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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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obersten Fach ein Glas Senf, eine halbleere Packung ranziger Mortadella und eine Dose Budweiser, an der noch die Plastikringe des Sechserpacks hingen. Unten in der T ü r stand eine Kilot ü te Domino-Zucker.
    Harry sah sich die Packung n ä her an, sie war nicht ge ö ffnet. Jetzt bin ich schon hier, dachte er. Warum also nicht? Er ö ffnete sie und sch ü ttete den Inhalt langsam ins Sp ü lbecken. Es sah aus wie Zucker und schmeckte wie Zucker. Sonst war nichts in der T ü te. Schlie ß lich stellte er das hei ß e Wasser an und sah zu, wie der wei ß e Berg im Abflu ß verschwand.
    Die T ü te lie ß er auf der Arbeitsfl ä che stehen und begab sich ins Badezimmer. Im Halter befand sich eine Zahnb ü rste und im Spiegelschr ä nkchen Rasierzeug. Weiter nichts.
    Im Schlafzimmer ging Bosch zuerst in den begehbaren Wandschrank. Ein paar Kleidungsst ü cke hingen auf B ü geln, und noch mehr lagen in einem W ä schekorb aus Plastik. Auf der Ablage stand ein gr ü nkarierter Koffer und ein wei ß e Schachtel mit der Aufschrift Snakes. Bosch leerte zuerst den Korb und durchsuchte die Taschen der dreckigen Hemden und Hosen. Sie waren leer. Er ging die aufgeh ä ngten Sachen durch, bis er zu der Paradeuniform am Ende des Schranks kam, die in Plastik geh ü llt war. Wenn man nicht mehr auf Streife ging, gab es nur noch einen Grund, sie aufzuheben. F ü r die Beerdigung. F ü r Bosch war es ein b ö ses Omen, ein Zeichen von fehlendem Selbstvertrauen. Wie von der Dienstvorschrift verlangt, bewahrte er eine Uniform f ü r den Fall eines Ausnahmezustandes, eines Erdbebens oder eines Aufruhrs auf. Aber seine Paradeuniform hatte er vor zehn Jahren weggeworfen.
    Der Koffer war leer, roch modrig und war seit langem nicht mehr benutzt worden. Bosch nahm als n ä chstes den Schuhkarton von der Ablage und wu ß te, da ß er leer war, bevor er ihn ö ffnete. Nur etwas Seidenpapier lag darin.
    Bosch stellte ihn zur ü ck aufs Regal und erinnerte sich an Moores Stiefel, der auf den Fliesen im Badezimmer des Hideaway stand. Er fragte sich, ob es f ü r Moores M ö rder schwierig gewesen war, ihn auszuziehen, um einen Selbstmord zu inszenieren. Oder hatte er Moore noch befohlen, ihn auszuziehen. Wahrscheinlich nicht. Der Schlag auf den Hinterkopf, den Teresa festgestellt hatte, bedeutete, da ß Moore nicht gewu ß t hatte, was passieren w ü rde. Bosch stellte sich vor, wie der M ö rder sich Moore im Schutz der Dunkelheit von hinten n ä herte und ihm den Kolben des Schrotgewehrs auf den Hinterkopf schlug. Moore bricht zusammen. Der M ö rder zieht ihm den Stiefel aus, schleift ihn ins Badezimmer, lehnt ihn gegen die Wanne und bet ä tigt beide Abz ü ge. Wischt sie ab, dr ü ckt den Daumen des Toten auf den Schaft und reibt dessen H ä nde ü ber die L ä ufe, um realistische Schmierspuren zu erzeugen. Dann stellt er den Stiefel auf die Fliesen, f ü gt noch den Holzsplitter vom Schaft hinzu, und die Szene war perfekt. Selbstmord.
    Das Einzelbett war nicht gemacht. Auf dem Nachttisch lagen ein paar Dollar Wechselgeld und ein kleines gerahmtes Foto von Moore und seiner Frau. Bosch b ü ckte sich und betrachtete es, ohne es zu ber ü hren. Sylvia l ä chelte. Sie schien in einem Restaurant zu sitzen oder an einem Tisch bei einer Hochzeitsfeier. Sie war sch ö n auf dem Bild, und ihr Mann sah sie an, als ob er sich dessen bewu ß t w ä re.
    » Mann, hast du Schei ß e gebaut, Cal «, sagte Harry vor sich hin.
    Er ging zu einer Kommode, die durch Zigarettenglut und Messerschnitzereien so ruiniert war, da ß sogar die Heilsarmee sie abgelehnt h ä tte. In der obersten Schublade lag ein Kamm und ein umgedrehter Bilderrahmen aus Kirschholz. Bosch nahm ihn in die Hand und stellte fest, da ß er leer war. Ein paar Augenblicke dachte er dar ü ber nach. Ein Blumendekor war in den Rahmen geschnitzt worden. Offensichtlich war er sehr teuer und geh ö rte nicht zum Mobiliar. Moore hatte ihn mitgebracht. Warum war er leer? Er h ä tte gern Sheehan gefragt, ob er oder jemand anders das Foto f ü r die Ermittlungen an sich genommen hatte. Leider war das nicht m ö glich, ohne gleichzeitig zu verraten, da ß er hier gewesen war.
    Die n ä chste Schublade enthielt Unterw ä sche, Socken und einen Stapel gefalteter T-Shirts. In der dritten Schublade befanden sich ebenfalls Kleidungsst ü cke, alle ordentlich von einer W ä scherei gefaltet. Unter einem Stapel Hemden lag ein Pornomagazin, das auf der Titelseite Nacktfotos einer bekannten

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