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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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sagte ich aufrichtig. Wie die
meisten möchte auch ich, dass die Bösen gefasst werden. Ich will, dass die
Gerechtigkeit siegt und die Verbrecher bestraft werden. Aber oft kommt es nicht
dazu, oder zumindest nicht in einem befriedigenden Ausmaß. »Können wir jetzt
fahren?«, fragte ich.
    Sheriff Rockwell schloss für eine Sekunde die Augen. Ich
bekam ein ganz ungutes Gefühl in der Magengegend. Dann sagte sie: »Das SBI
will, dass Sie noch einen Tag hierbleiben. Es möchte sie noch einmal verhören.«
    Das ungute
Gefühl im Magen wurde zu einem Kloß. »Ich dachte, wir können hier weg, nachdem
wir das erledigt haben.« Ich muss laut geworden sein,
denn viele drehten sich um und starrten uns an. Sogar der Junge wandte sich
mitten in seinem Heulanfall um und sah uns an. Ich starrte Chuck Almand unmittelbar ins Gesicht, und zum ersten Mal sah ich bewusst auf
den Grund der Seele eines anderen Menschen.
    »Man könnte
ihn genauso gut gleich erschießen«, sagte ich. Ich hatte eine schreckliche
Vorahnung. Fühlte es sich so für Xylda an, wenn sie Dinge voraussah? War es
das, was sie so einzigartig machte? Ich fragte mich, ob sich Manfred genauso
entwickeln würde. Es war schließlich nicht so, dass der Junge keinen freien
Willen mehr hatte und von seinen Anlagen her dazu verdammt war. Ich konnte
höchstens ahnen, welche Entscheidungen er treffen würde. Wahrscheinlich würde
eine jener Gestalten aus ihm werden, über die man im Reality-TV berichtete.
    War das, was
ich da sah, die Wahrheit? War sie unausweichlich? Hoffentlich nicht. Und
hoffentlich musste ich das nicht noch einmal erleben. Vielleicht konnte ich nur
deshalb auf den Grund von Chuck Almands Seele sehen,
weil ich mich in der unmittelbaren Nähe von zwei echten Hellsehern befand,
deren Funke bis zu mir übergesprungen war. Vielleicht lag es auch an dem
Donnergrollen in der Ferne. Dieses Geräusch erinnerte mich im mer daran,
wie ich vom Blitz getroffen worden war, und rief ein Gefühl aus Angst und
Aufregung bei mir hervor. Vielleicht täuschte ich mich ja.
    »Tolliver«,
sagte ich, »wir müssen uns nach einer Unterkunft umsehen. Man lässt uns nun
doch nicht abreisen.« Wir hätten vor der Apotheke losfahren und uns nicht mehr
umsehen sollen.
    Mein Bruder
war sofort an meiner Seite. Er sah Sheriff Rockwell
lange und nachdrücklich an. »Dann müssen Sie uns eine Unterkunft besorgen«,
sagte er. »Wir haben unser Motelzimmer aufgegeben.«
    Xylda, die
unerwartet klar im Kopf war, sagte : »Ihr könnt bei uns wohnen. Es wird etwas
eng werden, aber besser als im Gefängnis ist es allemal.«
    Ich stellte
mir vor, in ein Bett mit Xylda gepfercht zu sein, während Tolliver und Manfred
wenige Zentimeter entfernt schliefen. Ich zermarterte mir den Kopf nach einer
anderen Lösung. Das Gefängnis war wahrscheinlich doch die bessere Alternative.
»Das ist lieb von dir«, sagte ich, »aber ich bin mir sicher, Sheriff Rockwell wird uns was organisieren.«
    »Ich bin
nicht Ihr Reisebüro«, sagte Rockwell. Sie schien froh zu sein, sich über etwas
aufregen zu können. »Aber da Sie vorhatten abzureisen, werde ich mir etwas
einfallen lassen. Es ist Ihre Schuld, dass es jetzt hier vor Ort nur so wimmelt
von Menschen.«
    Eine lange
Pause entstand, und alle, die sich in Hörweite befunden hatten, starrten sie
an.
    »Nicht
direkt Ihre Schuld«, gab sie zu.
    »Allerdings«,
meinte ich.
    »Alle hier
haben sämtliche freien Zimmer vermietet, die es gibt«, sagte ein Hilfssheriff.
Seine Uniform wies ihn als Rob Tidmarsh aus, er war
also der Nachbar. »Das Einzige, was mir noch einfällt, ist Twyla Cottons Blockhütte am See.«
    Das Gesicht
von Sheriff Rockwell hellte sich auf. »Ruf sie an,
Rob.« Sie wandte sich wieder an uns. »Danke, dass Sie gekommen sind. Wir werden
uns etwas für diesen jugendlichen Delinquenten hier ausdenken.«
    »Er kommt
nicht ins Gefängnis?«
    »Tom«, sagte Sheriff Rockwell mit lauter Stimme, »komm mal her, und
du auch, Chuck.«
    Die beiden
wirkten erleichtert, dass sie endlich jemand ansprach. Ich wollte Chuck nicht
in meiner Nähe haben und trat ein paar Schritte zurück. Ich wusste, dass er
erst dreizehn war. Ich wusste, dass er mir nichts tun würde, zumindest nicht
hier. Und ich wusste auch, dass er noch viele Entscheidungen treffen, sich
ändern konnte, wenn er die Notwendigkeit dazu einsah.
    Sheriff Rockwell sagte: »Tom, wir haben nicht vor, Ihnen
Chuck wegzunehmen.«
    Tom Almands
schmale Schultern entspannten sich erleichtert. Er war ein so

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