Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
holen«, sagte er und schaute an mir vorbei in Richtung Wohnzimmer. »Ich will nicht, dass Mom erfährt, was du tust. Erzähl ihr, dass ich nach meiner Kronkorkensammlung suche.«
Ich nickte mit einem Schnauben. Ja, genau, als würde er seine Kronkorkensammlung mit ins Flugzeug schleppen. »Zehn Minuten«, erklärte ich. »Wenn du bis dahin nicht wieder da bist, dann komme ich hinter dir her.«
»Na gut.« Er lächelte, zog das Handtuch wieder von der Stange und trocknete sich die Hände ab. »Du bist so eine süße 194
Schwester. Ich weiß wirklich nicht, wie diese Gerüchte in Um-lauf gekommen sind.«
Ich versuchte, eine Antwort zu finden, aber mein Hirn wurde völlig leer, als er mit dem Handtuch nach mir schlug. »Hey!«, jaulte ich.
»Lass deine Schwester in Ruhe, Robbie«, erklang die Stimme meiner Mutter mit einer wohlbekannten Bestimmtheit darin. Sowohl Robbie als auch ich lächelten. Es war so lange her.
Ich grinste über seine weit aufgerissenen, unschuldigen grünen Augen, schnappte mir den Schwamm und warf ihn abschätzend einmal hoch.
»Rachel!« Das war wieder meine Mutter, und mit einem Grinsen warf Robbie das Tuch weg und schlenderte selbstbewusst aus der Küche. Dann konnte ich hören, wie die Klappe zum Speicher geöffnet und die Leiter heruntergezogen wurde.
Zuversichtlich, dass ich alles, was ich brauchte, mit nach Hause nehmen würde, wischte ich die Spüle aus und hängte das Tuch wieder auf.
»Kaffee«, flüsterte ich, schnüffelte an der Kaffeemaschine und konnte nur hoffen, dass sie sich beim Kaffeepulver ein wenig zurückgenommen hatte, weil wir einen Gast hatten.
Meine Mom kam in den Raum. »Was macht Robbie auf dem Speicher?«
Ich trat einen Schritt von der noch tropfenden Maschine zu-rück. »Er sucht seine Kronkorkensammlung.« Okay, dann log ich eben meine Mutter an. Aber ich würde wetten, dass er da oben irgendwas finden würde, was er mit nach Hause nehmen konnte, also war es keine völlige Lüge.
Sie gab ein merkwürdiges Geräusch von sich, als sie vier weiße Tassen aus dem Schrank holte und auf das Tablett stellte. Es war das Set, das sie nur für den besten Besuch verwendete, und ich fragte mich, ob das wohl irgendetwas bedeutete.
»Es ist nett, euch beide hierzuhaben«, meinte sie leise, und 195
meine Anspannung verschwand. Es war nett, Robbie hierzuhaben, für eine Weile so zu tun, als hätte sich nichts geändert.
Meine Mom machte sich weiter am Tablett zu schaffen, während die letzten Tropfen aus der Kaffeemaschine tropften.
Mir fiel wieder auf, wie jung ihre Hände noch aussahen. Hexen lebten fast zwei Jahrhunderte, und wir konnten fast als Schwestern durchgehen - besonders, seitdem sie aufgehört hatte, sich so unscheinbar zu kleiden. »Cindy ist nett«, sagte sie aus dem Nichts, und ich zuckte zusammen, durch die Erwähnung von Robbies Freundin zurück in die Realität gerissen. »Er neckt sie, wie er dich neckt.« Sie lächelte, und ich ging, um die Milch aus dem Kühlschrank zu holen. »Du würdest sie mögen«, fügte sie hinzu, den Blick auf den Garten gerichtet. »Sie arbeitet an der Universität, während sie ihren Abschluss fertig macht.«
Also klug , dachte ich, nicht überrascht. Das war bei den Gesprächen beim Abendessen nicht klargeworden. Ich fragte mich, warum. »Was hat sie belegt?«
Meine Mom presste nachdenklich die Lippen aufeinander.
»Kriminologie.«
Wirklich klug. Zu klug?
»Sie braucht noch ein Jahr«, erklärte meine Mom, während sie Löffel auf die Servietten legte. »Es war nett, sie zu beobachten. Sie gleicht Robbie aus. Er ist so ein Traumtänzer, und sie ist so bodenständig. Sie hat eine ruhige Schönheit. Ihre Kinder werden unglaubliche Schätze sein.«
Ihr Lächeln war sanft. Ich lächelte auch, weil mir aufging, dass Robbie sich dadurch, dass er sesshaft wurde, einem völlig neuen Satz von Mom-Wünschen aussetzte. Sie mochte ja bei mir aufgegeben haben, aber jetzt würde Robbie die volle Breit-seite abbekommen. Oh, wie traurig ….
»Erzähl mal«, fragte sie dann in trügerisch mildem Tonfall,
»wie läuft es mit Marshal und dir?«
Mein Lächeln verschwand. Okay, vielleicht hatte sie mich doch noch nicht völlig aufgegeben. »Prima. Es läuft prima«, 196
sagte ich nervös. Sie war diejenige gewesen, die mir erzählt hatte, dass er niemals mehr sein konnte als ein Übergangs-mann, aber nachdem sie beim Abendessen die Geschichte ge-hört hatte, wie Marshal Tom unter meiner Küche herausgezo-gen hatte, hatte
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