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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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Glyphe breitete die riesigen Flügel aus und schwang sich in die Lüfte. Ehe Gloha sich versah, war sie durch das Loch in der D e cke zum Himmel emporgeschossen.
    »Aber… aber du bist ja frei!« sagte Gloha erstaunt.
    Die Glyphe wieherte glücklich. Gloha hätte loslassen und selbst weiterfliegen können, zog es aber vor, bei ihrer neugewonnenen Freundin zu bleiben. Wo sie wohl hinflogen?
    Unten kam ein Schloß in Sicht. Die Glyphe hielt schräg darauf zu. Da war ein hübsches festes Flachdach mit einem Haufen Heu darauf. Dort ging die Glyphe nieder.
    »Aber wo sind wir?« fragte Gloha, die ihre Verwunderung noch nicht ganz überwunden hatte.
    »Im Schloß des Guten Magiers, natürlich«, antwortete eine Stimme.
    Gloha erblickte eine hübsche junge Frau, die neben einer Treppe zum Dach stand. »Aber ich dürfte doch eigentlich gar nicht hier sein«, protestierte sie. »Ich habe schließlich die dritte Herausford e rung versiebt.«
    »Oh, das glaube ich aber nicht«, erwiderte die Frau und trat vor. »Ich bin Wira, die Schwiegertochter des Guten Magiers. Ich bin hier, um dich zu ihm zu führen.«
    »Ich bin Gloha«, erwiderte Gloha mürrisch. »Ich… ich habe der SB-Frau gesagt, daß ich es nicht verstehe, und es war doch eine Herausforderung des Verständnisses, und da hat sie gesagt, ich müßte das Schicksal der Glyphe teilen, und…« Sie hielt inne, als sie begriff, daß hier noch etwas anderes nicht zu stimmen schien.
    Wira tätschelte die Glyphe. Diese wiederum liebkoste mit ihrer Schnauze Wiras Gesicht. Es war offensichtlich, daß die beiden sich kannten. Wira holte einen Zuckerwürfel hervor, und die Glyphe fraß ihn. Dann tätschelte Wira das Tier ein weiteres Mal und trat beiseite. »Komm rein«, sagte sie zu Gloha.
    »Die Herausforderung des Verstehens… Da ging es ja gar nicht um Rätsel oder Anweisungen«, sagte Gloha. »Es ging um A n stand.«
    Das Mädchen lächelte. »Natürlich.«
    Gloha gesellte sich zu ihr, und gemeinsam gingen sie zur Treppe hinüber. Zufrieden machte die Glyphe sich über das Heu her.

2
Der Zweite Sohn
    Im Schloß war es angenehm und überraschend hell, wenn man die Dicke seiner Wände bedachte. Wahrscheinlich war die Magie dafür verantwortlich; schließlich war Humfrey ja der Magier der Info r mation. Da würde er auch wissen, wie er sich ein gemütliches Z u hause schuf.
    Wira führte Gloha in die Küche, wo sie eine Frau vorfanden, die an einem Tisch saß und das Gesicht abgewandt hielt. »Mutter, leg deinen Schleier an, falls du ihn nicht schon anhaben solltest«, sagte Wira.
    »Ist schon in Ordnung, Liebes, ich habe euch kommen hören«, antwortete die Frau. Sie drehte sich um, und tatsächlich war ihr Gesicht mit einem dichten Schleier bedeckt. Winzige Schlangen umrahmten es; sie schienen die Rolle der Haare zu übernehmen. Das Ganze sah recht anziehend aus, denn es waren ziemlich hü b sche kleine Schlangen.
    »Das ist die Gorgone«, sagte Wira zu Gloha. Und dann, an die andere Frau gewandt: »Das ist Gloha, die soeben die Herausford e rungen bewältigt hat. Sie ist gekommen, um mit Vater zu spr e chen.«
    Gloha staunte aufs neue. Sie hatte natürlich schon von der Go r gone gehört, hatte aber nicht damit gerechnet, sie kennenzulernen. Schon der bloße Blick dieser Frau konnte einen in Stein verwa n deln, deshalb trug sie auch den Schleier. Sie war die fünfte, mögl i cherweise aber noch nicht die allerletzte Frau des Magiers Humfrey. Es war eine ziemlich komplizierte Situation.
    Doch es gab noch etwas anderes, das Gloha verwirrte, nämlich Wira. Plötzlich fiel es ihr wieder ein: Wira war blind! Dennoch hatte sie sich mit einer solchen Sicherheit im Schloß bewegt, daß Gloha gar nicht mehr daran gedacht hatte. Wira war also die einz i ge, die den Blick der Gorgone nicht zu fürchten brauchte, weil es vor allem der Anblick des Gorgonengesichts war, der andere in Stein verwandelte. Also hatte Wira die Gorgone nur um Glohas Sicherheit willen an den Schleier erinnert.
    »Es freut mich sehr, dich kennenzulernen, Liebes«, sagte die Gorgone höflich. »Der Gute Magier ist jetzt bereit, dich zu em p fangen.« Dann wandte sie sich wieder ihrer Tätigkeit zu, die darin bestand, einen Käsekeil langsam versteinern zu lassen: natürlich Gorgonzola. Gloha hatte gehört, daß dies eine ihrer Spezialitäten war, weil die Gorgone den Käse nur lange genug anzustarren brauchte.
    Plötzlich fiel Gloha ein, daß der Käse sehen können mußte, w e nigstens ein bißchen, um beim

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