Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
anfreunden.
„Wenn es nicht Hunter der Häuserjäger war, könnte der Mord an Tonia Lee auch etwas mit den Diebstählen zu tun haben.“ Auch diese Theorie kam von Patty.
Wieder gab es heftige Reaktionen, nur ganz andere als bei Pattys erster Idee. Irgendwie wirkte die kleine Runde fassungslos. Idella wrang die Hände, Tränen standen ihr in den blassblauen Augen. Niemand sagte etwas.
„Gut!“, unterbrach ich nach einer Weile das geladene Schweigen. „Vielleicht klärt mich mal jemand auf? Die Maklerei in dieser Stadt scheint ja gespickt mit Geheimnissen.“
Mutter seufzte. „Das mit den Diebstählen ist ein ernstes Problem. Viel schlimmer als der Häuserjäger, der ist doch mehr oder weniger nur ein Witz, und so gehen wir auch alle damit um.“ Sie schwieg – offenbar war das Thema wohl wirklich beunruhigend, und sie wusste nicht recht, wie sie am besten fortfahren sollte.
Eileen schien es anders zu gehen. „Seit zwei Jahren verschwinden Dinge aus Häusern, die zum Verkauf stehen“, sagte sie ohne große Umschweife.
Woraufhin selbst Debbie Lincoln aus ihrer Erstarrung erwachte und ihr einen raschen Seitenblick zuwarf.
„Nur in Häusern, die ein bestimmtes Maklerbüro anbot?“, wollte ich wissen. „Oder immer bei Hausbesichtigungen eines bestimmten Maklers? Kommt schon, Leute!“ Langsam wurde ich ungeduldig.
„Das genau ist das Problem!“, sagte Mutter. „Es lässt sich kein Muster feststellen. Wir können nicht sagen: Jedesmal, wenn Tonia Lee jemandem ein Haus gezeigt hat, fehlte hinterher der Eisschrank, so einfach ist die Sache nicht.“
„Es verschwinden kleine Gegenstände“, ergänzte Mackie. „Ausgewählte Dinge. Nicht so klein, dass ein Kunde sie sich während der Hausbesichtigung einfach in die Tasche stecken könnte, aber auch nicht so groß, dass ein Möbelwagen kommen muss, und bei uns stehen zwar jeweils die Häuser nur bei einem Makler auf der Liste, aber wir erlauben den Kollegen aus anderen Firmen durchaus, auch Häuser zu zeigen, die bei uns auf der Liste stehen und umgekehrt. So läuft das nun mal in Provinzstädten. Wir arbeiten alle zusammen, anders geht es nicht. Wenn wir einem Interessenten ein Haus gezeigt haben, hinterlassen wir eine Visitenkarte, selbst wenn der Besitzer anwesend war. Aber das kennst du ja. Wenn wir nur endlich dieses System der Mehrfachnominierung hätten, dann könnten wir mit Schließfächern arbeiten und hätten keine Probleme mehr.“
Dann hätte er nicht auf der Polizeiwache eine verschärfte Befragung über sich ergehen lassen müssen, wollte er damit sagen. Weil er dann nämlich keinen Schlüssel beim Andertonhaus hätte vorbeibringen müssen. Tonia Lee wäre wahrscheinlich trotzdem tot. Meine Mutter war sehr dafür, den kostenpflichtigen Service der Mehrfachnominierung zu nutzen, mit dem die Makler der meisten Kleinstädte im Umkreis Atlantas arbeiteten, aber die kleineren Maklerfirmen unserer Stadt hatten das bislang vehement abgelehnt. Allen voran Greenhouse Realty.
„Es waren nie dieselben Leute“, erklärte Mutter, „und wenn es Überschneidungen gab, dann per Zufall und wie gesagt nicht so, dass sich ein Muster ablesen ließe. Wir können einfach nicht sagen, dass die Diebstähle immer dann stattfinden, wenn eine bestimmte Person ein Haus vorführt oder eine bestimmte Person sich ein Haus ansieht.“
„Die Schlüssel wandern hin und her“, sagte ich.
Die Maklerrunde nickte.
„Jeder könnte nach Herzenslust Duplikate anfertigen lassen und die benutzen, wann es ihm oder ihr passt.“
Um mich herum erneut finsteres Nicken.
„Warum stand nie etwas darüber in der Zeitung?“
Diesmal gab es statt Zustimmung schuldbewusste Blicke.
„Wir Makler haben uns alle zusammengesetzt“, sagte Eileen. „Wir von Select Realty, Tonia Lee und Donnie von Greenhouse Realty, Franklin Farrell und Terry Sternholtz von Today's Homes, selbst die Agentur, die sich im Wesentlichen auf Farmen spezialisiert hat, Rüssel & Dietrich, weil wir ein paar von deren Farmhäusern gezeigt hatten.“
„Stadtleute, die gern von sich sagen möchten, sie besäßen Besitz auf dem Lande.“ Verächtlich zog Mutter die Brauen hoch.
„Was wurde auf diesem Treffen beredet?“, fragte ich in die Runde. Wirklich, man musste diesen Leuten die Würmer einzeln aus der Nase ziehen!
Mit einer Antwort schien es niemand eilig zu haben.
„Es wurde nichts entschieden“, flüsterte Idella.
Eileen schnaubte. „Das ist sehr vornehm ausgedrückt.“
„Erst einmal ging
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