Harpyien-Träume
hierher kommen darf, um dann nicht einmal meine Frage stellen zu dürfen! Was ist denn mit ihm los?«
»Der Gute Magier hat stets einen guten Grund für alles, was er tut. Wir begreifen es nur nicht immer. Als Mela Meerfrau, Okra Ogerin und Ida Mensch vor zwei Jahren mit ihren Fragen vorbe i kamen, hat er sie sich zwar angehört, sich aber geweigert zu an t worten. Mela war so wütend, daß sie ihm damit drohte, ihm ihr Höschen zu zeigen, um ihm die Sinne zu vernebeln. Doch später erfuhren sie dann, daß ihre Antworten sehr viel weniger zufriede n stellend gewesen wären, hätte der Gute Magier sie ihnen damals schon gegeben, weil es erst ein paar andere Dinge gab, die sie vo r her erledigen mußten.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Na ja, Mela wollte beispielsweise wissen, wie sie einen guten Ehemann findet. Er hat ihr gesagt, sie solle Nada Naga fragen. Das leuchtete Mela überhaupt nicht ein, aber als sie Nada danach fra g te, schickte sie Mela zu ihrem Bruder Naldo, der damals Xanths attraktivster Junggesellenprinz war, und der hat Mela dann auch geheiratet. Weil er ihre betörenden Höschen gesehen hatte – was aber nicht geschehen wäre, hätte es unterwegs nicht einige Ko m plikationen gegeben.«
»Hm«, meinte Gloha nachdenklich. »Das leuchtet mir ein. Vie l leicht liegt die Sache bei mir sogar ähnlich, weil ich nämlich auch einen guten Mann suche. Aber mein Problem ist viel schlimmer, denn ich befürchte, daß es für mich keine männliche Harpyien-Kobold-Kreuzung gibt. Der zweite Sohn des Magiers ist bestimmt keiner!« Sie hielt inne, als ihr ein weiterer unangenehmer Gedanke kam. »Und überhaupt, eigentlich hat er nur einen Sohn, nicht wahr? Hugo, den du geheiratet hast?«
Wira wirkte überrascht. »Ach ja! Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich bin mir sicher, daß er seit Hugo keine weiteren Ki n der mehr bekommen hat. Das hätte eine der Frauen bestimmt erwähnt.« Dann hellte ihre Miene sich auf. »Aber schließlich hat er ja fünfeinhalb Ehefrauen, und vielleicht hat eine von denen schon Kinder bekommen, bevor er zur Hölle fuhr. Also ist Hugo mögl i cherweise nicht der erste Sohn.«
»Angenommen, er ist der zweite?«
»Dann kannst du ihn ja fragen. Ich kann ihn dir schnell bescha f fen.«
»Das kannst du?«
»Das geht so.« Wira machte eine Pause, dann flüsterte sie: »H u go, Liebster.«
Auf der Treppe ertönte ein Scharren. Ein zerzauster junger Me n schenmann erschien. »Hast du mich gerufen, Schatz?«
»Ist Liebe nicht wunderbar?« sagte Wira, an Gloha gewandt. »Ich bin ja so froh, daß ich ihm begegnet bin.« Und dann, zu Hugo: »Vater hat Gloha gesagt, sie soll seinen zweiten Sohn aufsuchen. Bist du das?«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Hugo unsicher. »Vater hatte mehr e re Kinder vor mir, glaube ich. Also muß ich der dritte oder vierte sein. Aber sicher bin ich mir nicht.«
»Weißt du denn, wo ich einen guten Ehemann finde?« fragte Gloha. »Vorzugsweise einen geflügelten Kobold in meinem Alter.«
Hugo schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß es noch mehr fliegende Kobolde gibt. Die Kobolde und Harpyien haben sich ungefähr tausend Jahre lang bekriegt, bevor deine Eltern sich z u sammentaten. Deshalb glaube ich nicht, daß irgendwelche von denen… du weißt schon.« Er mußte plötzlich innehalten, weil er errötete.
»Er ist ja so süß«, murmelte Wira. »Manchmal frage ich mich, ob er sich tatsächlich jemals der Erwachsenenverschwörung ang e schlossen hat.« Sie zwinkerte, um zu zeigen, daß sie es nicht ganz ernst meinte. Dann fragte sie Hugo: »Hast du eine Ahnung, wer alles über Humfreys Söhne wissen könnte?«
»Vielleicht Lacuna. Die hat seine gesamte Lebensgeschichte au f gezeichnet.«
»Ja, das ist eine gute Idee«, stimmte Wira zu, und Hugo lächelte vor Freude über das Kompliment. Gloha mußte ihr zustimmen: Die Liebe war tatsächlich etwas Wunderbares. Wenn sie doch auch selbst dazu finden könnte.
Sie stiegen die Treppe hinunter, um sich zu erkundigen, ob die Gorgone vielleicht weiter wußte. »Ich würde doch meinen, daß seine früheren Frauen davon wissen müßten«, bemerkte sie. »Die werden mit der Zeit alle schon noch hier aufkreuzen.« Sie überle g te kurz, worauf ein kleines Rauchwölkchen an der Stelle von dem Käse aufstieg, auf der ihr Blick ein Stück zu lange geruht hatte. »Ich glaube allerdings, daß Dara einen Sohn hatte.«
»Wer?« fragte Hugo.
»Dara Dämonin. Seine erste Frau.«
»Ach so, du meinst Dana
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