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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ro durch einen anderen Korridor, vorbei an weiteren B ü ros und Labors, die ehemals die Gummizellen der Verr ü ckten, S ü chtigen und Verlassenen gewesen waren. Harry konnte sich daran erinnern, wie er vor langer Zeit als Streifenpolizist mit einer Frau diesen Korridor entlang gegangen war. Er hatte sie in Verwahrsam genommen, als sie gerade im Begriff war, das Stahlger ü st hinter dem ersten O des Hollywood-Zeichens hinaufzuklettern. Bei sich hatte sie ein Nylonseil getragen, das sie schon zur Schlinge gesch ü rzt hatte. Einige Jahre sp ä ter hatte er in der Zeitung gelesen, da ß sie nach ihrer Entlassung aus dem Patton State Hospital zum Hollywood-Zeichen zur ü ckgekehrt war und zu Ende gef ü hrt hatte, was er unterbrochen hatte.
    » Das mu ß ein harter Job sein «, sagte Edson, »… mit Mord zu tun zu haben.«
    Bosch gab ihm seine Standardantwort auf solche Feststellungen: » Manchmal ist es nicht so schlimm. Wenigstens m ü ssen die Opfer, mit denen ich zu tun habe, nicht mehr leiden.«
    Edson sagte nichts mehr. Der Korridor endete vor einer schweren Stahlt ü r, die er aufstie ß . Sie betraten eine Laderampe, die in eine gro ß e Halle hinausf ü hrte. In zehn Meter Entfernung war ungef ä hr ein halbes Dutzend Arbeiter, alles Latinos, dabei, wei ß e Plastikkisten auf Sackkarren zu stellen und sie durch eine Reihe von Doppelt ü ren auf der anderen Seite zu schieben. Wie Bosch sah, hatten die Kisten ungef ä hr die Ausma ß e eines Sarges.
    Sie wurden mit einem kleinen Gabelstapler von einem Transportwagen gehoben, an dessen Seite die Aufschrift » EnviroBreed « blau aufgemalt war. Die Fahrert ü r war offen, und ein Wei ß er beaufsichtigte die Arbeit. Ein anderer Wei ß er stand mit einem Klemmbrett hinten am Lkw und ü berpr ü fte die Siegelnummern auf den Kisten.
    » Wir haben Gl ü ck «, sagte Edson. » Es wird gerade geliefert. Die Umweltkisten werden ins Labor gebracht, wo der M&M-Proze ß , das ist unser Spitzname f ü r Metamorphose, zum Abschlu ß kommt.«
    Edson deutete auf eine Reihe von sechs orangefarbenen Kleintransportern, die drau ß en auf dem Parkplatz standen.
    » Die ausgewachsenen Fliegen werden in verschlossenen Eimern mit diesen Wagen zu den Einsatzgebieten transportiert. Sie werden von Hand freigelassen. Im Moment hat das Einsatzgebiet eine Gr öß e von zweihundertf ü nfzig Quadratkilometern. Pro Woche lassen wir f ü nfzig Millionen sterilisierte Fliegen ins Freie. Auch mehr, falls m ö glich. Am Ende wird es mehr sterilisierte als wilde Fliegen geben, und dann paaren sie sich bis zur Ausrottung.« Die Stimme des Entomologen war von Siegesgewi ß heit erf ü llt. » Wollen Sie mit dem EnviroBreed-Fahrer sprechen? Ich bin sicher, er w ü rde sich freu…«
    » Nein «, unterbrach ihn Bosch. » Ich wollte nur sehen, wie es abl ä uft. Ich w ä re Ihnen verbunden, Doktor, wenn sie meinen Besuch vertraulich behandelten.«
    W ä hrend er dies sagte, bemerkte Bosch, wie der EnviroBreed-Fahrer in unverhohlen ansah. Der Mann hatte ein zerfurchtes, sonnengebr ä untes Gesicht und wei ß e Haare. Er trug einen Plantagenhut aus Stroh und rauchte eine braune Zigarette. Bosch erwiderte den Blick; der andere hatte ihn als Polizisten erkannt. Er glaubte ein angedeutetes L ä cheln auf dem Gesicht des Fahrers zu sehen, dann wandte dieser seinen Blick ab und beaufsichtigte wieder das Abladen.
    » Gibt es irgend etwas, was ich noch f ü r Sie tun k ö nnte, Detective? « fragte Edson.
    » Nein, Doc, vielen Dank f ü r Ihre Kooperation.«
    » Sie finden sicher den Ausgang.«
    Edson drehte sich um und ging durch die Stahlt ü r zur ü ck. Harry steckte sich eine Zigarette in den Mund, ohne sie anzuz ü nden. Mit der Hand wehrte er einen Schwarm Fliegen ab. Wahrscheinlich rosa Fruchtfliegen, dachte er. Dann ging er die Stufen der Laderampe hinunter und durch das Garagentor nach drau ß en.

    Auf der R ü ckfahrt Richtung Downtown entschlo ß sich Bosch, es hinter sich zu bringen und zu Teresa zu fahren. Auf dem Parkplatz des County-Universit ä tsklinikums verbrachte er zehn Minuten damit, einen ausreichend gro ß en Parkplatz f ü r seinen Caprice zu suchen. Schlie ß lich fand er einen ganz hinten auf einer kleinen Anh ö he, von wo man den alten Rangierbahnhof ü bersehen konnte. Er blieb eine Weile im Wagen sitzen, rauchte, ü berlegte sich, was er sagen sollte, und sah hinunter auf die verrosteten G ü terwaggons und Schienen. Eine Gruppe Cholos, jugendliche Latinos, in ihrer Uniform

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