Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
täglich, ich variiere meine Laufstrecke. Es gibt zwei, die mir gut gefallen, und eigentlich laufe ich sie immer abwechselnd. Mackie scheint seine Laufstrecken recht spontan zu wählen. Terry und Eileen habe ich am Mittwoch gesehen, daran erinnere ich mich. Sie gehen fast jeden Abend zusammen Powerwalken. Aber an unsere Begegnung erinnere ich mich auch nur, weil Terry mir bei der Gelegenheit noch einmal zu dem Verkauf gratuliert hat, den ich an dem Tag unter Dach und Fach bringen konnte. Donnie habe ich gesehen, auf seinem neuen Zehngangfahrrad … es tut mir leid, Roe, an Mackie kann ich mich einfach nicht erinnern. Warum fragen Sie?“
Natürlich musste ich ihm jetzt sagen, dass Mackie von der Polizei befragt worden war und warum.
„Wie können die so sicher sein, dass kein anderer Wagen vor Ort war?“ Franklin wirkte sehr zweifelnd. „Irgendjemand wird eine Minute lang nicht hingesehen haben. Entweder die Frau im Haus gegenüber oder das Pärchen, das im Haus hinter den Andertons wohnt. Es kommt mir auch sehr merkwürdig vor, dass beide Eingänge zum Anwesen ausgerechnet in dieser Nacht angeblich so genau beobachtet wurden.“
Ich zuckte die Achseln, während ich mir vorstellte, was der Täter alles hatte erledigen müssen, hätte er selbst ein Auto dabeigehabt. Er musste ohnehin schon Tonia Lees Auto auf den Parkplatz hinter Greenhouse Realty schaffen und dann zu Fuß nach Hause gehen. Hätte er ein Auto dabeigehabt, dann hätte er entweder von Greenhouse Realty noch einmal zu Fuß zurück zum Haus der Andertons gehen müssen, um sein eigenes Fahrzeug abzuholen oder hätte, falls er zuerst sein eigenes Fahrzeug weggeschafft hatte, hinterher noch einmal zurückkommen müssen, um Tonia Lees Auto abzuholen. Auf jeden Fall war anzunehmen, dass in diesem Fall irgendjemand seinen Wagen bemerkt hätte.
Ich dachte „er“, wenn ich an den Mörder dachte, weil Tonia Lee nackt gewesen war.
Während ich das alles im Geiste noch einmal durchkaute, kehrte Terry zu uns zurück.
„Du wirkst furchtbar ernst, Roe“, sagte sie.
„Wenn man bedenkt, weswegen wir hier sind …“
„Sicher! Das mit Tonia Lee ist abscheulich. Wir Frauen müssen uns in Zukunft noch mehr vorsehen, oder? Was meinst du, Eileen?“ Eileen, besonders beeindruckend in einem schwarz-weißen Kostüm und riesigen, schwarzen Ohrringen, war neben Terry aufgetaucht.
„Ich bin jedenfalls froh, dass wir diesen Selbstverteidigungskurs mitgemacht haben“, sagte Eileen.
„Wann war das denn?“, erkundigte ich mich neugierig.
„Vor etwa einem Jahr. Der Kurs fand in Atlanta statt, wir sind immer extra hingefahren. Wir üben auch, was die Frau uns gelehrt hat. Aber Tonia Lee hatte sich ja fesseln lassen, da hatte sie sowieso keine Chance.“ Terry schüttelte bekümmert den Kopf.
Franklin wirkte bestürzt, höchstwahrscheinlich war ihm dieses prickelnde Detail neu. Schlimmer war jedoch, dass Donnie sich ganz in der Nähe mit einer Frau unterhielt, deren Haar genauso blaugrau war wie ihre Brille. Donnie kehrte uns den Rücken zu und drehte sich auch nicht um, als Terry die Fesseln erwähnte. Vielleicht hatte er sie gar nicht gehört. Dafür hatte Terry ihn inzwischen entdeckt und verzog alarmiert das Gesicht. Was für ein Ausrutscher! Eileen warf ihr einen tadelnden, aber liebevollen Blick zu, wie man ihn einer guten Freundin zuwirft, die nicht zum ersten Mal in ein Fettnäpfchen getreten ist, die man aber trotzdem sehr gern hat.
Offenbar waren die beiden enger befreundet, als mir bisher bewusst gewesen war. Jetzt, wo ich darüber nachdachte, schien es mir sicher, dass Terry an diesem Morgen ans Telefon gegangen war, als ich Eileen anrief. Eileen war mindestens zehn Jahre älter als Terry, aber offenbar hatten die beiden eine Menge Gemeinsamkeiten, obwohl sie für konkurrierende Maklerfirmen arbeiteten. Sie waren die beiden einzigen unverheirateten Maklerinnen der Stadt. Bis auf Idella – Idella war auch ledig. Aber ihre Scheidung lag noch nicht sehr lange zurück.
Gemeinsam mit dem Rest Lawrencetons war ich bisher immer davon ausgegangen, dass Franklin und Terry ein Paar waren oder zumindest von Zeit zu Zeit miteinander schliefen. Bei Franklins Reputation konnte man sich einfach nur schwer vorstellen, dass er mit einer Frau ein Büro teilte, ohne wenigstens den Versuch zu unternehmen, sie zu verführen, und da Franklins Verführungskünste immer erfolgreich endeten, darüber war man sich in Lawrenceton ebenfalls einig (besonders der männliche
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