Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
musste
mir etwas einfallen lassen. Vielleicht konnte ich die Tür aufbekommen und mich
auf die Fahrbahn fallen lassen. Aber das Auto fuhr so schnell, dass ich das mit
Sicherheit nicht überleben würde. Das würde ich mir als allerletzten Ausweg
aufheben, denn so zu sterben war immer noch besser als wie die Jungen.
Okay, ich musste
mich jetzt irgendwie wehren. Aber ich war so benommen und orientierungslos,
dass ich meine Muskeln kaum zu irgendwelchen aggressiven Handlungen überreden
konnte. Außerdem tat ich mich schwer, mich in eine Position zu bringen, in der
ich meinen Tritten die nötige Wucht verleihen konnte. Meine Beine waren frei,
weil Barney keine Zeit gehabt hatte, sie zu fesseln, vielleicht hatte er auch
gehofft, ich würde länger bewusstlos bleiben. Also trat ich nach ihm,
versuchte, meine ganze Kraft in die Beine zu schicken, und manövrierte mich in
eine Position, bei der ich mich mit dem Rücken gegen die Tür stemmte. Natürlich
kam der Geländewagen ins Schleudern, woraufhin Simpson mich anschrie: »Ich werd
dir die Haut abziehen!« Ich wusste, dass er es wörtlich meinte. Er hatte nichts
mehr von einem Krankenhausverwalter an sich, sondern sah aus wie das, was er
wirklich war: eine verrückte, bösartige Bestie.
Er schlug nach
mir, musste gleichzeitig aber auch noch Auto fahren, weshalb er meine Beine
kaum traf. Und selbst wenn, fehlte den Schlägen die Kraft, weil er sich
verrenken musste, um mich zu erreichen.
Der Schmerz in
meinem Arm ließ nicht nach, im Gegenteil, er wurde immer schlimmer. Das war
gut, denn das sorgte dafür, dass ich wach und wütend blieb, aber es war auch
schlecht, weil es mir viel Kraft raubte und meinen Willen schwächte. Ich
ertappte mich sogar bei dem Gedanken, den Arm schonen zu wollen, um den
Heilungsprozess nicht zu gefährden. Aber es war sinnlos, den Arm vor einem
ernsthaften Bruch zu schützen, wenn ich kurz darauf ohnehin sterben würde, und
so trat ich mit neu gewonnener Kraft und Wut zu.
»Du
durchgeknalltes Miststück!«, schrie er. Nun, dasselbe gilt für
dich, Kumpel. Ich war sehr froh, dass ich meine Wanderstiefel anhatte.
Ich hatte
erwartet, dass wir früher oder später in Doraville wären, aber er bog nach
rechts ab. Mir wurde klar, dass wir auf eine dieser kleinen Landstraßen
gefahren waren, die sich quer durchs Land schlängelten. Wir fuhren hoch in die
Berge. Das war das Schlimmste, was passieren konnte.
Er beugte sich so
weit zur Seite, dass seine linke Hand kaum noch das Lenkrad berührte, und
schlug mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Mir wurde kurz schwarz vor Augen.
Als ich mich wieder auf seine Mimik konzentrieren konnte, wirkte er
hochzufrieden. Er hatte mir Schmerzen zugefügt, und das gefiel ihm sehr.
Außerdem hatte ich aufgehört zu treten. Er konnte beide Hände auf dem Lenkrad
liegen lassen. Ich überlegte, was besser war: ihn sicher fahren zu lassen, ohne
dass er mich schlug, oder ihn zu treten und mich von ihm schlagen zu lassen.
Ich ruhte mich kurz aus und beschloss dann, einen zweiten Versuch zu wagen.
Diesmal erwischte
ich sein Knie, und der Wagen brach wieder aus. Aber er sah sich um und hielt
erneut am Straßenrand. Okay, das war eine Entwicklung zum Schlechteren hin. Er
riss seine Tür auf und lief um den Geländewagen herum, während ich mich
abstrampelte, um meine Position so zu ändern, dass ich ihn ansehen konnte. Aber
ich schaffte es nicht, und er riss die Beifahrertür so plötzlich auf, dass ich
herausfiel. Er zog mich an den Haaren und riss an den Nähten meiner Kopfwunde.
Ich machte ein Geräusch, das ein Schrei gewesen wäre, hätte ich denn den Mund
aufmachen können. Er zerrte mich an den Haaren heraus, hinaus auf den schmalen
Bergrücken, der schon ganz grau vor Eis und Schneematsch war. Neben uns ging es
steil bergab in den überall von Schneeresten bedeckten Wald. Hinter dem Wald
sah ich Wasser.
Ich versuchte
verzweifelt, nicht auf dem Bauch zu landen. Irgendwie kam ich auf die Beine und
wollte mich losreißen. Da schlug er mich erneut, diesmal mit der Faust und in
die Rippen.
O Gott, tat das
weh.
Als ich wieder
festen Boden unter mir hatte, rammte ich die Füße gegen ihn, versuchte ihn
umzuwerfen, brachte ihn aber nur kurz ins Taumeln. Daraufhin begann er richtig
auf mich einzuschlagen. Wenn ich hinfiele, würde er mich umbringen, dachte ich,
aber lang würde ich mich nicht mehr auf den Beinen halten können. Ich landete einen
Glückstreffer in seinen Unterleib, aber als ich den Fuß wieder
Weitere Kostenlose Bücher