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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Hilfssheriff zwei weitere Staffeleien dazu, die allerdings
frei blieben. Zwei der Jungen waren Fremde gewesen. Ich war gerührt.
    »Das sind
Kinder unserer Gemeinde«, sagte Doak. Er wies auf die Fotos. Dann zeigte er auf
die beiden leeren Staffeleien. »Und das sind fremde Kinder. Aber sie wurden mit
unseren ermordet und verscharrt, und wir sollten auch für sie beten.«
    Eines der
Fotos war so eine Aufnahme, wie sie Jungs für das Album ihrer
Highschool-Footballmannschaft machen. Es zeigte einen finster dreinblickenden
Jungen, der unglaublich tough aussah... Ich hatte ihn
in seinem Grab gesehen. Man hatte ihn zusammengeschlagen und zerstückelt, so
lange gefoltert, bis er nicht mehr konnte, und ihn jeglicher Männlichkeit
beraubt. Plötzlich schien mir die Tragik des Ganzen unerträglich. Als Doak
Garlands Stimme während seiner Predigt immer lauter wurde, liefen mir die
Tränen aus den Augen. Tolliver zog ein paar Taschentücher aus seiner
Hosentasche und tupfte mir das Gesicht ab. Er wirkte ein wenig erstaunt. Bei
keinem meiner Aufträge hatte ich je so reagiert, egal, wie furchtbar sie
gewesen waren.
    Wir sangen
ein, zwei Lieder, beteten lang und laut, und eine Frau fiel in Ohnmacht,
woraufhin man ihr in den Kirchenvorraum half. Ich schwebte auf einer rosa
Schmerzmittel-Wolke durch den Gottesdienst und weinte, wenn mich meine Gefühle
übermannten. Als der Krankenhausverwalter Barney Simpson mit dem Klingelbeutel
herumging, um weitere Spenden für die Beerdigungen einzusammeln, sah ich einen
Mann zwei Bänke weiter vorn den Kopf drehen, um den Klingelbeutel an seinen
Nebenmann weiterzureichen. Zu meiner großen Überraschung war augenscheinlich
Tom Almand zum Gottesdienst gekommen. Er hatte seinen Sohn dabei, was mir ganz
eindeutig missfiel. Der Psychologe hätte mit dem Jungen zu Hause bleiben
müssen. Chuck hatte ein schweres Päckchen zu tragen. Er sollte sich nicht an
einem Ort aufhalten, wo nichts als Trauer und Entsetzen herrschten. Oder sollte
er auf diese Weise daran erinnert werden, dass andere schlimmere Probleme
hatten? Ich bin kein Psychologe. Vielleicht wusste sein Vater, was er tat.
    Mit meiner
gesunden Hand drückte ich die von Tolliver. Er sah mich forschend an. Er war nervös,
und ich spürte, dass er überall lieber gewesen wäre als hier. Ich wies mit dem
Kinn auf Tom und Chuck Almand. Nachdem er die Menge eine Weile verständnislos
abgesucht hatte, warf mir Tolliver einen vielsagenden Blick zu, zum Zeichen,
dass er sie entdeckt hatte. Als könnte er spüren, dass wir ihn ansahen, drehte
sich Almand ein wenig zur Seite und blickte uns direkt an. Ich hätte erwartet,
dass er angewidert oder wütend oder verängstigt dreinschauen würde. Was geht im
Vater eines solchen Kindes vor? Ich wusste es nicht, hätte aber gedacht, dass
er schmerzliche, äußerst widersprüchliche Gefühle empfand.
    Doch Tom
Almands Gesicht war völlig ausdruckslos. Ich war mir nicht einmal sicher, ob er
mich erkannte.
    Das war
wirklich gruselig. Ich hätte noch vierzig Dollar in den Klingelbeutel getan,
wenn ich Almands Gedanken hätte lesen können.
    »Hu«, machte
Tolliver, und das sagte alles.
    Dann war der
Klingelbeutel herumgegangen, und es herrschte wieder aufmerksames Schweigen.
Als sich in der ersten Reihe ein untersetzter Mann in einem schlecht
geschnittenen Anzug erhob und zum Pult ging, wurde die Menge unruhig.
    »Für alle,
die mich noch nicht kennen: Ich bin Abe Madden«, sagte
er, woraufhin neuerlich ein Raunen durch die Menge ging. »Ich weiß, dass mir
einige hier vorwerfen, nicht früher mitbekommen zu haben, dass diese Jungen
ermordet worden sind. Vielleicht denken Sie auch, dass ich nur sah, was ich
sehen wollte. Ich wollte, dass es diesen Jungen gut geht, dass sie nur
abgehauen sind, um sich die Hörner abzustoßen. Ich hätte gründlicher nach ihnen
suchen müssen, mehr Fragen stellen müssen. Mein eigenes Revier hat mir das zu
verstehen gegeben.« Gut möglich, dass er bei diesen Worten Sheriff Rockwell ansah. »Manche Kollegen schlugen sich auch auf meine Seite. Nun,
heute wissen wir, dass ich unrecht hatte, und ich bitte Sie alle um Vergebung
für den großen Fehler, den ich begangen habe. Ich war Ihnen verpflichtet, als
ich das Revier leitete, und ich habe Sie enttäuscht.« Daraufhin ging er wieder
zurück an seinen Platz.
    So etwas
hatte ich noch nie erlebt. Wie viel Stolz musste dieser Mann heruntergeschluckt
haben, um das zu tun...
    Tolliver war
weit weniger beeindruckt. »Jetzt hat er

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