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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Schuld daran gibt, macht es die Sache dann einfacher?«, fragte Doak, aber
es war eine rhetorische Frage.
    Ich beschloss, sie
wörtlich zu nehmen. »Ja, für alle außer für Abe
Madden«, sagte
ich. »Es hilft den Menschen, Schuld zuweisen zu können, zumindest ist das meine
Erfahrung. Und wenn man ein Verhalten korrigieren kann, das mit für das Problem
verantwortlich ist, wird es sich vielleicht nicht wiederholen.« Ich zuckte die
Achseln. »Vielleicht, aber vielleicht auch nicht.«
    Zu Doak Garlands
Verteidigung muss ich sagen, dass er
daraufhin keine Plattitüde von sich gab wie so viele Geistliche. Er dachte
ernsthaft über meine Worte nach. »Da ist was dran«, sagte er. »Aber mal
ehrlich, Ms Connelly, das bedeutet doch
nur, einen Sündenbock für alle unsere Sünden zu finden.«
    Jetzt wurde ich
nachdenklich. »Gut, da ist auch was dran«, gab ich zu. »Aber in diesem Fall hat
sich wirklich jemand schuldig gemacht, und der frühere Sheriff sollte
wenigstens einen Teil der Schuld auf sich nehmen.«
    »Was er auch getan
hat«, sagte Doak Garland. »Vielleicht sollte ich mal bei ihm vorbeischauen.
Unter Umständen denkt er ganz ähnlich wie Sie.«
    Ich überlegte, ob
der Pfarrer mir jetzt auch Schuldgefühle einreden wollte, aber ich empfand
keine. Ich möchte niemanden in Angst und Depressionen stürzen, aber ich weiß
aus eigener Erfahrung, dass man die Verantwortung für sein Handeln übernehmen
muss, wenn man sich weiterentwickeln will.
    Wir schienen uns
nichts mehr zu sagen zu haben, und ich sah Tolliver fragend an. Der sagte:
»Herr Pfarrer, wir müssen los.« Ohne ein weiteres Wort ließen wir die Fenster
nach oben surren und verließen den Parkplatz.
    »Wohin jetzt?«,
fragte Tolliver. »Ich meine, ich kann auch ziellos durch die Gegend fahren,
aber da es hier immer noch Eisplatten gibt...«
    »Ich habe Hunger
und du?«, sagte ich. Dagegen ließ sich leicht etwas unternehmen. Die meisten
Geschäfte in Doraville hatten wieder geöffnet, und die Leute gingen wieder
ihrem Alltag nach. Sie wirkten erleichtert, und ich war es auch. Bald würden
wir von hier wegkommen.
    »Was, wenn wir
einfach fahren?«, sagte Tolliver. »Wir könnten in einer Stunde auf der Autobahn
und auf dem Heimweg sein. Wir hätten die Auswahl zwischen zwanzig Restaurants.«
    Die Versuchung war
groß, denn wir standen wieder auf dem McDonald's-Parkplatz. Ich starrte auf die
goldenen Bögen und versuchte, nicht in Resignation zu verfallen.
    »Wir müssen den
Schlüssel zurückgeben«, sagte ich zögernd.
    »Ja, aber das
verzögert unsere Abreise um höchstens fünf Minuten.
    »Und Manfred und
seiner Mutter müssen wir noch Bescheid sagen, wie Xylda gestorben ist. Und wird
man uns überhaupt fahren lassen?«
    »Wer ist ›man‹?
Die SBI-Jungs? Oder Sandra Rockwell?«
    »Zum Beispiel.«
    »Was könnten die
noch von uns wollen?«
    »Wir haben zu den
gestrigen Vorfällen noch keine Zeugenaussage gemacht.«
    »Stimmt. Kann
sein, dass wir dafür noch eine Dreiviertelstunde aufs Revier müssen. Okay,
holen wir uns einen Burger und sehen wir zu, dass wir hier fertig werden.«
    Ich wollte auch
dringend hier weg, doch irgendetwas nagte an mir. Aber ich war schließlich
keine Polizistin, redete ich mir wiederholt ein, und somit nicht
verantwortlich. Andererseits: Wenn ich einen Verdacht hatte, sollte ich das vielleicht
an geeigneter Stelle erwähnen.
    Ich hatte kaum
richtig wahrgenommen, dass ich mit Tolliver bereits in der Schlange stand. Ich
durfte ihn jetzt nicht mehr als meinen Bruder betrachten, über dieses Stadium
waren wir weit hinaus. Mir fiel ein, dass ich ihn in der Öffentlichkeit
berühren durfte - jetzt, wo er wusste, was ich empfand. Er empfand genauso. Ich
musste meine Gefühle nicht mehr verstecken. Es war schrecklich, wie sehr ich
mir angewöhnt hatte, auf Distanz zu gehen, ihn nicht zu berühren, ihn nicht
anzusehen - aus lauter Angst, ihn zu verlieren, wenn er merkte, dass ich ihn
liebte. Seit dem Eissturm konnte ich ihn ansehen, sooft ich wollte, und er
würde es genießen.
    »Weißt du noch,
wie wir uns gestern über das unterhalten haben, was Xylda in Memphis gesagt
hat? Dass wir in der Eiszeit glücklich sein werden?«, fragte ich.
    »Ja, das hat sie
gesagt. Wir haben uns auch darauf geeinigt, dass Xylda keine Betrügerin war,
zumindest nicht immer.«
    »Je älter sie
wurde, desto näher an der Wahrheit war sie«, sagte ich.
    »Ich frage mich,
ob Rain das jemals einsehen wird.«
    »Rain will einfach
nur normal leben«,

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