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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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erkennen war.
    Gloha ging tiefer, um Mark Mitteilung davon zu machen. Der stapfte jedoch in erhabener Unbekümmertheit neben dem Giftstrom dahin. Als Gloha gerade daran dachte, sich ihm ein Stück weiter zu nähern, stockte ihr plötzlich der Atem. Alles verschwamm vor ihren Augen, und ihre Flügel wurden zittrig und matt. Sie schoß seitlich davon – immerhin nicht dem Strom entgegen, – und gewann nach und nach ihr Gleichgewicht zurück. Nein, sie schaffte es nicht, Mark zu erreichen und es ihm mitzuteilen, wo ein Aufstieg möglich war.
    Aber vielleicht könnte sie ihm von oben ein Zeichen geben. Sie kehrte zurück, flog ihm voraus und wedelte mit den Armen. »Mark!« rief sie, obwohl sie sicher war, daß er sie auf diese Entfernung nicht hören konnte.
    Doch kurz darauf bemerkte er sie und winkte mit einem Knochenarm.
    »Dort entlang!« schrie sie und schoß zur rechten Seite des Berges hinüber. »Da ist ein Pfad!«
    Doch er verstand sie nicht. Unbeirrt folgte er dem Strom.
    Gab es denn keine andere Möglichkeit, es ihm zu erklären? Gloha zermarterte sich ihr gedankenleeres kleines Gehirn, fand jedoch keine Lösung. So blieb ihr nichts anderes übrig, als Mark zu folgen und darauf zu hoffen, daß sie ihm würde helfen können, sobald sich eine Gelegenheit ergab.
    Schließlich erreichte er die Steilklippe, blieb stehen und blickte an ihr empor. Es war offensichtlich, daß er sie nicht erklimmen konnte. Er schaute sich um.
    Jetzt war es soweit! Gloha flog wieder nach rechts und blieb schweben, winkte ihm. Diesmal begriff Mark, was sie wollte. Er kam auf sie zu, ließ den Strom hinter sich zurück. Sie führte ihn an eine Stelle, wo eine zerklüftete Felskante den Steilhang hinaufführte. Oben schlug die Kante einen Bogen und führte auf die Klippe zurück, von wo aus der weitere Weg begehbar war.
    Mark folgte der Kante und schaffte es tatsächlich bis nach oben. Er hielt irgend etwas in den Händen, und Gloha erkannte, daß es ein Steinbrocken war, mit dem er offensichtlich die Ritze verstopfen wollte. Es schien ein alter Stalaktit zu sein, der aus irgendeiner Höhle stammen mußte.
    Gloha beobachtete aus der Ferne, wie Mark bis zur Ritze hinaufkletterte. Dort studierte er die Lage; dann hob er den Stalaktiten und schob ihn geradewegs in den Felsenriß, aus dem das Gift hervorströmte. Der Stalaktit verschwand zum Teil in dem Loch. Dann nahm Mark seinen Schädel ab – Gloha wäre vor Schreck beinahe in Ohnmacht gefallen – und benutzte ihn dazu, den Steindorn tiefer in das Loch zu treiben.
    Das war es auch schon. Mark setzte den Schädel wieder auf und spazierte davon. Gloha sah, daß der Giftstrom unterbrochen wurde. Unten floß er zwar noch ungehindert weiter, erhielt aber keinen Nachschub mehr aus der Ritze. Mark hatte sie erfolgreich gestopft.
    Da fiel Gloha noch etwas anderes ein. Mark hatte sich viel zu dicht an dem Gift befunden, so daß er jetzt höchstwahrscheinlich damit verpestet war. Deshalb durfte niemand in seine Nähe kommen. Er würde sich erst reinigen müssen, bevor er ins Dorf zurückkehrte.
    Gloha flog zu ihm hin und signalisierte ihm, wie sie es vorhin schon getan hatte. Dann hielt sie auf den nächstgelegenen Bach zu, der nicht dem Pin-A-Tuba entsprang. Mark folgte ihr. Rechts und links von ihm verwelkte das Laub. Der Bach war weit genug entfernt, daß Gloha dort heruntergehen und landen konnte. Doch als Mark näher kam, stank er wie erwartet nach dem Gift, und so mußte Gloha wieder davonfliegen, bevor sie die Besinnung verlor. »Waschen! Waschen!« rief sie und deutete auf das Wasser. Und weil sie fürchtete, daß er sie nicht verstehen konnte, fuhr sie sich kräftig schrubbend über den ganzen Leib.
    Er verstand, was sie meinte, watete ins Wasser und tauchte unter. Die Pflanzen stromabwärts begannen zu welken, was bewies, daß das Wasser tatsächlich die Giftausdünstungen von Marks Körper spülte. Bald würde das Gift soweit verdünnt sein, daß es niemandem mehr schaden konnte.
    Gloha blieb in sicherer Entfernung schweben, bis Mark wieder aus dem Wasser kam. Er ging ein Stück stromabwärts. Als er über den verwelkten Bereich hinausgelangt war, schien die Vegetation in seiner Umgebung unversehrt zu bleiben, und so wagte es Gloha, sich ihm zu nähern. Mark schien tatsächlich keine giftigen Ausdünstungen mehr auszuscheiden. Schließlich landete sie vor ihm.
    »Jetzt bist du sauber«, verkündete sie.
    »Danke für deinen Rat«, sagte er. »Ich bin gar nicht auf den Gedanken

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