Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
wurde, von der gleichen Spule kam wie der, mit dem Kapps ermordet wurde. Die Enden passen zusammen. Es ist allerdings nicht hundertprozentig, weil ä hnliche Zangen ä hnliche Schnittmarkierungen hinterlassen. Deshalb machen wir eine Analyse der Legierung. In ein paar Tagen haben wir das Resultat.«
Sie sprach ganz sachlich ü ber alles, und er war erstaunt, da ß sie noch w ü tend auf ihn war. In den Fernsehnachrichten gestern abend war sie gut weggekommen. Er wu ß te nicht, was er sagen sollte. Vor kurzem waren sie noch ungezwungen miteinander im Bett gelegen, und jetzt f ü hlte er sich befangen mit ihr am Telefon.
» Danke, Teresa «, sagte Bosch endlich. » Wir sehen uns dann.«
» Harry? « sagte sie, bevor er auflegen konnte.
» Ja? «
» Wenn du zur ü ckkommst, solltest du mich nicht mehr anrufen. Wir sollten unsere Beziehung aufs Berufliche beschr ä nken. Wenn wir uns in der Autopsie sehen, ist das okay. Aber wir sollten es dabei belassen.«
Er sagte nichts.
» Okay? «
» Klar.«
Sie legten auf, und Bosch sa ß einige Minuten auf dem Bett, ohne sich zu r ü hren. Schlie ß lich w ä hlte er die Direktnummer des Glaskastens. Pounds nahm sofort den H ö rer ab. » Hier Bosch.«
» Wo bist du? «
» Mexicali. Du wolltest mich sprechen? «
» Ich hab’ das Hotel angerufen, das du auf dem Tonband angabst. Sie sagten, du seist nie angekommen.«
» Ich entschied mich, auf der anderen Seite der Grenze abzusteigen.«
» Verschon mich mit den Ausreden. Porter ist tot.«
» Was?! « Bosch tat sein Bestes, glaubhaft zu klingen. » Was ist passiert? Ich hab’ ihn erst gestern gesehen. Er …«
» Spar dir deine Nummer, Bosch. Was machst du dort unten.«
» Du hast mich beauftragt, den Fall zu verfolgen. Er hat mich hierhergef ü hrt.«
» Ich habe nie was davon gesagt, da ß du nach Mexiko sollst «, schrie er ins Telefon. » Du kommst sofort zur ü ck! Es sieht nicht gut aus f ü r dich. Wir haben einen Barkeeper, der bereit ist, deinen Schwanz unters Fallbeil zu legen. Er … Wart mal! «
» Bosch.« Eine andere Stimme war am Telefon. »Assistant Chief Irving hier. Wo sind Sie? «
» In Mexicali.«
» Ich will Sie morgen fr ü h um Punkt acht Uhr in meinem B ü ro sehen.«
Bosch z ö gerte nicht. Es war ihm klar, da ß er keine Schw ä che zeigen durfte. » Das wird nicht m ö glich sein, Chief. Ich habe hier noch ein paar Sachen zu erledigen, f ü r die ich noch mindestens einen Tag ben ö tige.«
» Es handelt sich um die Ermordung eines Polizisten, eines Kollegen. Vielleicht ist Ihnen nicht bewu ß t, da ß Sie selbst in Gefahr schweben k ö nnten.«
» Ich wei ß , was ich tue. Die Ermordung eines Kollegen hat mich hierhergebracht. Haben Sie das vergessen? Oder ist Moore nicht mehr wichtig? «
Irving ging nicht darauf ein. » Sie widersetzen sich meinem direkten Befehl zur ü ckzukehren? «
» Chief, es ist mir egal, was Ihnen irgendein Barkeeper erz ä hlt. Sie wissen ganz genau, da ß ich nicht der M ö rder bin.«
» Das habe ich nie behauptet. Aber was Sie sagen, l äß t erkennen, da ß Sie mehr wissen, als Sie sollten, wenn Sie nichts damit zu tun h ä tten.«
» Ich sage nur, da ß die Antwort auf viele Fragen in Bezug auf Moore, Porter und so weiter hier zu finden ist. Alle F ä den kommen hier zusammen, und ich bleibe.«
» Detective Bosch, ich habe mich in Ihnen geirrt und Ihnen zuviel Freiheit gelassen, weil ich dachte, Sie h ä tten sich ge ä ndert. Das war ein Fehler. Sie haben mich wieder reingelegt. Sie …«
» Chief, ich tue …«
» Unterbrechen Sie mich nicht! Sie k ö nnen sich meinem ausdr ü cklichen Befehl zur ü ckzukehren widersetzen, aber Sie werden mich nicht unterbrechen. Wenn Sie nicht zur ü ckkommen wollen … Gut. Am besten w ä re es dann, Sie k ä men ü berhaupt nicht zur ü ck. Denken Sie mal dar ü ber nach. Was Sie vorher hatten, werden Sie alles verlieren.«
Nachdem Irving aufgelegt hatte, nahm sich Bosch ein zweites Tecate aus dem Eisk ü bel und z ü ndete sich am Fenster eine Zigarette an. Er war nicht besorgt wegen Irvings Drohungen – wenigstens nicht sehr. Wahrscheinlich w ü rde er vom Dienst suspendiert werden. F ü nf Tage Maximum. Das w ü rde er ü berleben. Irving konnte ihn jedoch nicht versetzen. Wohin sollte er ihn schicken? Einen schlechteren Bezirk als Hollywood gab es kaum. Statt dessen ging ihm Porters Ermordung nicht aus dem Sinn; eine Zeitlang war er in der Lage gewesen, sie zu verdr ä ngen. Aber jetzt mu ß te er
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