Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
meine Hand. Er grinste, als er den hölzernen Ring an meinem kleinen Finger sah. »Du magst deine Sommersprossen immer noch nicht, hm?«, fragte er, und ich zuckte mit den Schultern. Als ob ich ihm erzählen würde, dass ich wegen der Nebeneffekte eines Dämonenfluchs keine Sommersprossen mehr hatte.
Stattdessen umarmte ich ihn nochmal, und dabei fiel mir auf, dass wir fast gleich groß waren. Ich trug Stiefel mit Absätzen und er … Slipper? Mit einem Lachen musterte ich ihn von oben bis unten. »Du wirst dir draußen den Arsch abfrieren.«
»Ja, ich liebe dich auch«, antwortete er, nahm grinsend seine Sonnenbrille ab und steckte sie weg. »Sei nicht so streng mit mir. Es war sieben Uhr morgens bei fünfundzwanzig Grad, als ich los bin. Ich habe im Flugzeug nur vier Stunden geschlafen, und ich werde zusammenbrechen, wenn ich nicht einen Kaffee 136
bekomme.« Er beugte sich vor, um seine Gitarre aufzuheben.
»Kocht Mom immer noch dieses Teerimitat?«
Das Lächeln auf meinem Gesicht fühlte sich an, als würde es nie wieder verschwinden. Ich hob die größere Tasche hoch und erinnerte mich an das letzte Mal, als ich sein Gepäck getragen hatte. »Wir holen uns besser jetzt einen. Außerdem warte ich darauf, dass Jenks mit etwas fertig wird, und ich will mit dir über Mom reden.«
Robbie richtete sich besorgt auf, die Gitarre in der einen, die zweite Tasche in der anderen Hand. »Ist sie okay?«
Ich starrte ihn einen Moment an, dann wurde mir klar, wie meine letzten Worte geklungen haben mussten. »Mom ist glücklicher als ein Troll unter einer Zollbrücke. Was ist eigentlich bei dir passiert? Als sie zurückkam, war sie total braun und summte ständig Showmelodien. Was ist da los?«
Robbie nahm mir auch noch die letzte Tasche ab, und wir hielten auf den nächsten Coffee-Shop zu. »Es hatte nichts mit mir zu tun. Es war ihr, ähm, Reisebegleiter.«
Ich runzelte die Stirn, und mein Puls beschleunigte sich. Takata . Ich hatte es mir schon gedacht. Sie war an die Westküste gegangen, um ein wenig Zeit mit ihrer Jugendliebe zu verbringen, und ich war mir nicht sicher, was ich von ihm hielt. Ich meine, ich wusste, wer er war, aber ich kannte ihn nicht.
Schweigend stellte ich mich an, und als ich so Schulter an Schulter mit Robbie stand, fühlte ich mich plötzlich groß. Takata war unser beider leiblicher Vater, die Jugendliebe, die unserer Mom die Kinder geschenkt hatte, die ihr menschlicher Ehemann - und nebenbei bemerkt Takatas bester Freund - ihr nicht geben konnte, um dann abzuhauen und sein Leben gegen Geld und Ruhm einzutauschen, wofür er sich nicht nur die Haare färbte, sondern auch seinen Namen änderte. Ich konnte ihn nicht als Dad sehen. Mein wirklicher Dad war gestorben, als ich dreizehn war, und nichts würde diese Tatsache ändern.
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Aber jetzt, wo ich neben Robbie stand, warf ich ihm Seiten-blicke zu und sah den alten Rockstar in ihm. Zur Hölle, ich konnte in den Spiegel schauen und Takata in mir finden. Meine Füße, Robbies Hände, meine Nase und unser beider Körper-größe. Definitiv meine Haare. Takatas mochten ja blond sein, wo meine rot waren, aber sie kräuselten sich auf dieselbe Art.
Robbie wandte sich von der Karte über dem Tresen ab und drückte mich kurz mit einem Arm. »Sei nicht sauer auf ihn«, sagte er, weil er instinktiv wusste, woran ich gerade dachte. Er hatte das schon immer gekonnt, sogar als wir Kinder waren, was wirklich frustrierend gewesen war, wenn ich gerade versuchte, irgendwas zu verheimlichen. »Er ist gut für sie«, fügte er hinzu, und schob mit einem Fuß sein Gepäck in der Schlange weiter. »Sie kommt über die Schuld hinweg, dass Dad gestorben ist. Ich, ähm, habe ein wenig Zeit mit ihnen verbracht«, sagte er, und in seiner leisen Stimme konnte ich die Nervosität hören. »Er liebt sie. Und sie fühlt sich mit ihm als etwas Besonderes.«
»Ich bin nicht wütend auf ihn«, sagte ich, dann schlug ich ihn gerade fest genug auf die Schulter, dass er es bemerkte.
»Ich bin sauer auf dich. Warum hast du mir nicht gesagt, dass Takata unser Dad ist?«
Der Geschäftsmann vor uns drehte sich kurz um, und ich schnitt ihm eine Grimasse.
Robbie rückte einen weiteren Schritt vor. »Genau«, murmelte er. »Weil ich dich einfach anrufe und dir mitteile, dass unsere Mom ein Groupie war.«
Ich schnaubte. »So war es nicht.«
Er schaute mich an und riss die Augen auf. »Das ergibt mehr Sinn als das, was wirklich passiert ist. Um Himmels willen, du hättest
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