Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
Fenster herunter, zeigte seine Marke und fragte ihn, wer der Bo ß hier sei. Die Wache deutete auf einen Parkplatz und den Eingang des Verwaltungstraktes.
An der T ü r zu den B ü ror ä umen stand immer noch » Patienten nur in Begleitung «. Bosch ö ffnete sie, ging einen Korridor lang, nickte im Vorbeigehen einem weiteren Polizisten zu und kam schlie ß lich zu einem Schreibtisch. Er wies sich der Sekret ä rin gegen ü ber aus und bat, mit dem leitenden Entomologen sprechen zu d ü rfen. Sie machte einen kurzen Anruf und begleitete ihn zu einem nahen B ü ro, wo sie ihn einem Mann namens Roland Edson vorstellte. Mit erschrockenem Gesichtsausdruck blieb sie in der N ä he der T ü r stehen, bis ihr Edson endlich signalisierte, da ß sie gehen k ö nne.
Als sie endlich alleine im B ü ro waren, sagte Edson: » Ich t ö te beruflich Fliegen, nicht Menschen, Detective. Oder machen Sie Spa ß ? «
Edson lachte schallend, und Bosch zwang sich aus H ö flichkeit ein L ä cheln auf. Edson war ein kleiner Mann mit einem kurz ä rmeligen Hemd und einer hellgr ü nen Krawatte. Seine Glatze war mit Sommersprossen ü bers ä t und wies einige Narben auf. Er trug eine randlose Brille mit dicken Gl ä sern, die seine Augen vergr öß erten und ihm Ä hnlichkeit mit seinem beruflichen Gegner verliehen. Hinter seinem R ü cken wurde er wahrscheinlich von seinen Untergebenen » die Fliege « genannt.
Bosch erkl ä rte ihm, da ß er in einem Mordfall ermittle und ihm nicht viel ü ber den Hintergrund sagen k ö nne, weil die Untersuchung streng vertraulich sei. Und er warnte ihn, da ß andere Polizisten mit neuen Fragen kommen k ö nnten. Er erkundigte sich zuerst generell nach Zucht und Transport der sterilisierten Fruchtfliegen nach Kalifornien und hoffte, da ß der B ü rokrat durch seine interessierten Fachfragen auftauen w ü rde.
Edson gab ihm mehr oder weniger die gleiche Information, die er schon von Teresa Coraz ó n bekommen hatte, aber Bosch tat so, als ob ihm alles neu w ä re, und machte sich Notizen.
» Hier ist ein Exemplar, Detective.« Edson hielt ihm einen Briefbeschwerer aus Glas hin, in dem eine Fliege eingeschlossen war wie eine pr ä historische Ameise in Bernstein.
Bosch heuchelte Interesse und brachte dann das Gespr ä ch auf Mexicali. Edson erz ä hlte ihm, da ß das dortige Zuchtlabor EnviroBreed hei ß e und pro Woche circa drei ß ig Millionen Fliegen nach L. A. liefere.
» Wie kommen sie hierher? « fragte Bosch.
» Im Verpuppungsstadium nat ü rlich.«
» Nat ü rlich. Aber wie werden sie transportiert? «
» In der Verpuppung i ß t und bewegt sich das Insekt nicht. Es ist die Ü bergangsphase zwischen larva und imago, dem ausgewachsenen Insekt. Das ist ein praktischer Zeitpunkt f ü r den Transport. Sie werden sozusagen in Brutk ä sten geliefert. Wir nennen sie Umweltkisten. Kurz nachdem sie hier angekommen sind, haben sie ihre Metamorphose vollendet und k ö nnen in die freie Natur entlassen werden.«
» Das hei ß t, wenn sie hier ankommen, sind sie schon gef ä rbt und bestrahlt.«
» Das ist richtig. Ich habe es bereits erl ä utert.«
» Und sie sind verpuppt, keine larva. «
» Larvae hei ß t der Plural, Detective. Doch generell haben Sie recht. Das habe ich ja schon erw ä hnt.«
Bosch bekam den Eindruck, da ß Edson im Grunde ein Federfuchser war. Er hatte keine Zweifel mehr, da ß sie ihn hier » die Fliege « nannten.
» Was ist, wenn ich hier in L. A. eine larvae, ich meine eine larva, finde, die gef ä rbt, aber nicht bestrahlt ist? Ist das m ö glich? «
Edson schwieg einen Moment. Er wollte nicht gleich losreden und etwas Falsches sagen. Anscheinend war er der Typ, der jeden Abend die Quizsendungen f ü r geistige Ü berflieger im Fernsehen sah und die Fragen vor den Spielern beantwortete, sogar wenn er alleine war.
» Detective, alles ist m ö glich. Allerdings w ü rde ich sagen, da ß die von ihnen angenommene M ö glichkeit sehr unwahrscheinlich ist. Wie gesagt, die Verpuppungskisten werden durch eine Bestrahlungsanlage geschickt, bevor sie verladen werden. In diesen Kisten finden wir oft larvae unter den pupae, weil es nicht m ö glich ist, sie g ä nzlich zu trennen. Aber diese larvae sind ebenfalls bestrahlt worden. Also, meine Antwort ist nein, es ist nicht m ö glich.«
» Wenn ich also eine Person h ä tte, an deren K ö rper eine einzige pupa gefunden wurde, die gef ä rbt, jedoch nicht bestrahlt wurde, k ö nnte die Person nicht von hier kommen,
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