Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus
hatten. Sie war sehr krank und daher froh, dass die Krankenhäuser in Atlanta nur eine Autofahrt entfernt lagen. Eine sanfte Frau. Die Tochter war ein Teenager; hat nicht rumgealbert. Das ist alles, was ich noch weiß.“
Dann fragte unser Gastgeber Bubba, was in der Legislative demnächst geschehen würde, von dem wir wissen sollten, und damit war meine Unterhaltung mit ihm über die Familie Julius beendet.
Auf dem Heimweg erzählte ich Martin von alldem, der mir gedankenverloren zuhörte. Das war nicht typisch für Martin, der gewillt war, sich für das Verschwinden der Familie Julius zu interessieren, wenn ich mich dafür interessierte.
„Ich muss nächste Woche nach Guatemala“, sagte er.
„Oh, Martin! Ich dachte, du müsstest jetzt, wo du nicht mehr für Chicago zuständig bist, nicht mehr so viel reisen.“
„Das dachte ich auch.“
Er klang so brüsk, dass ich ihn erstaunt ansah. Martin war offenkundig beunruhigt.
„Wie lange wirst du weg sein?“
„Ich weiß es nicht. So lange, wie es sein muss … vermutlich drei Tage.“
„Könnte … könnte ich mitkommen?“
„Warte, bis wir daheim sind; ich kann mich nicht auf dieses Gespräch konzentrieren, während ich fahre.“
Ich biss mir verstimmt auf die Unterlippe. Als wir daheim waren, stampfte ich sofort ins Haus.
Er stieg gerade aus, um mir die Tür aufzuhalten, und ich überraschte ihn. Er holte erst zu mir auf, als ich schon die Hälfte des Weges zur Küchentür hinter mir hatte.
Dann legte er mir die Hand auf die Schulter und begann: „Roe, was ich meinte …“
Ich schüttelte seine Hand ab. „Wehe, du sprichst mit mir“, sagte ich mit gesenkter Stimme, damit die Youngbloods uns nicht hörten. Wir wohnten eine Meile außerhalb der Stadt, und ich konnte meinen Mann trotzdem nicht in meinem Hof anschreien. „Wehe, du sagst auch nur ein Wort.“
Ich stapfte die Treppe hinauf, warf die Tür zu unserem Schlafzimmer zu und setzte mich aufs Bett.
Was war nur los mit mir? Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie mit jemandem offen gestritten, und jetzt legte ich mich mit meinem Ehemann an; und ich war so kurz davor gewesen, ihn zu schlagen, noch etwas, was ich nie zuvor getan hatte. Das war so kitschig …
Ich musste nachdenken. Unsere Beziehung war von Anfang an leidenschaftlicher gewesen als jede, die ich davor gehabt hatte, viel unberechenbarer. Aber diese brodelnden Gefühle hatten immer die Kluft zwischen uns überbrücken können, fiel mir auf, während ich mit meinem neuen Ehering am Finger am Fußende unserer Tagesdecke in unserem neuen Haus saß. Ich zog die Schuhe aus und setzte mich auf den Fußboden. Dort konnte ich besser denken.
„Er sagt mir immer noch nicht die Wahrheit“, sagte ich laut und wusste, dass das das Problem war.
Ich hörte undeutlich, wie er unten umherstapfte. Sich etwas zu trinken eingoss, mutmaßte ich. Ich war einfach erstaunt – wie kam es, dass ich hier auf dem Boden meines Schlafzimmers saß, wütend und betrübt, in einen Mann verliebt, der Geheimnisse vor mir hatte? Ich erinnerte mich, wie Cindy Bartell gesagt hatte: „Er wird Sie nicht betrügen. Aber er wird Ihnen auch nie alles erzählen.“
Ich empfand für einen Moment, in dem ich mir all diese sinnlosen Fragen stellte, puren Zorn und Selbstmitleid. Womit hatte ich das verdient? Warum war ich jetzt, wo ich endlich, endlich verheiratet war, nicht wie auf Rosen gebettet? Wenn er mich liebte, warum behandelte er mich dann nicht korrekt?
Ich legte mich auf den Boden und fixierte die Decke. Viel wichtiger war, was ich in der nächsten Stunde tun sollte.
Ein Knarren verkündete Martins Weg die Treppe herauf und über den Flur.
„Ich werde nicht an meine eigene Schlafzimmertür klopfen“, sagte er durch die Tür.
Ich fixierte die Decke noch fester.
Die Tür öffnete sich zögernd. Möglicherweise hatte er Angst, ich würde etwas nach ihm werfen. Ein verlockender Gedanke. Vielleicht hatte Cindy mit Dingen geworfen.
Er erschien an meinen Füßen und hatte zwei eiskalte Gläser, wohl mit Seven-and-Seven, in der Hand. Ich sah den feuchten Fleck auf seinem eierschalenfarbenen Hemd, wo er das zweite Glas zwischen Arm und Brust festgeklemmt hatte, während er mit seiner anderen Hand die Tür geöffnet hatte.
„Was tust du da, Roe?“
„Überlegen.“
„Wirst du mit mir sprechen?“
„Wirst du mit mir sprechen?“
Er setzte sich auf den Hocker vor meinem Schminktisch. Er beugte sich vor, um mir ein Glas zu geben. Ich hielt das
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