Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
und legte seinen Spaten auf den Boden.
Woraufhin Tom mit
der erhobenen Schaufel auf Manfred zurannte, um zuzuschlagen.
Der Hilfssheriff
schoss zuerst, traf aber daneben. Sheriff Rockwell gelang es
jedoch, ihn am Arm zu erwischen, er schrie auf und brach zusammen.
Tolliver und ich
suchten an der Wand Deckung, während der Hilfssheriff vorauseilte, um den
blutenden Psychologen in Schach zu halten. Manfred fiel auf die Knie und
presste die Hände an seinen Kopf, nicht zum Zeichen, dass er aufgab, sondern
weil sein Kopf verletzt war.
Wir wollten
losrennen, um unserem Freund zu helfen, aber Sheriff Rockwell
rief scharf: »Bleiben Sie da weg, bleiben Sie vom Tatort weg!«, und wir
gehorchten ihr. Über Funk rief sie Krankenwagen herbei, und als sich die
Schaufel außerhalb Tom Almands Reichweite befand, legte sie diesem trotz seines
blutenden Arms Handschellen an und durchsuchte ihn sorgfältig. Keine Waffen.
Sie klärte Tom Almand über seine Rechte auf, aber er reagierte nicht darauf.
Sein Gesicht war genauso leer wie neulich in der Kirche. Der kleine Mann war in
Gedanken ganz woanders.
»Spüren Sie immer
noch eine Leiche?«, fragte sie. Ich brauchte kurz, um zu begreifen, dass sie
mit mir redete. Ich stand noch völlig unter Schock, befürchtete, Tom Almand
könne erneut angreifen und Manfred ernsthaft verletzt sein. Nur um Tom Almands
Armwunde machte ich mir überhaupt keine Sorgen. Von mir aus konnte er
verbluten, bevor der Krankenwagen kam.
»Ja«, sagte ich.
»Es gibt hier eine sehr frische Leiche. Darf ich Ihnen zeigen, wo?«
»Wie nahe müssen
Sie diesem Mann kommen?«
»Ich muss zum
ersten Stall.«
»Dann los.«
Ich ging
vorsichtig um die blutenden Männer und Polizisten herum, um die Stallöffnung zu
erreichen. Ich ging hinein und schob das alte Stroh mit dem Fuß zur Seite. Es
fiel jedoch immer wieder zurück. Also fing ich an, Hände voll zur Seite zu
schaufeln. »Tolliver«, sagte ich. Er war unverzüglich da und half mir. Die
Schaufel oder der Spaten wären jetzt praktisch gewesen, aber darum konnte ich
schlecht bitten. »Ist da irgendwo ein Riegel?«, fragte ich.
Tolliver sagte:
»Wir bräuchten eigentlich eine Taschenlampe«, und schon landete eine neben uns
auf dem Boden. Sheriff Rockwell hatte sie
an ihrem Gürtel gehabt. Tolliver machte sie an und richtete sie auf die Dielen
zu unseren Füßen.
»Hier ist eine
Falltür«, sagte Tolliver, was den Hilfssheriff fluchen ließ. Wahrscheinlich
hatte er zu dem Team gehört, das die Scheune durchsucht hatte.
Tom lachte, und
ich warf einen Blick auf die angespannten Leute in der Scheune. Der
Hilfssheriff hätte ihm am liebsten gegen den Kopf getreten. Seine Körpersprache
war eindeutig. Ich hörte schon den Krankenwagen und wollte gern die Falltür
öffnen, bevor er da war und es ein noch größeres Durcheinander gab.
Tolliver fand den
Riegel schnell. Er war sehr stabil, vermutlich um Schlägen von unten
standzuhalten.
Wir brauchten eine
Schaufel, um ihn aufzustemmen, und Tolliver ging, ohne zu fragen, durch die
Scheune und nahm die von Manfred. Wir steckten den Spaten in den kleinen Spalt
und stemmten uns dagegen. Als Tolliver die Falltür ein wenig aufgestemmt hatte,
hielt ich den Spaten mit meiner gesunden Hand fest, während Tolliver nach der
Kante griff und die Falltür aufklappte. Sie war sehr schwer, und wir fanden
auch heraus, warum: Sie war von unten gedämmt, um jedes Geräusch zu ersticken.
Ich sah in eine
Art Grube, die höchstens zwei mal zwei Meter maß und etwa zweieinhalb Meter
tief war. Man erreichte sie über eine steile Holzleiter. Die Leiche von Chuck
Almand lag am Fuß der Leiter. Er starrte zu uns hoch. Als Erstes stach uns ins
Auge, was die Kugel seinem Kopf angetan hatte.
Hinter der Leiche
war ein nackter Junge an die Wand gekettet. Sein Mund war mit Klebeband
verschlossen. Er sah uns wimmernd mit einem Gesichtsausdruck an, den ich nie
wieder sehen wollte. Er war über und über mit Chucks Blut bespritzt,
wahrscheinlich war auch eigenes mit dabei. Sein Körper wies Schnittwunden auf,
das Blut war schwarz verkrustet. Die Schnittwunden waren geschwollen, rot und
entzündet. Er hatte keine Decke, keine Jacke, nichts und er war die ganze Nacht
mit der Leiche in der Grube gewesen.
Ich rannte aus der
Scheune und übergab mich. Einer der Krankenwagenfahrer, der herbeigeeilt war,
untersuchte mich, aber ich zeigte nur auf die Scheune.
Wenige Minuten
später kam Tolliver heraus. Ich lehnte mich gegen das abblätternde Holz
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