Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
Vater Abbitte leisten.«
»Was glauben Sie, Ms
Connelly? Hat
er die Tiere freiwillig gequält?«
»Wenn ja, hat ihn
die Lust daran entsetzt.« Vermutlich gab es keine einfache Erklärung für Chuck
Almands Verhalten. Am Ende hatte er versucht, das Richtige zu tun, war aber
nicht auf die Idee gekommen, dass er diesem Horror auch anders entkommen,
gesund werden und sich hätte erholen können. Er hatte einfach nicht lange genug
gelebt, um zu begreifen, dass er auch nach der Verhaftung seines Vaters eine
Zukunft gehabt hätte, und er wollte, dass sein Vater mit dem Morden aufhört.
Das war zumindest meine Interpretation von Chucks Verhalten.
Sie befragten uns
lange, versuchten, uns nicht vorhandene Dinge aus der Nase zu ziehen. »Und
sagen Sie bitte niemandem, was Sie in der Scheune gesehen haben«, schärfte uns
Klavin ein. »Nicht, bevor der Fall vollständig aufgeklärt wurde.«
Das versprachen
wir gern. Wir hatten keinerlei Bedürfnis, über das zu reden, was wir gesehen
hatten.
Ich zweifelte
stark daran, dass dieser Fall bereits vollständig aufgeklärt war, behielt das
jedoch für mich. Trotz allem, was wir für sie getan hatten, würden sie meine
Spekulationen doch nicht ernst nehmen. Aber an mir nagten Zweifel, und ich
hatte das Gefühl, da sei etwas noch nicht abgeschlossen.
Jetzt mussten wir
erst einmal Manfred und seine Mutter finden, die sich bestimmt schon fragte,
was sie in ihrem vorherigen Leben verbrochen hatte, um derartig gestraft zu
werden.
Ich erkundigte
mich bei Sheriff Rockwell, wo
Manfred war, und sie verblüffte mich mit der Antwort, dass man ihn ins hiesige
Knott-County-Krankenhaus gebracht habe. Er habe darum gebeten, meinte sie.
»Das kann ich gut
verstehen«, sagte ich zu Tolliver, als wir erneut in Robs Polizeiauto
stiegen. Er war endlich dazu abkommandiert worden, uns zu unserer Hütte
zurückzubringen. »Sonst würde er seiner Mutter das Leben noch schwerer machen.
Und wenn er auch hier behandelt werden kann, muss er nicht extra nach Asheville
transportiert werden.«
»Der Arzt meinte,
er sei hier gut aufgehoben«, sagte Rob vom Fahrersitz aus.
»Dann ist ja alles
in bester Ordnung«, erwiderte ich. Doch dann fiel mir ein, dass Manfred den
Verdacht geäußert hatte, jemand habe seine Großmutter am Vorabend ermordet.
Vielleicht war es doch nicht so gut, dass Manfred in diesem Krankenhaus lag.
Mist, wieder eine Sorge mehr.
Als wir wieder in
der Hütte waren, packten wir zusammen und brachten für alle Fälle alles in den
Wagen. Wir löschten das Kaminfeuer und hängten für alle Fälle den
Hüttenschlüssel an den Rückspiegel, damit wir nicht vergaßen, ihn Twyla
zurückzugeben. Dann fuhren wir zurück nach Doraville. Wir hatten die
Möglichkeit genutzt, uns frisch zu machen, denn dafür war am Morgen nicht sehr viel
Zeit gewesen, und es ging uns schon deutlich besser. Mein Arm tat weh, weil ich
aktiver gewesen war, als gut für mich war, und ich nahm ein Schmerzmittel. Ich
schämte mich fast dafür, denn es gab Menschen, die wesentlich Schlimmeres
aushalten mussten, aber ich konnte nun mal nur meinen eigenen Schmerz stillen.
»Kann ich nicht
einfach weiterfahren?«, fragte Tolliver, als wir in Doraville an die große
Kreuzung kamen. Geradeaus ging es aus der Stadt hinaus. Nach links ging es zum
Krankenhaus.
»Das wäre schön«,
sagte ich. »Aber ich fürchte, wir müssen uns davon überzeugen, dass es Manfred
und seiner Mutter gut geht, findest du nicht?«
Tolliver blieb
stur. »Ich wette, Manfred hat eine sehr toughe Mutter. Wie sollte es auch
anders sein, bei einer Mutter wie Xylda. Ich wette, es geht ihnen gut.«
Ich blickte ihn
von der Seite an.
»Na gut,
einverstanden«, sagte er und bog nach links ab.
12
Manfreds Mutter,
Rain Bernardo, war eine jüngere Ausgabe ihrer Mutter.
Doch ich stellte bald fest, dass die Ähnlichkeit rein äußerlich war. Rain hatte
nichts von einer Hellseherin, und sie hatte auch keine besonders innige
Beziehung zu Xylda gehabt. Rain arbeitete in einer Fabrik und hatte es bis auf
die Managementebene geschafft. Sie war stolz darauf. Sie war auch stolz darauf,
eine alleinerziehende Mutter zu sein. Sie war gar nicht glücklich, dass Manfred
in Xyldas und nicht in ihre Fußstapfen getreten war. Aber sie liebte ihren
Sohn, hatte ihre Mutter geliebt und saß in ziemlich gedämpfter Stimmung an
Manfreds Bett. »Gedämpft« bedeutete in ihrem Fall, dass sie nur fünfzig statt
hundert Wörter pro Sekunde sprach.
Rain hatte das
rote Haar
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