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Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad

Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad

Titel: Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Tür. Er wirkte blass und wie benommen, gleichzeitig aber auch seltsam überspannt, fast schon begeistert über all die Aufmerksamkeit, die ihm gezollt wurde. Er nahm meine Hand – die, auf der keine Kuchenplatte balancierte – und presste sie fest zwischen seinen beiden Händen.
    „Wie lieb, dass Sie gekommen sind, Roe“, sagte er, ganz Elend und Freude. „Unterschreiben Sie doch bitte im Kondolenzbuch.“
    Als Tonia Lee ihn vor siebzehn Jahren geheiratet hatte, war Donnie ein sehr gutaussehender Mann gewesen. Ich erinnerte mich noch lebhaft, wie die beiden von zu Hause fortgelaufen waren, um sich zusammenzutun. Die ganze Stadt hatte wochenlang kaum von etwas anderem geredet. Sie hatten sich gleich in der Nacht nach der Abschlussfeier der High-School abgesetzt. Tonias Mutter fand das damals außerordentlich romantisch, Donnies eher realistisch veranlagter Vater, der an der High-School als Footballtrainer arbeitete, eher „verdammt dämlich!“ Das Leben mit Tonia Lee schien Donnie mitgenommen zu haben. Er, der früher ein lebhafter Footballspieler gewesen war, wirkte jetzt knochig und in jeglicher Hinsicht unterernährt. Jetzt hatte ihm Tonia Lees furchtbarer Tod wieder Statur verliehen, was ihm seit geraumer Zeit gefehlt hatte. Aber schön war das nicht. Ich war froh, als ich meine Hand zurückbekam und mit meinem Kuchen in die Küche fliehen konnte, wo sich auf sämtlichen freien Flächen Schüsseln und Behälter mit liebevoll angerichtetem Essen drängten. Mehr eigenhändig zubereitete Mahlzeiten, da war ich sicher, als Donnie in den letzten sechs Monaten zu Gesicht bekommen hatte.
    In der engen, kleinen Küche, die für die nur minimal an der Kochkunst interessierte Tonia Lee ideal gewesen sein musste, drängten sich außerdem noch jede Menge Frauen. Das waren die Freundinnen von Tonias Mutter aus ihrer Kirchengemeinde, überwiegend dicke Damen in Polyesterbekleidung. Vergeblich suchte ich nach Mrs. Purdy selbst. Als ich vorsichtig nachfragte, wurde mir von den Damen geraten, es im Bad zu versuchen.
    Obwohl mir diese Aufforderung seltsam vorkam, bahnte ich mir folgsam einen Weg durch die Menge im Flur. Richtig: Die Badezimmertür stand offen, und Helen Purdy hockte auf dem heruntergeklappten Toilettendeckel. Sie war in Tränen aufgelöst, um sie herum standen zwei weitere Polyesterdamen, die ihr Trost zusprachen.
    „Mrs. Purdy?“, meldete ich mich schüchtern.
    „Komm doch rein, Roe“, sagte die kräftigere der beiden Helferinnen, in der ich erst jetzt Lillian Smith, meine frühere Kollegin aus der Bücherei, erkannte. „Helen hat so weinen müssen, dass ihr schlecht wurde, also sind wir für alle Fälle lieber hierher gekommen.“
    Na wunderbar! Ich verordnete meinen Gesichtzügen weiterhin teilnahmsvolles Mitleid, während ich mich ein wenig nervös der trauernden Mutter näherte.
    „Sie haben sie gesehen.“ Helens unscheinbares Gesicht war vor Kummer ganz aufgequollen. „Wie sah sie aus, Aurora?“
    Als erstes schoss mir das Bild von Tonia Lees obszön entblößter Brust durch den Kopf. „Sie sah sehr …“ Hektisch durchforstete ich mein Hirn nach einer Inspiration. „Sie wirkte friedlich.“ Wieder starrten mich leer und ausdruckslos die hervorgetretenen Augen der Toten an. „Als sei sie zur Ruhe gekommen.“ Ich nickte bestimmt.
    „Ich hoffe, sie ist jetzt bei Jesus“, klagte Helen und fing wieder an zu weinen.
    „Das hoffe ich auch“, flüsterte ich, denn das tat ich aus tiefster Seele, wobei ich tapfer die Zweifel ignorierte, die sich zu diesem Thema völlig ungebeten in meinen Kopf geschlichen hatten.
    „Auf Erden hat sie nie Frieden finden können“, jammerte Tonia Lees Mutter. „Vielleicht findet sie ihn jetzt im Himmel.“
    Mit diesen Worten fiel Helen in Ohnmacht. Ich zog mich hastig zurück, damit Lillian und die andere Freundin sich um sie kümmern konnten.
    Im Wohnzimmer entdeckte ich die Sprechstundenhilfe eines praktischen Arztes aus unserer Stadt, der ich leise mitteilte, dass Helen im Bad zusammengebrochen sei. Sie eilte sofort zu ihr, und da ich nun das Gefühl haben durfte, alles in meiner Macht Stehende getan zu haben, sah ich mich nach jemandem um, mit dem ich mich unterhalten konnte. Gehen durfte ich noch nicht, meine innere Uhr sagte mir, dass ich noch nicht lange genug dort gewesen war.
    Als ich über der Menge an Köpfen im Zimmer Franklin Farrells dichten, grauen Schopf entdeckte, zwängte ich mich unter vielen Entschuldigungen bis zu ihm durch. Franklin war

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