Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
schien überrascht, uns zu sehen.
»Ivy«, sagte ich, während wir darauf warteten, dass Miltast aufholte. Sie hielt den Kopf gesenkt und schwieg. »Es tut mir leid.«
Endlich sah sie mich an, wobei ungeweinte Tränen in ihren Augen glitzerten. »Ich wusste nicht, dass sie das tun würde.
Danke, dass du mich geschlagen hast. Ich … konnte nicht Nein sagen. Verdammt nochmal, ich konnte nicht. Ich dachte …«
Sie verstummte, als Miltast die Glastür zur Seite schob. Die Luft draußen war nicht viel frischer, aber ich atmete tief ein, als ich in die Mitte des Raumes ging, in dem Versuch, die aufge-nommenen Vampirpheromone zu entkräften. Mit einem Seufzen legte ich eine Hand an meinen Hals und ließ sie wieder fallen. »Du meinst das mit der Abstinenz nicht ernst, oder?«, fragte ich, als ich Miltast meinen Ausweis gab.
Ivys Finger zitterten, als sie ihr Namensschild abzog und es dem Officer gab. »Ich habe darüber nachgedacht«, meinte sie.
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Selbst Miltast wusste, dass das eine schlechte Idee war. Er beäugte mich, als wir die Formulare unterschrieben und zur letzten Tür gingen. Wenn sie abstinent blieb, würde das Zu-sammenleben mit ihr um einiges schwieriger werden.
»Was für eine Zeitverschwendung«, sagte Ivy leise, als wir wieder den Zauberdetektor durchquerten und von der Frau unser Zeug zurückbekamen; aber das stimmte so nicht, und mein Puls wurde schneller. Ich hatte mich erinnert. Ich hatte mich an eine Menge erinnert. Ich ignorierte meine zitternden Knie, wickelte mir meinen Schal um den Hals, klemmte mir die Tasche unter den Arm und strebte den gläsernen Eingangstüren und der scheußlichen, aber ehrlichen Kälte draußen entgegen.
Milchtoast und seine Freundin hatten bereits zu viel von unserem privaten Drama mitbekommen.
»Eigentlich«, sagte ich, als ich mir die Handschuhe überzog, während Ivy die Tür für mich offen hielt, »war es das nicht.
Dich und Skimmer zu sehen … ich habe mich an etwas erinnert.«
Ivy blieb abrupt in einer Lichtpfütze vor der Tür stehen. Es schien in der Stunde, die wir da drin gewesen waren, kälter geworden zu sein, und die Nachtluft schnitt in meine Lungen wie ein Messer. Aber sie machte mir auch den Kopf völlig klar nach der erhitzten Verwirrung hinter den Glaswänden. Ich sog die trockene, nach Schnee und Abgasen schmeckende Luft in mich, genoss sie und sah die vergangenen Momente mit einem klareren Blick.
»Kisten …«, sagte ich, dann wurde ich rot. Gott, das war schwer, und so schloss ich die Augen, damit ich nicht anfing zu heulen. Vielleicht konnte ich es sagen, wenn ich sie dabei nicht ansah. »Kistens Mörder hatte trockene Hände«, sagte ich.
»Rau. Er roch nach nassem Zement, und seine Fingerspitzen schmeckten nach kaltem Eisen.« Ich wusste das, weil sie in meinem Mund gewesen waren. Gott helfe mir, ich hatte ihn angefleht, mich zu beißen.
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Ich biss die Zähne zusammen, aber dann zwang ich mich da-zu, meinen Kiefer zu entspannen, und öffnete die Augen. »Kisten war tot«, sagte ich, während Schnee auf Ivys schwarz gekleidete Schultern fiel. »Ich glaube, es war ein Unfall. Sein Mörder hatte sein Blut noch nicht berührt, und darüber war er wirklich wütend … Also wollte er stattdessen mich zu seinem Schatten machen. Er … Er hat mich darum betteln lassen.« Ich holte zitternd Luft. Wenn ich es ihr jetzt nicht erzählte, dann würde ich es niemals tun. »Er spielte mit meiner Narbe, um mich dazu zu bringen, um seinen Biss zu betteln. Kisten hat ihn aufgehalten. Er wusste, dass es damit enden konnte, dass er zweimal starb, aber er hat es trotzdem getan.«
Ivy senkte den Kopf und rieb sich die Stirn.
»Es tut mir leid«, sagte ich, ohne wirklich zu wissen, warum.
»Er hat sich nochmal töten lassen, weil er mich geliebt hat.«
Das Licht glitzerte auf Ivys tränennassem Gesicht, als sie aufsah. »Aber er konnte sich nicht daran erinnern, warum er dich liebte, oder?«
Ich schüttelte den Kopf, als ich mich an das Verlustgefühl erinnerte. »Nein, das konnte er nicht.«
Ivy nahm das in sich auf. Tief in ihren schattigen Augen konnte ich ihren Wunsch sehen, dass ich einen Weg finden möge, der sie vor diesem Schicksal bewahrte. »Ich will nicht leben, ohne mich zu erinnern, warum ich liebe«, sagte sie schließlich. Ihr Gesicht war fahl, als sie in Gedanken ihren eigenen Seelentod sah.
»Es tut mir leid, Ivy«, flüsterte ich, dann setzten wir uns gemeinsam in Bewegung.
»Das ist, was wir sind.«
Aber es war nicht,
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