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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Betrug?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Tolliver nach langem Schweigen. »Findest du? Sie hat bestimmt nie
behauptet
, ungebildet zu sein und keinen besseren Job zu finden. Sie ließ ihre Arbeitgeber zwar in dem Glauben, aber das war nur eine
     Rolle, die sie spielte. Sie war wirklich clever und wollte so gut, wie es ging, von der Situation profitieren.«
    »Clever«, sagte Manfred. Es klang anerkennend.
    »Sie hatte zwei Gesichter und war nicht wirklich aufrichtig.«
    »Das ist der Neid der Besitzlosen«, sagte Manfred lächelnd. »Das sagst du nur, weil du noch nicht auf die Idee gekommen bist,
     die Gedanken der Toten auf Börsentipps hin zu durchforsten.«
    »Zu dumm, dass ich daran noch gar nicht gedacht habe«, konterte ich. »Ich muss mir also einen Friedhof suchen, dort nach dem
     Grab eines Finanzgenies Ausschau halten und gucken, ob er mir in den letzten Minuten seines Lebens noch ein paar Tipps geben
     kann.«
    »Mariah hat mehr oder weniger genau das getan«, sagte Manfred.
    Wenn ich näher darüber nachdachte, hatte er gar nicht mal so unrecht. »Ich frage mich, ob sie das von Anfang an geplant oder
     ob es sich bloß so ergeben hat.« Ich betrachtete das Foto der jungen Mariah, die einen kinnlangen Bob mit Pony trug. Sie hatte
     rotes Haar, Sommersprossen, braune Augen und eine Stupsnase. Fehlten nur noch ein Strohhut, ein Overall und ein Eierkorb am
     Arm. Doch hinter dieser harmlosen Niedlichkeit steckte ein eiserner Wille.
    »Bestimmt hat sie breitesten Dialekt gesprochen«, meinte Manfred. »Und zwar mit Absicht.«
    Mariah Parish war scharfsinniger und intelligenter gewesen, als ihr Äußeres vermuten ließ. Sie hatte eine Methode gefunden,
     mit der sie überleben und gutes Geld verdienen konnte. Und sie hatte sich gewissenhaft um diejenigen gekümmert, die sie engagiert
     hatten. »Gar nicht so schlecht, Mariah«, sagte ich und prostete ihr mit meinem Kaffeebecher zu. Unsere Sandwiches waren gebracht
     worden, und wir fielen wie ausgehungert darüber her.
    »Und zwar so lange, bis sie schwanger wurde«, sagte Tolliver.
    »Ich wünschte, wir wüssten, wer der Vater ist«, sagte ich. »Das ist die Millionenfrage.«
    »Ich glaube, es geht weniger um den leiblichen Vater«, korrigierte mich Manfred. »Sondern um denjenigen, der sich dafür hielt.«
    »Ich nehme nicht an   …?« Ich zeigte auf das Foto. »Kannst du auf deine Weise vielleicht noch mehr über sie herausfinden?«
    »Nein, nicht ohne einen Gegenstand, der ihr persönlich gehört hat«, sagte er. »Lebend habe ich sie schließlich nie kennengelernt.«
    »Der Vater war entweder Rich Joyce oder Drexell oder vielleicht sogar Chip Moseley.« Ich dachte laut.
    »Oder jemand ganz anderes. Wichtig ist nur, dass einer von ihnen glaubt, der Vater zu sein«, meinte Tolliver.
    »Wir gehen also davon aus, dass sie Sex mit einem dieser Typen hatte. Wenn sie mit Rich Joyce Sex hatte, wäre es der absolute
     Coup gewesen, von ihm schwanger zu werden! Gut, er hatte einen Herzinfarkt, von dem er sich allerdings gut erholt hatte. Er
     war sehr aktiv und noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Dieses Kind hätte wahrscheinlich dieselben Rechte wie die anderen
     Kinder gehabt, und Lizzie, Kate und Drexell wären Millionen Dollars entgangen.« Ich griff nach einem weiteren Clubsandwich
     und biss hinein. Danach musste ich mir die Krümel von meiner Bluse fegen. »War Drexell vor neun Jahren noch verheiratet?«
    »Das weiß ich nicht. Wir müssen in Victorias Unterlagen nachsehen.« Manfred blätterte mehrere Seiten durch. »Ja, das war er,
     genauso wie Chip.«
    »Aha«, sagte Tolliver und streckte die Beine aus. Er legte seine Füße auf den Couchtisch, der mittlerweile von Papieren, Tellern
     und Gläsern übersät war. »Warum jetzt? Warum geschieht das alles jetzt? Mariah und Rich liegen schon seit acht Jahren unter
     der Erde. Warum jetzt?«
    »Weil Lizzie Joyce nach dem Fall in North Carolina auf Harpers Webseite gestoßen ist«, sagte Manfred, als wäre das das Selbstverständlichste
     von der Welt. »Für sie ist das Beste gerade gut genug. Und wenn sich Lizzie Joyce einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann
     zieht sie das auch durch. Wir wissen nicht, welche Argumente ihre Freunde und Verwandten gegen Harper ins Feld geführt haben.
     Wir wissen nicht, wie oft sie ihr gesagt haben, dass sie spinnt.«
    »Wenn ich mich auf meinen persönlichen Eindruck verlasse«, sagte Tolliver, »schätze ich, dass sie nicht sehr freundlichdarauf reagiert hat.

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