches Glück Sie haben, dass ich in diesem Fall ermittle und
nicht... «
»... einer
Ihrer Kollegen, der mir meine spezielle Gabe nicht abnimmt?«, fragte ich.
Er klappte
den Mund zu. Nach einer Sekunde nickte er.
»Aber das
weiß niemand, oder? Auf Ihrer Arbeit? Dass Sie an übernatürliche Dinge
glauben.«
Er nickte
erneut.
»Seit wann
wissen Sie, dass es noch mehr gibt zwischen Himmel und Erde... ?«
»Meine
Großmutter konnte Geister sehen«, sagte er.
»Da haben
Sie einen großen Vorteil gegenüber den normalen Leuten, die eher engstirnig
sind«, meinte Tolliver.
»Leider sehe
ich das anders«, gestand der Agent. »Meist wäre ich lieber wie der Rest meiner
Kollegen. Dann könnte ich Leute wie Sie einfach als lächerlich abtun. Aber so
glaube ich, dass Sie wirklich außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen. Nachdem
wir das geklärt hätten, glaube ich trotzdem nicht, dass Sie mir die Wahrheit
sagen. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass Sie lügen.« Koenig sah uns
bitter enttäuscht an, und ich bekam beinahe ein schlechtes Gewissen.
»Wir haben
ihn nicht umgebracht«, sagte ich, denn das war das
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