Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
ü berpr ü fen, ob du deine Kanone auf dem Polizeirevier in Calexico zur Verwahrung hinterlegt hast.«
Er nickte Bosch bedeutungsvoll zu. » Die Polizei in Calexico hat ein Waffenschlie ß fach f ü r Cops, die ü ber die Grenze gehen. Sie f ü hren Buch, und du bekommst eine Quittung. Amtshilfe. Also gib sie dort ab. Nimm sie nicht mit und erz ä hl nicht hinterher, du h ä ttest sie angeblich zu Hause gelassen. Gib sie ab und steck deine Quittung ein. Dann bekommst du keine Probleme. Comprende? Es funktioniert wie ein Alibi f ü r deine Pistole, falls etwas passiert.«
Bosch nickte. Er begriff, was Corvo ihm zu verstehen gab.
Aus seiner Brieftasche zog Corvo eine Karte und gab sie Bosch: » Du kannst jederzeit anrufen. Wenn ich nicht im B ü ro bin, verst ä ndigen sie mich. Sag der Telefonzentrale, wer du bist. Ich werde ihnen deinen Namen geben und Anweisung, da ß man dich durchstellt.«
Corvo sprach jetzt schneller. Bosch nahm an, da ß er wegen des EnviroBreed-Tips aufgeregt war. Man sah es ihm an, da ß er sich kaum zur ü ckhalten konnte. Bosch betrachtete ihn im Spiegel. Die Narbe an der Wange schien jetzt dunkler zu sein, als ob sich die Farbe mit seiner Stimmung ge ä ndert h ä tte.
Corvo sah ihn im Spiegel an. » Messerstecherei «, erkl ä rte er und rieb an der Narbe. » Zihuatenajo. Ich war dort. Undercover. Mein Schie ß eisen steckte im Stiefel. Ein Typ hat mich hier erwischt, bevor ich meine Waffe ziehen konnte. Die Krankenh ä user dort kannst du vergessen. Sie haben es verpfuscht, und ich habe das hier zur ü ckbehalten. Undercover-Arbeit ist vorbei f ü r mich; ich bin zu leicht zu erkennen.«
Man merkte, da ß er die Geschichte gerne erz ä hlte. Er gl ü hte vor Wagemut dabei. Es war wohl der Moment in seinem Leben gewesen, wo er seinem Ende nahe gewesen war. Bosch wu ß te, auf welche Frage er wartete. Er fragte trotzdem.
» Und der Typ, der das getan hat? Was hat er abbekommen? «
» Ein Armenbegr ä bnis. Ich hab’ ihn umgelegt. Sobald ich die Waffe gezogen hatte.«
Wie Corvo die Geschichte erz ä hlte, h ö rte es sich fast heroisch an, einen Mann, der mit einem Messer zu einer Schie ß erei antrat, zu t ö ten. Zumindest in seinen Ohren. Bestimmt erz ä hlte er die Geschichte oft. Jedesmal, wenn er merkte, da ß jemand die Narbe anstarrte. Bosch nickte respektvoll und rutschte vom Barhocker, nachdem er Geld auf die Bar gelegt hatte.
» Vergi ß nicht unsere Abmachung. Du r ü ckst Zorillo nicht ohne mich auf die Pelle. Sag Ramos Bescheid! «
» Nat ü rlich «, stimmte Corvo ihm zu. » Aber ich garantiere nicht, da ß es passiert, w ä hrend du unten bist. Wir werden nichts ü berst ü rzen. Au ß erdem haben wir Zorillo verloren. Im Moment, hei ß t das.«
» Was soll das hei ß en, ihr habt ihn verloren? «
» Wir haben ihn seit zehn Tagen nicht mehr gesichtet. Wir glauben, da ß er auf der Ranch ist. Er ist in Deckung gegangen, hat seine Gewohnheiten ge ä ndert.«
» Gewohnheiten?«
» Der Papst liebt es, sich zu zeigen und uns zu verh ö hnen. Er f ä hrt mit dem Jeep auf seiner Ranch umher, jagt Kojoten, schie ß t mit seiner Uzi, bewundert seine Stiere. Einen besonders, einen Champion, der einmal einen Matador get ö tet hat. El Tramblar hei ß t er. Zorillo f ä hrt oft raus, um ihn sich anzusehen. In ihm erkennt er sich wohl wieder. Er ist sehr stolz. Auf alle F ä lle wurde Zorillo weder auf seiner Ranch noch auf der Plaza de Toros gesehen, wo er normalerweise sonntags ist. In den Barrios ist er auch seit einiger Zeit nicht mehr gewesen. Um seine Herkunft nicht zu vergessen, dreht er dort ö fters seine Runden. Er ist ü berall bekannt, und ihm geht einer ab, wenn er als Papst von Mexicali verehrt wird.«
Bosch versuchte sich Zorillos Leben vorzustellen. Eine Ber ü hmtheit in einer Stadt, die f ü r nichts ber ü hmt war. Er steckte sich eine Zigarette an und wollte gehen.
» Wann wurde er das letzte Mal von verl äß lichen Quellen gesichtet? «
» Wenn er noch da ist, ist er seit dem f ü nfzehnten Dezember nicht mehr aus den Ranchgeb ä uden gekommen. Das war ein Sonntag. Er war an der Plaza und hat seinen Stieren zugeschaut. Das war die letzte verl äß liche Sichtung. Danach haben wir Informanten, die ihn noch am achtzehnten gesehen haben wollen. Er soll auf der Ranch rumgewirtschaftet haben. Aber danach nichts mehr. Entweder ist er abgehauen oder in Deckung gegangen.«
» Vielleicht, weil er einen Cop umlegen lie ß .«
Corvo nickte.
Corvo wollte
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